0488 - Blutregen
UNBESIEGBARKEIT BESIEGT WIRD. DANN GEBE ICH DIR DEINE GELIEBTE FREI: GELINGT ES DIR NICHT, SO WERDE ICH IHR LEBEN TRINKEN, DAS ROBOR MIR OHNEHIN SCHON WEIHTE. DU HAST EINEN TAG UND EINE NACHT ZEIT,; ZU TUN, WAS GETAN WERDEN MUSS. DANN WERDE ICH DICH WIEDER ZU MIR RUFEN. IST ROBOR TOT, SO MAGST DU MIT SULA GEHEN. LEBT ROBOR NOCH, STERBT IHR BEIDE. DIES IST ES, WAS ICH DIR SAGE.
Landaron lief es kalt über den Rücken. »Hast du nicht bei der Beschwörung, deren Zeuge ich wurde, Robor deinen treuen Diener genannt, den du für deine Dienste belohnen wolltest?« stieß er hervor. »Gaap, wirst du nicht auch deinen treuen Diener Landaron«, er unterlegte den Namen mit hörbarem Spott, »ähnlich belohnen, wenn er seine Schuldigkeit getan hat?«
Doch Gaap lachte nur und wurde wieder unsichtbar, ebenso wie die vier Gestalten, die sich hinter ihm bewegt hatten. Und immer noch konnte Landaron nicht zu Sula Vordringen.
»Hilf mir doch!« bettelte sie. »Hilf mir, Nik! Ich will hier nicht sterben!«
»Das wirst du nicht«, sagte er. »Verlaß dich auf mich. Ich werde dich befreien.«
Da stieß der Dämon ihn aus der Schwärze in die Nacht.
***
Da war ein brennender Schmerz im Gesicht. Erst auf der rechten Wange, dann auf der linken, und als Nicole die Augen öffnete, sah sie Cristofero über sich gebeugt, die Augen geweitet. »Par Dieu!« stieß er hervor. »Mitnichten ist es meine Art, Damen zu ohrfeigen, doch, je vous demande pardon, ich sah keine andere Möglichkeit, Euch wieder aufzuwecken!«
Nicole schüttelte sich heftig. Verwirrt sah sie sich um. Cristofero half ihr, sich aufzurichten. »Was ist passiert?« fragte sie.
Er drückte ihr den Blaster in die Hand. »Den habt Ihr verloren«, erklärte er. »Die Männer in den Kutten müssen über unheimliche Kräfte verfügen. Ihre Macht wirkte lange auf Euch nach.«
Nicole nickte. Die Erinnerung kehrte zurück. Die drei Wächter, Xolox, die Kuttenträger, die scheinbar körperlos waren und sich unheimlich schnell schwebend fortbewegen konnten… »Das sieht nun wohl reichlich übel aus«, sagte sie. »Sie haben uns zu früh durchschaut.«
»Ja!« behauptete er. »Weil Ihr so auffällig gekleidet seid! Ich dagegen…«
Nicole stoppte seinen Redefluß. »Wo sind die drei Wächter?«
»Eilends entfleucht, so hurtig ihre krummen Beine sie trugen«, berichtete Cristofero. »So bald wird dieser Pöbel uns wohl nicht wieder mit der Nähe seiner unangenehmen Ausdünstung belästigen!« Er rümpfte doch wahrhaftig die Nase, als meine er seine Worte ernst!
»Ich bin da anderer Ansicht«, widersprach Nicole. »Sie werden Verstärkung holen. Wir haben einen Bruder vom Stein angegriffen. Das vergessen sie uns nicht. Auch wenn die Wächter selbst nicht an uns interessiert wären, so müßte doch jetzt die Bruderschaft zuschlagen. Sie kann sich das nicht gefallen lassen.«
»Wie sollten sie davon wissen? Diesen Xolox habt Ihr niedergeschossen, und die Kuttenträger sind zu Staub zerfallen.«
Nicole schüttelte den Kopf. »Strengt einmal Eure kleinen grauen Zellen an, Don Cristofero«, bat sie.
»Meine was bitte, wenn’s beliebt? Wäret Ihr vielleicht so gütig, Euch diesbezüglich etwas allgemeinverständlicher zu artikulieren?«
Nicole seufzte. Natürlich - Cristoferos Zeit lag rund 320 Jahre zurück! »Ihr hättet Euren Aufenthalt in Pembroke Castle nutzen sollen, Sir Arthur Conan Doyles Romane um den Detektiv Sherlock Holmes zu lesen«, sagte sie. »Die sind spannend und lehrreich. Außerdem wüßtet Ihr dann, was mit den kleinen grauen Zellen gemeint ist - das sind Gehirnzellen, Mann Gottes!«
»Gehirnzellen?« Cristofero erschauerte. »Man steckt Gehirne in Zellen? Aber -aber Mademoiselle! Das ist ja grauenhaft! Und so sinnlos! Was sollte es nützen, ein Gehirn einzusperren? Wäre es nicht besser, den ganzen Menschen…«
Nicole seufzte. »Himmeldieberge, warum will dieser verrückte Typ mich einfach nicht verstehen? Grande, Monsieur, Señor, Don oder wie auch immer - das menschliche Gehirn besteht aus Millionen winziger Zellen, an deren Oberfläche die Denkprozesse ablaufen!«
»Meins nicht!« unterbrach Cristofero sie prompt. »In meinem Hirn gibt es keine Zellen; ich sperre niemanden darin ein. Vermerket dies in Eurem Gedächtnis, damit Ihr mir nicht noch einmal mit solchem Unfug kommt! Ah, Ihr seid ein Schelm, Mademoiselle. Ihr wolltet mich hereinlegen. Doch steht mir momentan nicht der Sinn nach solch dümmlichen Witzen, mit denen sich allenfalls das niedere
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