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0488 - Die Mumie und der Totengott

0488 - Die Mumie und der Totengott

Titel: 0488 - Die Mumie und der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wahrscheinlich auch ein ehemaliger Sklave – schaute mich an, als wäre ich ein Geist. Er schlug auch nicht zu. Die Augen waren weit aufgerissen, so daß ich das Weiße darin schimmern sah.
    Deckungslos bot er mir sein Gesicht mit dem breiten eckigen Kinn an. Ich schlug zu.
    Nicht mit der Faust, weil ich mir an seinem Kinn nicht die Knöchel brechen wollte.
    Meine Handkante fegte nach unten.
    Der Treffer saß.
    Plötzlich durchlief ein Zittern den Körper des gewaltigen Sklaventreibers. Er wankte noch zurück und brach bereits nach dem ersten Schritt zusammen.
    Schwer fiel er auf die Seite, rollte bis gegen die Wand und blieb dort liegen.
    Ich kümmerte mich um den Sklaven. Dessen Haut war auf dem Rücken aufgeplatzt. Der Feuerschein floß über die langen, dunklen Streifen. Er hatte noch immer die kniende Haltung eingenommen und nicht mitbekommen, was sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte.
    Ich reichte ihm die Hand.
    Er starrte mich nur an, sein Gesicht zeigte Schmerz und Überraschung. Als ich lächelte, griff er zu und ließ sich von mir in die Höhe ziehen, ohne den Tonkrug von der Schulter gleiten zu lassen. Es kam mir vor, als wäre dieser auf seinem Körper festgeklebt.
    »Geh«, sagte ich und schüttelte gleichzeitig den Kopf, weil er mich sowieso nicht verstand.
    Erst als ich zur Seite trat, verstand er die Geste und setzte seinen Weg auf zitternden Beinen fort.
    Für mich war es die Gelegenheit, ihm zu folgen. Er würde mich bestimmt an das Ziel bringen.
    Je länger ich darüber nachdachte, um so mehr kam ich zu dem Entschluß, daß ich mich im Innern einer Pyramide befinden mußte.
    Pyramiden sind Grabstätten. Für wen diese gebaut worden war, darüber konnte ich nicht einmal spekulieren. Möglicherweise für einen Pharao, aber leider war diese nicht gläsern, und die dicken Steine verwehrten mir jeden Blick nach draußen.
    Es gab glücklicherweise Luftschlitze, sonst hätte ich kaum atmen können, denn auch das Licht der Fackeln verbrauchte Sauerstoff.
    Bevor ich mich an die Verfolgung machte, schaute ich noch einmal zurück. Der Sklaventreiber lag nach wie vor regungslos am Boden. Er wirkte wie eine übergroße Puppe. Weitere Sklaven kamen nicht mehr. Wahrscheinlich war derjenige vor mir der letzte gewesen.
    Das lief gut…
    Ich schlich hinter ihm her. Dabei tauchte ich ein in die vom Fackellicht erhellte Düsternis eines Pyramidengangs, der einen festen Untergrund besaß. Der Stollen führte in die Tiefe. Zahlreiche Füße hatten Staub und feinen Sand hochgewirbelt, der sich wolkenartig innerhalb des Ganges verteilte.
    Es dauerte seine Zeit, bis sich die Teilchen wieder auf den Boden gelegt hatten, und so schritt ich manchmal wie durch einen trockenen Nebel, der schon bald auf meiner schweißfeuchten Gesichtshaut klebte.
    Da sich der Gang etwas senkte, konnte auch der Sklave trotz seiner Last schneller laufen. Die nackten Füße klatschten rhythmisch auf die Steine, manchmal hörte ich das schmerzvolle Stöhnen des Mannes. Die Wunden auf seinem Rücken mußten behandelt werden, doch wer tat dies schon bei einem Sklaven?
    Ich kam mir vor, wie in einem riesigen Sarg eingeschlossen. Die dunklen Mauern schienen manchmal auf mich zuzuwachsen und mich erdrücken zu wollen. Wenn der Fackelschein einen Ausschnitt hervorholte und sich dabei bewegte, entstand der Eindruck, daß auch die großen Steine anfingen zu tanzen.
    Aber die Umgebung veränderte sich auch. Weit vor mir sah ich ein helleres Licht.
    Es wurde ebenfalls vom Schein der Fackeln abgegeben. Rot, schwarz und manchmal mit hellen Punkten versehen, tanzte es durch das Innere dieses gewaltigen Grabmals, floß von verschiedenen Seiten aufeinander zu, so daß ich den Eindruck bekam, bald eine gewaltige Grabkammer zu erreichen.
    Ich hörte auch Stimmen.
    Mehr ein Murmeln und schon fast mit einem monoton klingenden Gesang zu vergleichen. Wer dort redete, war noch nicht zu sehen, aber wenig später mündete der Gang in eine Art Grabhalle, wo sich zahlreiche Personen versammelt hatten.
    Ich betrat die Halle nicht. Kurz vor der Einmündung drückte ich mich in den Schatten einer Wand und wartete dort ab.
    Da ich meinen Platz günstig gewählt hatte, konnte ich selbst sehen, ohne gesehen zu werden. Der Sklave taumelte mit seiner Last dorthin, wo auch die meisten Krüge und Gefäße standen. Man hatte sie zusammen mit anderen Grabbeigaben an der Rückwand aufgereiht.
    Lebensmittel, Amulette, eine schmale Barke, ein toter Vogelkörper und auch Kleidung

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