0486 - Die Voodoo-Hexe
wissen, daß ich…«
»Antworte!« brüllte Astaroth. »Der Fürstin!«
»Ich war Deshyraah«, flüsterte sie erschüttert.
»Du warst?« vernahm sie wie durch Watte die Frage der geflügelten Frau. »Was soll das heißen?«
Jetzt sank Desiree aus eigenem Willen auf die Knie. »Ich war Deshyraah«, wiederholte sie. »Ich gehörte zur Schwarzen Familie. Doch Thoronar hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin: Desiree Colon.«
»Was verbindet dich mit Thoronar?« fragte die Fürstin der Finsternis.
»Haß«, erwiderte Desiree. »Tödlicher Haß. Ich will, daß er leidet und an seinen Schmerzen stirbt.«
»Bedenke, daß Thoronar einer meiner treuesten Gefolgsleute war«, sagte die Fürstin der Finsternis.
Desiree horchte auf. »War, erhabene Herrin? So kann ich davon ausgehen, daß er tot ist?«
»Du kannst.«
»Das bedauere ich«, sagte Desiree. »Ich bedaure es zutiefst, daß er nicht mehr leiden kann. Wer tötet ihn?«
»Du!« fauchte die Geflügelte. »Mit deinem Voodoo-Zauber!«
»Ich wollte, es wäre mir gelungen«, stieß Desiree überrascht hervor. »Ich wollte ihn töten, aber nicht schnell. Ich wollte meine Rache. Daß er schon tot ist, bedauere ich zutiefst.«
»Deine Stimmungen stehen hier nicht zur Debatte«, knurrte Astaroth. »Vernähmest du nicht die schlimme Kunde, daß die Fürstin der Finsternis durch dein Einwirken eines treuen Dieners verlustig ging?«
»Nicht durch mein Einwirken!« fuhr Desiree auf. »Ich wollte nie, daß er so schnell stirbt! Es ist zu wenig Strafe für seine Untat!«
»Du bist ein merkwürdiges Geschöpf«, sagte die Fürstin der Finsternis. »Du wirkst wie ein Mensch mit starken Para-Kräften. Aber in dir fließt das Schwarze Blut der Dämonen. Du machst mich neugierig. Erzähle mir von dir. Ich will alles wissen.«
Desiree atmete tief durch.
Sie ahnte, daß sie gerade ihren Kopf aus der Schlinge gezogen hatte. Die Fürstin war neugierig geworden. Und - sie war eine Frau. Vielleicht würde sie deshalb verstehen, was Desiree antrieb.
Nichts war schrecklicher als die Wahrheit.
***
Nicole Duval jagte den BMW in Richtung St. Etienne. Sie hatte plötzlich das Gefühl, daß Zamorra ihre Hilfe brauchte, weil er allein mit Amulett und Dhyarra-Kristall nicht genügend ausrichten konnte, so stark diese magischen Waffen auch waren. Am liebsten hätte sie Ted Ewigks Arsenal aufgesucht, um sich eine neue Strahlwaffe aus den Beständen der DYNASTIE DER EWIGEN zu besorgen. Aber auch wenn der Weg nach Rom und zurück Hilfe der Regenbogenblumen, die eine »Abkürzung« durch die Welt darstellten nur ein paar Sekunden dauerte - sie mußte erst in die unergründlichen Tiefen der Kellerräume von Château Montagne hinab, und dann wollte sie auch nicht einfach so hinter Ted Ewigks Rücken zugreifen. Ihn zu verständigen - falls er überhaupt aus Südafrika zurück und schon wieder daheim in Rom war -und der Weg durch die Kellerräume, das alles dauerte viel zu lange. Gwaiyur war die andere Möglichkeit. Natürlich wußte Nicole um die Gefahren, welche mit der Benutzung des Zauberschwertes verbunden waren. Aber sie mußte es einfach riskieren. Ihr Gefühl sagte ihr, daß sie keine andere Möglichkeit hatte, Zamorra zu helfen. Sie konnte nur hoffen, daß sie noch rechtzeitig kam.
Desiree, die Voodoo-Hexe, und Astaroth, der Teufel - das war eine zu tödliche Mischung!
***
Während Zamorra auf Nicoles Eintreffen wartete, machte er sich daran, ihre Voodoo-Puppe zu zerstören. Er erhitzte das Wachs über einer Kerzenflamme und ließ es in einen leeren Yoghurtbecher abtropfen. Dabei entdeckte er die Perückenhaare wieder. Sie verbrannten stinkend in der Kerzenflamme.
Zumindest hiermit konnte also kein Unfug mehr angestellt werden. Blieb nur noch Zamorras Puppe, die erst magisch entschärft werden mußte. Zamorra wog den Dhyarra-Kristall in der Hand. Er überlegte, ob es nicht möglich war, mittels der Kristallmagie seine Haare aus der Puppe herauszuholen, ohne sie zu beschädigen. Dann brauchte er nicht auf Desiree Colons Rückkehr zu warten und zu hoffen, daß er sie zur Zusammenarbeit überreden oder zwingen konnte. Es war eine Frage der Vorstellungskraft. Der Dhyarra brauchte bildhafte Vorstellungen, die mit intensiven Gedankenbefehlen auf ihn übertragen wurden. Dann setzte er das, was wie ein Film vor dem inneren Auge des Benutzers ablief, in die Wirklichkeit um - soweit es nicht die energetische Kapazität des Sternensteins überstieg.
Aber Zamorra schaffte es nicht, sich
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