0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen
Telefonhörer schlapp herunterhängen:
»Was hat das Parken zu bedeuten?« fragte ich.
»Wir hatten immer eine Stelle ausgemacht, wo ich den Wagen abstellte und die Sachen von dem Unbekannten abgeholt wurden«, sagte er kläglich. »Das passierte immer, wenn ich die Ampullen holte.«
Das Telefon schrillte. Ich nahm gleichzeitig mit Major Dempsy ab. Am anderen Ende war Phil.
»Hallo«, schnaubte er, »seit fünf Minuten glaube ich an Gespenster.«
»Wieso? Hast du die Milchtüte mit der Whiskyflasche verwechselt?«
»Ich wünschte, es wäre so. Aber leider bin ich vollständig nüchtern. Stell dir vor, in der Wohnung ist kein Mensch, obwohl wir das Gespräch von einer Zapfstelle aus mitgehört haben.«
»Das gibt es doch gar nicht«, sagte ich, »vor sechs Minuten hat Suffern mit dem Boß gesprochen und ihn unter Murray Hill 7 - 1300 angerufen. Also muß auch jemand am Apparat gewesen sein.«
»Denkste«, knurrte Phil, »wir kamen zwei Sekunden nach Schluß des Gespräches mit dem Originalschlüssel in das Apartment. Alle Fenster sind geschlossen, Kamin gibt es keinen und Falltüren auch nicht. Hier hält sich nicht einmal eine Maus auf.«
»Phil«, sagte ich sanft, »ich kannte mal einen, bei dem fing es auch so an.«
»Ich weiß, der sitzt heute noch in der Klapsmühle«, knurrte mein Freund.
»Wenn es dich beruhigt, schaue ich auch noch in der Zuckerdose nach, ob sich der Boß dort verborgen hält.«
Kopfschüttelnd legte ich auf, dann holte ich einen Stadtplan hervor und ließ mir erst einmal von Suffern zeigen, wo er genau seinen Wagen parken sollte. Er fand die Stelle, und ich markierte mir die Punkte, wo wir uns postieren wollten, um den Boß abzufangen, wenn er die Sprengmunition abholen wollte. Die Frage, wie Suffern nachts das Camp verließ, um heimlich nach New York zu fahren, klärte Dempsy. Danach hatte der Pionier eine Stelle im Zaun so präpariert, daß er nach Lösen von ein paar Klammern durch den Maschendraht schlüpfen konnte. Seinen Wagen hatte er in einem nahen Waldgrundstück geparkt.
Dempsy war einverstanden, daß wir Suffern mit nach New York nahmen. Die beiden Militärpolizisten sollten uns begleiten und auf Suffern aufpassen, der vor ein Militärgericht gestellt werden sollte:
Nachdem ich noch ein paar Telefongespräche mit New York geführt hätte, brachen wir auf. Mac fuhr mit mir im Jaguar, Suffern wurde mit Handschellen gefesselt und nahm im Jeep Platz, den der zweite MP steuerte. Zuerst suchten wir den Wagen von Suffern, der geschickt unter Zweigen getarnt keine 500 Yard von dem Camp entfernt abgestellt war. Mac übernahm das Steuer des Dodge und setzte sich an den Schluß des Konvois.
Eine knappe Stunde später waren wir in New York im Distriktgebäude. Suffern mußte vorläufig mit einer unserer Einzelzellen vorliebnehmen, während wir uns zur Einsatzbesprechung bei Mr. High einfanden.
»Die Sache mit dem Telefon ist geklärt«, sagte der Chef. »Es war kein Gespenst, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, der eine Menge von Elektronik versteht.«
»Ich nehme an, er hat das Telefon von Jane Milford angezapft und befand sich ganz woanders als in dem Apartment zur Zeit des Anrufes.«
»Genau«, sagte Mr. High, »unsere Techniker haben die Anzapfstelle gefunden, sie befindet sich im Verteilerkasten des Kellers. Der Boß kann sowohl Gespräche abfangen, als auch selber die Nummer anrufen.«
»Und wo ist sein Anschluß?« fragte ich neugierig.
»Den suchen die Spezialisten von der Bell Telephone Company noch«, sagte Mr. High achselzuckend. »Phil ist dort und gibt uns sofort Bescheid, wenn sie die Adresse herausgefunden haben. Das Gespräch haben wir zwar auf Band, aber damit läßt sich der Anschluß nicht fixieren.«
Wir besprachen jetzt den Einsatz von Suffern. Mr. High wollte kein Risiko eingehen. Er stellte zwei Dutzend Agenten ab, die Suffern auf Schritt und Tritt bewachen sollten, wenn er seinen Wagen verließ, um den postlagernden Brief zu holen. Wir nahmen als sicher an, daß der Boß die Ankunft Sufferns aus der Menge heraus beobachten würde, und konnten deshalb kein Double einsetzen. Der Verbrecher schien einen sicheren Instinkt für alle Fallen zu haben, die wir aufbauten, und darum mußte Suffern persönlich eingesetzt werden.
Stunden, bevor es soweit war, wurde der Parkplatz umstellt. Es handelte sich um eine dunkle Ecke direkt neben einem Kino in der 42nd Street. Wir hatten den Besitzer des Hauses angerufen und die Erlaubnis erhalten, drei Mann in
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