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0486 - Die Voodoo-Hexe

0486 - Die Voodoo-Hexe

Titel: 0486 - Die Voodoo-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dämonen durchaus durchschlagen werden konnte.
    Er entdeckte auch ein Zimmer, dessen Tür halb sichtbar und halb unsichtbar war - zumindest für ihn, der sich nach der Magie orientierte. Ein »Normalsterblicher« hätte sie sicher nicht entdeckt. Das mußte das Zimmer sein, von dem Nicole gesprochen hatte. Zamorra öffnete die Tür und trat vorsichtig ein.
    Das erste, was er sah, war das zerborstene Fenster. Es mußte mit ungeheurer Gewalt von außen zerschmettert worden sein; einige der Glassplitter hatten noch die gegenüberliegende Wand erreicht. Der Wind bauschte die zerfetzten Gardinenreste und die zurückgezogenen Vorhänge; vor dem Fenster war der Teppich vom Regen geradezu überschwemmt. Der Wind stand ungünstig.
    Zamorra sah sich um.
    Hier befand sich all das, was er gestern vermißt hatte. Uralte Bücher über Magie, neuzeitliche Abhandlungen über Voodoo. Fetische, Ritualgegenstände. Kreide. Einige halb heruntergebrannte Kerzen! Ein erschreckend echter Totenschädel! Ein Aschenbecher mit einer nicht gerauchten, nur zu Asche verbrannten Zigarette! Und klumpenweise Wachs! Aufgerissene Briefumschläge. Zamorra, stand handschriftlich auf dem einen, Duval auf dem zweiten. Zamorra untersuchte die Umschläge; in einem fand er ein Haar, das aussah wie Kunststoff. Nicoles Perücke, die sie gestern getragen hatte! Unwillkürlich grinste Zamorra; selbst wenn Nicole das Château verließ, konnte ihr also nichts passieren. Die Haare, die die Hexe wohl aus den Handtüchern gepflückt hatte, stammten nicht von Nicoles Kopfhaar, sondern von ihrer Perücke. Es war wohl das erste Mal, daß ihr sündhaft teurer Modetick von Vorteil war.
    Er steckte die beiden Umschläge vorsichtshalber ein und sah sich um, was er sonst noch finden konnte. Desiree Colon war alles andere als harmlos! Sogar größere Mengen Salz bewahrte sie hier in diesem Zauberzimmer, statt in der Küche auf -bekanntlich erlöst man einen Zombie von seinem untoten Dasein, indem man ihm Salz zu essen gibt! Das deutete darauf hin, daß Colon durchaus praxisbezogen experimentierte, daß sie der dunklen Seite des Voodoo-Kultes angehörte!
    Nicole hatte also recht.
    Zamorra bedauerte es, daß Nicole am Nachmittag bei ihrer Begegnung mit Astaroth und ihrer anschließenden Verhaftung keine Zeit gehabt hatte, sich in diesem Zimmer umzusehen. Dann hätte er sich von Anfang an auf düsteren Voodoo-Zauber einstellen können und vielleicht schon viel früher reagiert. Vermutlich schon am Abend. Er wäre mit Sicherheit nicht Christopher Flambeaus Einladung nach Lyon gefolgt, sondern hätte sich die Hexe sofort zur Brust genommen.
    Jetzt aber sah es so aus, als sei sie entführt worden. Das zerstörte Fenster deutete ebenso darauf hin wie die abgebrannte, nicht gerauchte Zigarette. Daß sie das Haus gegen Dämonen gefirmt hatte, bedeutete, daß sie von der Gefahr gewußt hatte, in der sie schwebte. Astaroth schien also nicht mit freundlicher Absicht hier gewesen zu sein. Er war zurückgekehrt und hatte die Hexe mitten aus ihrem »Arbeitszimmer« geholt. Hatte Zamorra deshalb keine weiteren Voodoo-Angriffe mehr registriert? Zu Astaroth paßte auch, daß er stark genug war, die von Colon angebrachten Dämonenbanner zu überwinden. Es hatte ihm vielleicht sehr weh getan, war aber kein ernsthaftes Hindernis für einen Erzdämon wie ihn.
    »Das Mädchen wagte sich also an einen Zweifrontenkrieg«, murmelte Zamorra. »Gegen Astaroth und gegen einen gewissen Professor Zamorra. Bei Merlins Bart, was soll das?«
    Plötzlich stutzte er.
    Er hatte zwei Wachsfiguren entdeckt, die ihm bislang gar nicht aufgefallen waren. Warum hatte er sie nicht gesehen? Dabei lagen sie völlig offen auf dem Teppich! Aber vielleicht lag es daran, daß er sich auf verborgene Dinge konzentriert hatte. Es bewahrheitete sich wohl wieder einmal die alte Weisheit, daß man etwas, das man verstecken will, am sichersten verbirg, indem man es völlig offen herumliegen läßt. Der Sucher wird es für vollkommen unwichtig halten oder einfach übersehen, weil er auf Geheimfächer fixiert ist.
    Zamorra ging vorsichtig in die Hocke und betrachtete die beiden Figuren.
    Die eines Mannes und einer Frau.
    Zamorra und Nicole?
    ***
    Astaroth hatte sorgfältig geplant und zielsicher zugefaßt. Er riß Colon an sich, wirbelte hinauf in die Luft, den grellen Schmerz unterdrückend, den der Abwehrzauber in ihm toben ließ. Ein kräftiger Hauch ausgeatmeten Schwefels, den er der Frau entgegenblies, nahm ihr den Atem und für

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