0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
entdeckt, weil die Ränder der Straße durch die Fahrzeuge der Disco-Gäste verstopft waren.
Keine Chance für uns.
Langsam rollten Suko und ich an den Autos und Motorrädern vorbei. Nichts wies daraufhin, daß sich dieser Blake in unmittelbarer Nähe befand, bis Suko sich noch einmal umdrehte.
»Was hast du?«
»Ich glaube, John, daß ich seinen Namen gelesen habe.«
»Wo?«
»Über dem Eingang?«
»Soll ich zurückfahren?«
»Nein, wir stellen erst den Wagen ab.«
Es war noch ziemlich früh. Erst nach achtzehn Uhr, aber die Disco schien »in« zu sein; vor ihr parkten zahlreiche Fahrzeuge.
Wir rollten durch bis fast zum Ende der Straße, wo wir ein leeres Grundstück fanden. Später sollten hier Wohnhäuser gebaut werden, wie ein Schild verkündete.
Auf dem Grundstück stellten wir den Wagen ab. Rechts davon schleifte hohes Unkraut an der Karosse entlang.
Suko reckte sich, als er ausstieg, schaute sich um und sah auch in den noch wolkenfreien Himmel.
Die Sonne hatte nicht mehr die Kraft des Mittags, dennoch war es warm.
»Das kann eine heiße Nacht werden«, sagte mein Partner.
»Glaube ich auch.«
Gemeinsam gingen wir den Weg zurück. Uns kamen Wagen entgegen, deren Fahrer ebenfalls noch Parkplätze suchten. Das Geräusch langsam fahrender Motorräder ließ dröhnende Echos über die Straße und zwischen den Hauswänden schwingen.
Über der rot angepinselten Eingangsfassade der Disco leuchtete bereits die Reklame. In grünen Buchstaben flimmerte der Name auf.
FEVER
Sie hieß also Fieber, und ich konnte mir vorstellen, daß es in ihrem Innern heiß herging. Die Tür stand offen. Wir hörten die Musik über die Straße schallen. Vor dem Eingang des Lokals hatten sich Gäste versammelt. Junge Leute zwischen vierzehn und achtzehn Jahren. Bunt und poppig gekleidet, eben im Disco-Look.
Entsprechend waren auch die Haarschnitte, ob Männchen oder Weibchen, das Gel war »in«. Damit wurden die Haare gestylt und zu den tollsten Frisuren getürmt.
Aber auch Glatzköpfe sahen wir oder Typen, deren Haarschnitte Streichholzlänge besaßen. Diese Leute schworen auf ihre Lederkleidung, und sie standen auch nicht weit von ihren aufgebockten heißen Öfen entfernt. Direkte Rocker waren es nicht.
Eher junge Menschen, die ihre Identitätsprobleme hatten und mit der auslaufenden Pubertät noch nicht fertig geworden waren. Ich war sicher, daß auch sie die Richtung fanden, wenn sie einmal älter waren. In der Jugend flippte jeder mal aus. Mir war es nicht anders ergangen. Es gehört einfach dazu.
Natürlich wurden wir angeschaut. Die Mädchen bekamen große Augen. Ihre oft bunt geschminkten Gesichter verzogen sich zu einem Lächeln oder einem Grinsen, dann folgten die ersten spöttisch klingenden Bemerkungen.
»Zwei Grufties in der Disco.«
Ein Junge lachte. »Ihr wollt wohl rocken, bis die Fetzen fliegen.«
»So ungefähr«, erwiderte ich. »Denk an Mick Jagger. Der machte es den Jüngeren noch vor.«
Suko gab keine Antwort. Er war einen halben Schritt zurückgetreten, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und nickte mir dann zu, bevor er den Arm ausstreckte.
»Da steht es.«
Auch ich sah hin. Murmelnd las ich vor. »Blake, der Magier. Die Sensation in London. Heute im Fever.«
»Da haben wir es!«
Ein Knabe in grünen Hosen und mit einer riesigen Sonnenbrille à la Elton John auf der Nase, sprach mich an. »Seid ihr wegen dieses Schaumachers gekommen?«
»Ja.«
»Der ist gut - echt.«
»Wie gut?«
Er grinste und ließ es zu, daß sich ein blondes Püppchen an ihn drängte. Die Kleine hatte blau geschminkte Augenlider. »Super. Wir sind nicht hinter seine Tricks gekommen.«
»Was führt er denn vor?« fragte Suko. »Zersägt er Jungfrauen?«
»Da findest du keine mehr hier.«
Alle lachten, wir grinsten und hörten, daß er mit ganz normalen Utensilien hantierte, wie Blumen, Tüchern, Karten und Ringen.
»Mehr nicht?«
»Hör zu, Gruftie. Die große Schau kommt zum Schluß. Da läßt er Tote erscheinen.«
Ich tat erstaunt. »Als Geister?«
»Nein.« Der Knabe mit der Sonnenbrille beugte sich vor. »Der holt aus jeder Ecke eine lebende Leiche. Zombies, verstehst du? Die verströmen sogar einen Modergeruch.«
»Gute Puppen?«
»Wenn das Puppen sind, müssen die super sein. Jedenfalls hat sich ein Kumpel von mir auf die Bühne getraut und einem die Hand gegeben. Er hat sonst nie Schiß, als er aber zurückkam, zitterte er und meinte, er hätte einen toten Fisch zwischen den Fingern gehabt. So hat
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