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0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

Titel: 0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
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zum Sprung bereit. Meine linke Schulter begann bereits zu schmerzen, aber ich wagte nicht, mich zu bewegen. Der Wagen quietschte bei der geringsten Bewegung wie ein altes Sofa. Unaufhörlich strich der Sekundenzeiger der Leuchtblattarmbanduhr über das phosphoreszierende Rund. Sechs Minuten waren vergangen, und noch immer hatte sich nichts gerührt. Ich wußte, daß es den Kollegen ebenso ging. Die Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
    Ein kurzer Schlag ließ das Blech des Wagens nachtönen. Ich preßte die Faust fester um die Waffe und wußte, daß der Fisch am Köder schnupperte.
    ***
    Phil brachte die Zentrale der Bell Telephone Company besser als ein Wirbelwind durcheinander. Nachdem festgestellt worden war, daß der Boß wieder einmal schlauer gewesen war, ließ meinem Freund der Ehrgeiz keine Ruhe. Er hatte es fertiggebracht, fünf Spezialisten für Schaltrelais vom abendlichen Fernsehprogramm fortzuholen, die sich mit brummigem Ton an die Arbeit machten.
    Die Skizze der Verkabelung des Teilabschnittes Cathedral Street wurde aus dem Archiv geholt und sehr gründlich studiert. Außerdem waren zwei Mann damit beschäftigt, mit einem Prüfsender vom Verteilerkasten aus alle Anschlüsse festzustellen, die an einer Zapfstelle mit dranhingen. Solange kein Gespräch geführt wurde, war das eine Heidenarbeit. An Hand der Nachforschungen stellte sich heraus, daß über 600 Telefonanschlüsse einzeln überprüft werden mußten.
    Phil schleppte plötzlich das Tonbandgerät in den Schaltraum und ließ das Gespräch zwischen Suffern und seinem Auftraggeber zum 30. Male ablaufen. Vor allem interessierte ihn das Wählen der Nummer und das darauffolgende Klicken, bevor es einmal läutete.
    »Da liegt der Hase im Pfeffer«, sagte Phil zu dem Laborleiter. »Wenn Sie einen Oszillographen anschließen, können Sie den Schaltimpuls sichtbar machen. Wir rufen dann noch einmal die Nummer an und verfolgen den Impuls auf den einzelnen Leitungen.«
    »Das heißt, wir müssen 600mal telefonieren«, stöhnte der Mann im weißen Kittel, »da brechen uns ja die Zeigefinger ab.«
    »Dafür bekommen wir einen skrupellosen Verbrecher und Sie einen bösen Schwarzhörer«, sagte Phil fest entschlossen. »Ich übernehme die ersten 100 Anrufe.«
    Die zwei Mann in der Cathedral Street waren vollauf damit beschäftigt, ständig andere Verbindungen herzustellen und die Kabelanschlüsse durchzugeben. Verbissen wählte Phil alle 30 Sekunden die Nummer Murray Hill 7 - 1300, wartete, bis es einmal klickte, und legte dann schnell auf, bevor irgendwo das Telefon läutete. Er wollte nicht 99 harmlose Bürger aus dem Schlaf reißen. Es war eine sture Tätigkeit, aber sie schien Erfolg zu versprechen. Jedesmal erschien das Klicken auf dem Bildschirm des Oszillographen, mit spezifischen Kurven und Linien, die genau dem Schaltimpuls entsprachen. Da sie den Tonbandimpuls fotografiert hatten, und zehn Sekunden später das fertige Bild in Händen hielten, konnten sie augenblicklich vergleichen.
    »Eigentlich könnten Sie mal einen Roboter für so was entwickeln«, brummte, die Wählscheibe zum 60. Mal loslassend, Phil dem Operator am Oszillographen zu. Dieser zuckte nur die Achseln und sah weiterhin auf seinen Bildschirm mit der Rastereinteilung.
    Nach einer Stunde wurde Phil von einem Monteur abgelöst, der die nächsten 100 Anrufe übernahm. Phil blickte dem Mann über die Schulter, der die Bilder verglich und erkannte nur ein unübersichtliches Gewirr von hellen Linien.
    »Und das können Sie deuten?« sagte Phil respektvoll.
    »Nicht nur das, ich kann Ihnen genau sagen, warum irgendeine Linie so aussieht und nicht anders. Dafür werde ich schließlich bezahlt.«
    Nervös blickte Phil auf seine Uhr. Übernächtigt, aber stur ließ er nicht locker. Es war zehn Minuten vor zwei Uhr, und noch immer hatten sie knapp 200 Proberufe vor sich.
    »Stopp!« rief der Mann im weißen Kittel und machte die Kamera schußfertig. »Noch einmal.«
    Wieder surrte die Wählscheibe siebenmal zurück, und es klickte noch einmal. Gerade, als der Impuls sichtbar gemacht wurde, schnappte der Verschluß der Kamera. Als sie das Bild in den Händen hielten, verglichen sie es mit dem anderen.
    Haargenau stimmten die beiden Fotos überein. Zufrieden und erleichtert strich sich der Operator Über die Augen. Phil hatte schon die Muschel in der Hand und rief die Monteure in der Cathedral Street an. Diese gaben die letzte Verbindung durch, und anhand der Schaltpläne hatten sie endlich

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