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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt Kostenlos Bücher Online Lesen
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abend bei Ihnen vorbei. Besorgen Sie mir bitte ein Fahrzeug.«
    »Wird erledigt, Mr. Cotton. Sonst noch etwas?«
    »Ja, Joe Rickerby. Versuchen Sie herauszubringen, wann er sich hier angesiedelt hat, mit wem er verkehrt, wer seine Geschäftspartner sind und woher er sein Geld hat.«
    »Brauchen Sie einen Haftbefehl?«
    »Das wäre verfrüht, Pender, obwohl ich genügend Haftgründe Vorbringen könnte. Wir wollen unsere Gegner in Sicherheit wiegen.«
    »Okay, Cotton, dann also bis heute abend.«
    »Bis heute abend.« Ich hängte ein.
    Kannon brachte mir die Kleidungsstücke und, was nicht zu verachten war, ein kräftiges Essen. Danach legte ich mich ein paar Stunden aufs Ohr.
    Mit Einbruch der Dunkelheit machte ich mich auf den Weg. Ich hatte das sichere Gefühl, heute noch eine bedeutsame Bekanntschaft zu machen.
    ***
    Ann Schuler löschte das Licht im Kinderzimmer und setzte sich mit einer Näharbeit unter die große Stehlampe, die in der Eßecke stand. Sie mußte sich zwingen, etwas zu tun. Unaufhörlich gingen ihre Gedanken einen Weg: zu David, der noch immer bewußtlos im Krankenhaus lag. Die letzte Nachricht des Arztes klang beruhigend, aber sie war sicher, daß man ihr nicht die ganze Wahrheit sagte.
    Was würde nun werden? Wie sollte sie die Schulden bezahlen, die Hypothekenzinsen aufbringen, wenn David nicht arbeiten konnte? Würde er überhaupt je wieder arbeiten können, wenn er durchkam? Ann war eine tapfere Frau, aber ihre Lage war so aussichtslos und so verzweifelt, daß sie den Kopf hängen ließ.
    Als vor ihrem Haus die Bremsen eines Wagens kreischten, schrak sie zusammen. Sie hörte schwere Tritte die Veranda hochkommen und hielt den Atem an.
    »Hallo! Ist da jemand?«
    Ann kroch noch mehr in sich zusammen. Warum hatte sie den Riegel nicht vorgelegt?
    Die Klinke bewegte sich nach unten, die Tür ging auf, und ein Mann trat herein, der eigentlich nichts Furchtbares an sich hatte.
    »Entschuldigen Sie, Madam«, sagte er freundlich. »Ich sah Licht bei Ihnen. Weil sich niemand meldete, bin ich einfach hereingekommen. Entschuldigen Sie vielmals, Madam.«
    »Wer sind Sie?« stieß Ann zitternd hervor.
    »Mein Name ist Bill Lansing. In Charleston nennt man mich den dicken Bill!« Er lachte satt wie einer, der alle Menschen liebt. »Ich habe von dem schweren Schicksalsschlag gehört, der Sie betroffen hat. Wirklich, es tut mir leid, furchtbar leid.«
    Während er redete, kam er näher, bis er Ann Schuler gegenüberstand. »Darf ich mich setzen?« fragte er höflich.
    Ann nickte mechanisch.
    Der Dicke ließ sich krachend in den Korbstuhl fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er sah tatsächlich aus wie ein gutmütiger Weihnachtsmann. Seine ganze Erscheinung wirkte beruhigend und Vertrauen einflößend.
    Langsam löste sich Ann aus ihrer Erstarrung. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Lansing?« fragte sie.
    Er ließ ein kollerndes Lachen hören. »Was… was Sie für mich tun können, kleine Frau? Nichts, absolut nichts! Ich bin zu Ihnen gekommen, um etwas für Sie zu tun!«
    »Für mich?« sagte Ann erstaunt. Lansing nickte ernsthaft. »Ich bin Agent, müssen Sie wissen, und ich möchte…«
    Ann sprang auf. »Sie kommen von der Siedlungsgesellschaft. Sie wollen uns das Haus wegnehmen.«
    »Aber nein, bitte, beruhigen Sie sich. Niemand will Ihnen Ihr reizendes Haus wegnehmen. Jedenfalls ich nicht. Ich habe nur gehört, daß Sie in Schwierigkeiten sind. Daß Sie vielleicht verkaufen müssen, wenn Ihnen niemand hilft.«
    »Ich brauche keine Hilfe. Wenn mein Mann aus dem Krankenhaus kommt, werden wir…«
    Diesmal war sein Lächeln nicht so jovial, eher ironisch. »Wenn Ihr Mann aus dem Krankenhaus kommt«, wiederholte er. »Wissen Sie, wann das sein wird? Ich will Ihnen keine unnützen Hoffnungen machen. Deshalb sage ich: Und wenn er überhaupt nicht kommt?«
    Ann wurde totenbleich. »Was wissen Sie?« sagte sie tonlos. »Woher kennen Sie meinen Mann? Was wollen Sie?«
    Der Dicke ließ die joviale Maske fallen. »Ich bin ein Makler, ein Agent. Es gehört zu meinem Beruf, daß ich erfahre, was in meinem Geschäft los ist. Und Sie, Mrs. Schuler, sind für mich ein Geschäft. Sie haben nur noch keine Ahnung davon. Ich arbeite auf eigene Rechnung. Meine Erkundigungen haben ergeben, daß Sie Haus und Grundstück nicht halten können. Ich biete Ihnen einen guten Preis. Einen Preis, den Ihnen sonst niemand bezahlt. Am allerwenigsten die Siedlungsgesellschaft.«
    »Verlassen Sie sofort mein Haus.« Ann

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