0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen
die Nummer festgestellt, von der aus die Anrufe in Jane Milfords Wohnung abgefangen wurden. Neugierig beugte sich Phil über die Schulter der anderen und sah sich den Namen und die Adresse des Anschlußinhabers an.
Die Wohnung lag in Bronx, und Phil brauchte keinen Bleistift, um sich die Adresse zu notieren. Er prägte sich den Namen ein und riß den Hut vom Ständer.
»Das Vaterland wird es euch danken«, rief er noch pathetisch, dann verschwand er. Mit langen Sprüngen raste er die Treppe hinunter zu seinem Wagen, der dicht beim Portal parkte. Es war eine Minute nach zwei, als er startete und den ersten Gang einwarf. Quietschend wendete der Chevy, und Phil jagte seinem nächsten Einsatz am Central Bahnhof zu.
Über Sprechfunk erkundigte er sich nach dem Stand der Aktion bei der Zentrale. Fünf Minuten nach zwei Uhr wurde ihm mitgeteilt, daß noch alles ruhig sei. Phil nahm etwas Gas weg, bog in die Park Avenue ein und rollte dem Riesenbahnhof zu, der sich zu seiner Rechten erhob. In der Vanderbilt Street sah er den Omnibus mit gelöschten Lichtern startbereit stehen, dann tauchte vor ihm der Lieferwagen auf und dahinter der Dodge. Phil war in die 42nd Street eingebogen und fuhr langsam vorbei, die Augen wie ein Luchs geöffnet. Er glaubte einen Schatten am Dodge zu sehen, drehte aber nicht den Kopf, sondern bog ruhig in die Nebenstraße ein, wo der Greyhoundbus auf ihn wartete. Dort ließ er den Chevy stehen und schwang sich mit ein paar schnellen Schritten in die Fahrerkabine des Omnibusses.
»Wie steht es?« fragte er Murphy, der ihn solange am Steuer vertreten hatte.
»Nichts bis jetzt«, raunte dieser, als im gleichen Augenblick das vereinbarte Codewort aus dem tragbaren Sprechgerät kam, das vor ihnen am Rückspiegel baumelte.
Phil startete, Murphy riß den Revolver heraus und entsicherte. Brummend schoß der Wagen vorwärts und stellte sich quer über die 42nd Street. Es blieb kein Platz mehr für einen Wagen zum Passieren. Gleichzeitig fegten die drei Taxis am anderen Ende los und riegelten die Straße am anderen Ende ab. Ein Schuß peitschte auf. Phil ließ sich einfach aus dem Bus fallen.
***
Es klang, als habe jemand mit einem metallenen Gegenstand aus Versehen an die Karosserie geschlagen. Ich lauschte noch ein paar Sekunden, doch das Geräusch wiederholte sich nicht. Statt dessen hörte ich ein ganz leises Rascheln, so, als werde eine Plastikhülle vom Wagen gezogen. Ich hatte das Gefühl, als stehe der Gangster neben der vorderen rechten Tür und angle das für ihn bestimmte Paket aus dem Wagen.
Mit einem Ruck ließ ich den Deckel meines Verstecks aufschnappen und schnellte auf die Straße. Die Taschenlampe flammte auf, und ich beleuchtete eine schwarzgekleidete Gestalt, die sich eng an den Wagen preßte und merkwürdigerweise nicht größer war als der Wagen hoch. Auf Höhe des Wagendaches strahlte ich eine Baskenmütze an, die bis zu den Augenbrauen gezogen war.
Unterhalb der Augen begann sofort ein schwarzer Wollschal, der vom Gesicht nichts freiließ. Mit blitzschneller Bewegung ließ der Mann neben sich das Paket fallen, das er aus dem Auto geholt hatte. Er warf einen hellen Gegenstand nach mir, bevor ich noch den Mund aufmachen konnte, um ihn anzurufen. Er handelte schneller als ein Roboter, denn ich sah ihn noch zusammenzucken, als die Nebelpatrone hochging.
»Stopp!« schrie ich und machte einen Schritt zur Seite. Neben mir fiel die Metallhülse zu Boden und stieß unter Überdruck einen weißen Nebel aus, der im Nu die ganze Ecke undurchsichtig machte. Ich raste um den hinteren Kotflügel, obwohl ich nichts sehen konnte, und hielt die Taschenlampe mit gestrecktem Arm weit ab von mir. Gleichzeitig hörte ich die Kollegen eingreifen, sah ein paar Scheinwerfer undeutlich aufleuchten und wie Polypenarme im Nebel herumstochern. Ein Schuß klang auf und pfiff mir dicht Über das Handgelenk mit der Lampe. Ich hatte nicht einmal den Mündungsblitz erkennen können. Nur der Dodge zu meiner Linken gab mir einen Orientierungspunkt -ab. Ich tastete mich mit der freien Hand vorwärts, bis ich plötzlich stolperte.
Von allen Seiten drangen die Kollegen zum Wagen heran. Der Nebel reichte höchstens 15 Schritt weit, und rings um die weiße Watte war ein dichter Kordon gezogen. Der Gangster konnte auf keinen Fall die Straße verlassen, und lange würde sich der Nebel nicht mehr halten.
Ich wußte sofort, wie der Mann zum Wagen gekommen war, als ich mir das Knie schmerzhaft anstieß. Der
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