0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
Glenda Perkins!
***
Ich setzte mich wieder hin. Das brauchte ich einfach, denn meine Knie begannen zu zittern. Als ich die rechte Hand zur Faust ballte, war sie innen schweißglatt. Ich drehte mich etwas nach rechts und griff zum Wasserglas.
Zitternd führte ich es an den Mund. Beim Wegstellen rutschte es mir aus den Fingern. Eine andere Hand legte sich darauf. Ich hörte Sweetys Stimme. »He, was ist mit Ihnen, Mister?«
»Nichts.«
Sie lachte leise und wissend. »Hat der Anblick dieser Schwarzhaarigen Sie dermaßen angemacht?«
»So ungefähr«, gab ich zurück und einfach nur, um etwas zu sagen und die Barmaid zu beruhigen.
In meinem Kopf drehten sich Gedanken, Vermutungen und Schlüsse zu einem wirren Kreisel. Während der letzten Sekunden war mein Plan geplatzt. Suko befand sich auf dem Weg zu den Garderoben. Ich hatte den Zauberer hinhalten können, damit mein Freund freie Bahn bekam, um Glenda zu befreien. Nun stand sie auf der Bühne.
Aber war das die Glenda, die ich kannte?
Vom Äußeren her ja, auch wenn sie durch die Perücke verändert wirkte. Auch ihr Gesicht strahlte etwas Fremdes aus. Die Züge hatten sich verändert, sie waren zwar nicht verbissener geworden, aber sie besaßen etwas Katzenhaftes. Möglicherweise hatte sie Blake derart geschminkt.
Und er würde mit ihr auf der Bühne seine Spielchen vorführen, daran glaubte ich fest.
Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, festigte sich bei mir der Eindruck, daß ich Blake nicht das gesamte Feld überlassen würde, nein, ich wollte mitspielen.
Er aber redete zum Publikum hin, das sich nach Glendas Auftritt wieder beruhigt hatte. Nur noch vereinzelt wurde gepfiffen oder geklatscht.
Zunächst war er am Zug. Und Glenda spielte mit. Er ging ihr entgegen, hielt einen Arm dabei ausgestreckt, berührte mit der Handfläche ihren Rücken, wobei er sie leicht antippte; so daß sie vorging und erst in der Mitte des Kreises auf sein Zeichen hin stehenblieb.
Mir gab es einen Stich, als ich sah, wie sicher sich meine Sekretärin bewegte und wie sie den Befehlen dieses menschlichen Teufels folgte, als wäre sie schon immer seine Assistentin gewesen.
Das war sie nicht. Freiwillig reagierte sie bestimmt nicht. Glenda mußte unter seinem Einfluß stehen, möglicherweise befand sie sich in Hypnose. Vielleicht hatte er auch Drogen benutzt.
Blake stellte sie vor. Das Publikum sollte sie endlich kennenlernen. Mit seiner volltönenden Mikrofonstimme gab er ihren Namen bekannt. »Liebe Gäste und Zuschauer, das ist Glenda. Sie hat sich entschlossen, mir an diesem Abend zur Seite zu stehen. Ich muß sagen, daß sie perfekt ist. Schon zahlreiche Assistentinnen hatte ich früher, aber sie stellt alle in den Schatten. Schauen Sie sich meine teure Freundin an. Ist sie nicht hübsch? Hat sie nicht eine prächtige Figur? Hervorragend, wie der Kenner sehen kann.«
Wieder brandete der Beifall auf. Orkanartig verteilte er sich in der Disco, ich aber blieb starr sitzen und bewegte nicht einmal die Augenlider.
In mir kochte es..
Auf der Bühne wurde eine Frau lächerlich gemacht, die sich dagegen nicht wehren konnte. Ein widerlicher Chauvinismus ging von Mr. Blake aus, und er genoß ihn zudem.
Möglicherweise wartete er darauf, daß ich eingreifen würde, aber ich hielt mich bewußt zurück und wollte zunächst die ersten Darbietungen abwarten.
Blake gebot Ruhe. Dann trennte er sich räumlich von Glenda, hob den Stock auf und deutete mit der Spitze gegen den Tisch im Hintergrund, über den auch das helle Licht floß. Durch die Helligkeit wurden besonders die Metallringe hervorgehoben. Ihre Ränder gaben den Glanz fahler Sterne ab.
»Es sind diese Ringe«, sagte Blake, »die Ihnen zeigen werden, wozu die magische und die tote Materie fähig sind, wenn beide zusammentreffen. Achten Sie auf die drei Kreise und auch auf meine neue Assistentin Glenda.«
Er behielt seine Haltung bei, als solle aus der Spitze des Stocks magische Energie überfließen. Vielleicht war dem auch so, denn die Ringe bewegten sich plötzlich.
Daß sie das taten, konnten wir auch hören. Ein dünnes Klingeln durchfuhr die Disco; das plötzlich schwieg, weil sich die Ringe trennten und dabei in die Höhe schwebten.
Es wurde still.
Nur hinter der Theke schabte Sweety unruhig mit den Füßen, schüttelte den Kopf und fragte: »Verdammt, wie macht der das nur?«
Es gelang eben. Die Ringe drehten sich. Wie Teller schwebten sie weiter, schwangen dann, als würden sie von Wasserwellen
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