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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Schwachen und Feiglinge auf.
    Mike Morelli lächelte. »Wenn Sie nicht verkaufen wollen — ich zwinge Sie nicht. Unsere Gesellschaft wollte Ihnen achtzigtausend Dollar bieten. Das ist ein guter Preis!«
    Natürlich war das gelogen. Fünftausend und keinen Cent mehr, hatte der Boß gesagt. Wie bei den anderen.
    Bei Owen Flaxton machte die Summe Eindruck. »Achtzigtausend?«
    »Lassen wir das — ich habe es nur gut gemeint. — Guten Abend Miß Agnes — guten Abend Mr. Flaxton.«
    Morelli tippte an seinen Hut. Die Blinde konnte es nicht sehen. Doch diese Geste hätte sie auch nicht von ihrer Meinung abgebracht, daß Morelli ein Verbrecher war.
    »Du mußt Anzeige erstatten, Owen«, sagte sie, als die Schritte des Kleinen im Sand verklungen waren. »Morelli wird wiederkommen, und wir werden dann gehen müssen. Vielleicht ist es noch Zeit. Aber du mußt sofort etwas tun.«
    »Du siehst Gespenster«, wehrte Owen ab. »Das Angebot war doch sehr anständig!«
    Agnes lachte hart. »Und du Trottel glaubst auch nur eine Sekunde, daß es ihm ernst damit war? Ein Trinkgeld wird er dir geben — oder einen Schuß in den Rücken!«
    »So ist er nicht.«
    »Du hast deine Augen, Owen«, sagte die Frau. »Aber du bist blinder als ein Maulwurf. Wenn du nicht fährst, werde ich es tun.«
    »Fahren?« fragte der Mann. »Wohin?«
    »Nach Washington zum Federal Bureau of Investigation. Das ist die Stelle, die für solche Verbrechen zuständig ist.«
    ***
    Columbia, die zuständige FBI-Außenstelle, hatte Washington bereits über die Vorkommnisse unterrichtet. Da unsere Beamten in Columbia überfordert waren, erhielt ich den Auftrag, mich um diese mysteriöse Siedlungsgesellschaft zu kümmern.
    Gegen Mittag kam ich auf dem Flugplatz in Charleston an. Es war ein glühheißer Tag, und eigentlich hätte ich mich lieber an den Strand gelegt. Statt dessen mietete ich mir einen Wagen und fuhr nach Tempura.
    Was mir zuerst auffiel, war die geradezu unheimliche Stille, die das Küstengebiet auf einer Länge von fünf Meilen wie ein Riegel umschloß. Hier wohnten doch Menschen, und zwar, wie ich im Laufe der nächsten Stunden feststellte, in reizenden kleinen Häusern. Die Schönheit des Strandes stand dem in Miami keineswegs nach.
    In der ersten halben Stunde begegnete mir kein Mensch. Einmal sah ich jemanden auf der Veranda eines Hauses. Als er mich erblickte, flüchtete er ins Innere.
    Vielleicht war ich daran schuld, vielleicht aber auch der Kleine, der mir trotz der Hitze in einem weiten Regenmantel und einem Schlapphut entgegenkam.
    »Hallo, Fremder!« sagte er und blieb vor mir stehen.
    »Hallo!«
    »Schöne Gegend hier. Wollen Sie sich ankaufen?«
    Der Mann überschätzte meine finanziellen Mittel. Trotzdem sagte ich: »Ein verlockender Gedanke. Aber wer verkauft schon, wenn er hier ein Haus besitzt?«
    »Es kommt auf den Preis an. Wenn Sie Interesse haben«, er überreichte mir eine Geschäftskarte, »dann kommen Sie mal vorbei. Ich bin Gebietsinspektor der Gesellschaft, Morelli ist mein Name.«
    »Sehr erfreut, Mr. Morelli.« Er hoffte, daß auch ich meinen Namen nennen würde. Aber den Gefallen tat ich ihm nicht. Ich lächelte nur höflich und setztu meinen Weg fort.
    »Morelli«, murmelte ich vor mich hin. »Mike Morelli!« Dieser Name war mehrfach in dem Bericht enthalten, den wir aus Columbia bekommen hatten…
    ***
    Aber auch Morelli dachte über die Begegnung mit dem »Fremden« nach. Es gehörte zu seinem Beruf, daß er über alles orientiert war, was in seinem Abschnitt vorging. Nur so ließ sich die Herrschaft aufrechterhalten, die das Syndikat ausübte.
    Das Syndikat! Morelli lächelte. Auch sein Boß glaubte, daß er die Fäden des Unternehmens in der Hand hielt. Aber er, Mike Morelli, wußte es besser.
    Er schlug den Weg zu den Hügeln ein, der nach einer Meile zu einem riesigen Anwesen führte, das von einer hohen Mauer umschlossen war.
    Am Tor stellten sich ihm zwei Gorillas in den Weg. »Was willst du?« bellte der eine und hielt den Kleinen am Arm fest. »Der Boß ist nicht zu sprechen.«
    Wie eine Natter fuhr Morelli herum. Seine Hände verschwanden für den Bruchteil einer Sekunde zwischen seinen Mantelaufschlägen und kamen mit zwei Revolvern wieder zum Vorschein. »Finger weg«, sagte er messerscharf.
    Die beiden Gorillas grinsten überheblich. »Du fühlst dich wohl sehr stark, Kleiner, was?«
    Wenn jemand auf seine Größe anspielte, wurde Mike nervös. Plötzlich wirbelten die Hüte der Wächter in der Luft

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