0487 - Im Tempel des Drachen
stumm vor Glück.
Mein Gott, ich gönnte es ihnen. Wie lange hatte sich Suko herumgequält! Nach Shaos »Tod« war er völlig am Boden zerstört gewesen, aber er hatte sich wieder gefangen, auch durch die Hilfe seiner Freunde, wie den Conollys und mir.
Wenn Sheila und Bill das hätten sehen können, sie hätten sich mit Suko gefreut.
Aber die beiden befanden sich nicht in England. Sie waren nach Rom gefahren und wollten auch über Ostern dort bleiben. Ihren Sohn Johnny hatten sie mitgenommen.
Ich gönnte ihnen den Urlaub.
Noch immer stand ich am Fenster und schaute ins Leere. Bis ich Shaos Stimme hörte.
»John, willst du mich nicht begrüßen?«
Ich drehte mich sehr langsam um. Sie und Suko standen jetzt nebeneinander, hielten sich aber noch an den Händen. Beide sahen glücklich aus.
»Gern.«
Ich ging auf sie zu. Shao löste sich von Sukos Berührung. Sie kam mir entgegen.
Dann lagen wir uns in den Armen. Ich spürte ihr Zittern, dann ihre Stimme dicht an meinem Ohr.
»Ich freue mich, daß ihr beide noch lebt. Daß ihr den Schrecken und das Grauen überstanden habt.«
»Wir sind eben nicht totzukriegen«, antwortete ich etwas lässig. Shao nahm die Sache ernster.
»John, du solltest nicht spotten. Es gibt Kräfte, die trachten euch nach dem Leben.«
»Shimada?«
Sie drückte sich von mir. »Ja, und deswegen bin ich auch gekommen.«
»Sollen wir uns nicht setzen?«
»Natürlich.«
Shao und Suko nahmen auf der Couch Platz. Sie blieben eng nebeneinander hocken. Verständlich.
Sukos Hand ging auf Wanderschaft. Er mußte Shao einfach anfassen. Sie legte ihren Kopf zur Seite, und Suko bat darum, die Maske zu entfernen.
Das tat Shao auch. Ich schaute ihr gespannt zu. Das völlig normale Gesicht kam unter der Maske zum Vorschein. Verändert hatte sich die Chinesin nicht.
Suko schaute sie an. Er nickte und lächelte dabei. »Ja, du bist es«, flüsterte er. »Du bist es wirklich. Du hast dich nicht verändert, du gehörst zu mir…« Er sagte noch mehr Dinge, die jedoch nur Shao und ihn etwas angingen.
Ich war froh über Shaos Erscheinen. Sie war nicht ohne Grund gekommen. Sie kannte unsere Probleme, und sie würde unter allen Umständen versuchen, uns zu helfen.
»Sollen wir nicht besser Yakup wecken?« schlug ich vor.
»Nicht nötig, ich bin schon da.« Die Schlafzimmertür öffnete sich, und Yakup stand auf der Schwelle. Er nickte uns zu. »Ich habe eine Stimme gehört und konnte es kaum glauben, aber jetzt sehe ich es. Shao, ich freue mich.«
Er ging mit etwas steifen Schritten auf sie zu und reichte ihr die Hand.
Shao blieb sitzen. Sie lächelte Yakup an. »Noch immer ist es uns nicht gelungen, den gemeinsamen Feind zu stürzen.«
Der Türke richtete sich auf. »Shimada ist schlau und stark. Vielleicht bekommen wir ihn diesmal.«
»Deswegen bin auch ich hier.«
»Siehst du eine Chance?« fragte ich.
Shao rückte ein wenig von Suko ab und setzte sich gerade hin. »Ja, ich sehe die Chance. Ich habe sie immer gesehen…«
»Entschuldige, wenn ich dich unterbreche«, sagte Yakup. »Sprechen wir von Shaos Vernichtung?«
»Nein, davon nicht. Es geht mir primär um euren Fall. Ich meine, die Reise nach Tibet.«
»Davon weißt du?«
»Ja, John, und jetzt hört zu. Als normaler Mann, der ich früher gewesen bin, hätte ich längst nicht den Durchblick gehabt, den man mir heute gestattet. Es ist vieles anders geworden. Ich kann Dinge erkennen, die zwischen den Welten liegen, aber ich komme manchmal nicht heran, weil es einfach zu viele Hindernisse gibt. Gerade bei Shimada, der ein Günstling der Pandora ist. Aber zu ihr führt die Spur heute nicht. Wir wollen an die Waffe.«
»Die du auch kennst?« fragte Suko.
»Ja, ich kenne sie.«
»Dann weißt du mehr als wir!« fügte ich hinzu.
Shao lächelte schmal. »Deshalb bin ich zu euch gekommen. Ich will euch helfen.«
»Wir brauchen die Waffe«, sagte Yakup.
»Du weißt, daß es eine Waffe ist?« fragte Shao.
»Wir nehmen es an!«
Shao stand auf und begann mit einer Wanderung durch den Raum. »Im fernen Tibet, dem Land der Rätsel und Geheimnisse werdet ihr das finden, wonach ihr so lange gesucht habt. Es ist der Tempel des Drachen, den ihr finden müßt.«
»Stand der Weg auf den vier Teilen der Pläne?« fragte ich.
»Ja, so war es.«
»Und wir haben nur einen«, flüsterte Suko.
»Shimada besitzt drei«, sagte Shao, »das weiß ich. Doch das ist nicht weiter schlimm. Ich werde euch sagen, wo ihr den Tempel findet und was euch dort
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