0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
sehen.
Er wußte, wie man sich verkaufte, wartete ab und ließ die Spannung steigen.
Dann aber kam er. Und er schob sich wie ein Phantom aus dem noch dunklen Hintergrund hervor.
Die Scheinwerfer blieben in Ruhestellung, so daß er in deren hellen Kreis hineintreten konnte.
Er kam wie ein König, wie der große Zampano, und wahrscheinlich fühlte er sich auch so.
Ich schaute ihn mir genau an. Der Scheinwerfer war sehr hell, bleich und scharf, so daß Blakes Umrisse überdeutlich hervortraten und jeder seine Bewegungen bei den Zauberkunststücken genau verfolgen konnte. Er präsentierte sich bewußt so. Niemand sollte sehen, daß er durch Dunkelheit geleimt wurde.
Im Hintergrund lagen seine Utensilien auf einem Tisch. Ringe, Blumen, Karten, Kartons und so weiter.
Blake sah so aus, wie ich ihn kannte. Nur trug er diesmal seinen langen Mantel nicht. Er hatte ihn gegen einen pechschwarzen Smoking eingetauscht, der ihn eleganter erscheinen ließ. Und auch geheimnisvoller, denn die dunkle Brille hatte er nicht abgenommen. Auch trug er noch den Zylinder. Das Material glänzte seidig.
Seine Hände umklammerten den Stock. Ich hatte noch in Erinnerung, daß sich der Griff aus einem Schlangenkopf zusammensetzte. Hier sah ich ihn nicht, denn Blake verdeckte ihn mit beiden Händen.
Er ließ sich Zeit. Inmitten des weißen Lichtkreises blieb er stehen und deutete so etwas wie eine Verbeugung an.
Wieder dröhnte die Stimme des Disc-Jockeys durch den Raum. »Applaus für den Meister. Zeigt ihm, Freunde, daß er der Größte unter den Magiern ist.«
Die Gäste gehorchten.
Bei jungen Leuten ist Klatschen nicht üblich. Das stellte ich auch hier wieder fest. Es wurde gejohlt, getrampelt und gepfiffen. Manche waren aufgesprungen und klatschten in die Hände, wobei sie die Arme über ihrem Kopf bewegten.
Blake löste eine Hand von dem Stockgriff und winkte ab. »Es reicht aus, Freunde, danke sehr, es reicht. Wenn ihr noch etwas Beifall für später aufheben könntet?«
Das kam an. Die Gäste lachten und setzten sich wieder hin. Wer zu lange stehen blieb, wurde von seinem Hintermann kurzerhand auf den Sitz gezogen.
Blake sprach in ein Mikro. Er hatte es an seinem Revers befestigt, dicht neben einer roten Nelke.
»Ich freue mich, daß ihr so zahlreich erschienen seid, um meine Schau zu begleiten, und ich verspreche euch, mir an diesem Abend besonders viel Mühe zu geben.. Heute soll eine Schau laufen, die alles in den Schatten stellt, was ich bisher geboten habe. Ich werde euch beweisen, daß es Zombies gibt.« Er schnickte mit dem Finger. »Ja, Freunde, ich zaubere euch die lebenden Toten herbei, aber es ist schwer, dabei brauche ich Unterstützung. Wer von euch fühlte sich stark genug, um mir beim Herbeizaubern der Untoten zu helfen und sich vielleicht als wirklich Lebender in deren Kreis einzureihen?«
Die Frage schwebte noch als Echo durch den Raum, aber kein Arm reckte sich in die Höhe.
»Niemand?« Bedauern klang aus der Stimme des Magiers. »Das ist schade. Ich hatte gehofft, daß zumindest einer den Mut aufbringt und sich meldet.«
Nach diesem Satz konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wahrscheinlich waren seine Worte an mich gerichtet gewesen. Er rechnete damit, daß ich mich unter den Zuschauern befand.
Ich wollte ihm den Gefallen tun, kam leider nicht mehr dazu, mich zu melden, denn Blake sprach weiter.
»Ich wußte, daß es so laufen würde, denn ich habe hier Erfahrungen sammeln können. Aus diesem Grunde habe ich vorgesorgt. An den vorherigen Abenden bin ich allein aufgetreten, heute aber komme ich mit einer Assistentin. Applaus für die Schöne aus dem Schatten!«
Er drehte sich um, wies nach rechts, und aus dem Dunkeln schälte sich eine Frauengestalt hervor.
Die Assistentinnen der Zauberer sind normalerweise mit Glitzerkostümen ausstaffierte junge Damen. Dies hier war auch eine junge Frau, aber sie trug keine Kostümierung, die sehr auffällig war.
Eine lange schwarze Perücke, ein Nichts von Gewand und vorn offen, so daß die blanken Brüste angestrahlt wurden und beim Gehen leicht schaukelten.
Um ihre Hüften lag ein schmaler Gürtel. Er hielt einen dünnen Schleier, der die Beine nur zum Teil bedeckte und an den hochhackigen Schuhen erst endete.
Ich rutschte vom Hocker, während um mich herum die Hölle losbrach. Das hatten die Gäste nicht erwartet. Eine halbnackte Assistentin.
Wenn das keine Schau war.
Nur für mich nicht. Ich kannte die Frau, und zwar sehr gut, sehr gut.
Sie war
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