0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
erledigt, und ich will auch seinen Rächer stellen.«
»Keine Sorge, ich sehe mich schon woanders um.«
Inzwischen füllte sich die Disco immer mehr. Aus einem Lautsprecher hörten wir die Stimme des Disc-Jockeys. Er begrüßte die Gäste zu einer langen, heißen Nacht mit den großen Show-Einlagen des unheimlichen und berühmten Mr. Blake.
»Aber vorher!« rief er laut in sein Mikro, »legen wir eine heiße Scheibe auf, die euch das Blut in den Adern gefrieren läßt. Madonna…« Er schrie den Namen der berühmten Pop-Sängerin und stellte gleichzeitig seine Hotkiste an.
Jetzt wurde es laut. Aber für die jungen Gäste war es genau das Richtige.
Sie strömten auf die Tanzfläche und begannen zu hüpfen. Ein Scheinwerferstrahl stach quer durch den Raum und traf als Ziel den Disc-Jockey. Er hielt sich neben der Bühne hinter seiner Anlage auf.
Ein junger Mann im schneeweißen, weit geschnittenen Hemd und einem dunklen Schlapphut auf dem Kopf.
Ich schaute auf die Uhr. Die Zeit kroch nur so dahin. Zudem hatte ich Angst um Glenda. Sie befand sich in der Hand eines mehrfachen Mörders. Dem würde es nichts ausmachen, sie zu töten. Andererseits wollte er mich, da war eine lebende Glenda Perkins eigentlich das beste Druckmittel für ihn.
Ich bestellte noch einmal nach. Sweety fragte: »Immer noch keinen harten Schluck dazwischen?«
»Wir sind vom Weltlichen ab.«
Sie grinste uns an. »So seht ihr auch gerade aus.«
Madonna sang noch immer. Der Disc-Jockey hatte eine LP auf den Teller gelegt.
»Sollen wir tatsächlich so lange warten oder die Initiative selbst in die Hand nehmen?« fragte Suko.
»Wir geben uns noch zehn Minuten.«
»Okay.«
Auch die Bar hatte sich gefüllt. Sweety mußte hart arbeiten. Manchmal begleitete sie die Getränkewünsche mit Flüchen, wenn sie zu ausgefallen waren und sie mixen mußte.
Unsere beiden Plätze waren gut gewählt. Auch andere Gäste nahmen uns nicht die Sicht auf die Bühne. Zehn Minuten hatten wir uns geben wollen! Nach genau neun Minuten riß Madonnas laute Stimme schlagartig ab. Die Tänzer auf der Fläche zuckten noch einige Sekunden nach, bevor sich wütender Protest erhob, der aber vom Disc-Jockey abgeschmettert wurde.
»Okay, Freunde, okay. Madonna läuft euch nicht weg. Aber hier ist heute abend der Bär los. Viele haben es schon erlebt, wenn sich der Vorhang hebt und der große Mr. Blake seinen ersten Auftritt hat. Wer ihn einmal erlebt hat, ist begeistert und kommt wieder, denn Mr. Blake ist ein Magier der Sonderklasse. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen. Er gibt die erste Vorführung früher und legt zum Schluß noch eine zu. Wer ihn einmal gesehen hat, vergißt ihn nicht. Deshalb nehmt eure Plätze ein, schnallt euch an und haltet euch gegenseitig fest. Was Mr. Blake bietet, ist einfach affengeil. Da hebst du ab, das törnt dich an und weg. Also Freunde, hingesetzt!«
Die Gäste gehorchten. Sweety konnte aufatmen. Sie wischte die Strähnen ihrer Perücke zur Seite und steckte sich eine Zigarette mit weißem Mundstück an. Den Rauch blies sie über die Theke.
Suko war schon vom Hocker gerutscht. »Ich sehe mich dann mal ein wenig um.«
»Okay.«
Sweety kam zu mir, als sie sah, daß Suko der Show nicht folgen wollte. »Was ist denn mit Ihrem Freund?«
»Er mag keine Zauberer.«
»Aber Blake ist wirklich gut.«
»Das habe ich ihm auch gesagt.«
»Sie müssen es wissen.« Sweety lehnte sich wieder zurück, denn nun zerschnitten von drei Seiten her die Strahlen starker Scheinwerfer den Dämmer in der Disco.
Sie konzentrierten sich auf einen Punkt, wo sie einen großen Kreis bildeten.
Genau auf den Vorhang!
Er war dunkel. Die Falten standen vor wie die Rippen eines Heizkörpers. Sie bewegten sich durch den leichten Wind. Aber noch blieb er geschlossen.
Der Disc-Jockey mußte noch einige Worte sagen. Er hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, um ihr mehr Wirkung zu geben. Vielleicht wollte er auch unheimlich klingen.
»Also, Freunde, es ist soweit. Schaut hin, starrt zur Bühne, die große Schau beginnt. Ich sage nur: Mr. Blake, Ihr Auftritt!«
Und der Vorhang teilte sich, wie von Geisterhänden gezogen…
***
Ich hielt mein Glas in der Hand, schielte über den Rand hinweg und schaute auf das, was der sich teilende Vorhang freigab. Es war eine normale Bühne, wenn auch kleiner als die in einem Theater.
Das Licht blieb, riß den größten Teil wie eine helle Insel aus der Finsternis, aber von unserem »Freund« war noch nichts zu
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