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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ist das möglich?«
    Sie glaubte sich in einem Zustand zwischen Traum und Wachsein zu befinden. Erinnerungsfetzen durcheilten ihr Bewußtsein. Sie hatte geträumt. Sie sah die Bilder wieder, teilweise sehr verschwommen. Geducktes Laufen durch den Wald, der Maschendraht. Ein heftiges Rascheln, ein kurzer, bellender Laut in ihrer Nähe, dann ein Knurren: ein Fuchs. Gefahr. Ein Haus. Keine Schwierigkeit, einzudringen. Viele Zimmer. Dann: die Spinne. Rückkehr.
    Kirsten zuckte heftig zusammen. »Ein seltsamer Traum«, murmelte sie und setzte die Spinnenfigur vor sich auf das Armaturenbrett des Wagens. »Nun sag schon, meine Freundin. Was soll ich tun?«
    Natürlich antwortete der kunstvoll bearbeitete Stein nicht.
    Kirsten genoß den Anblick der Figur. Es kam ihr so vor, als sei diese Spinne nicht aus einem seltsamen Mineral geschnitzt, sondern als sei eine echte Spinne versteinert. Jedes Härchen an den filigranen Beinen und auf dem massigen Hinterleib war genau nachgezogen. Allein von der Detailfreude her mußte die Skulptur ein Vermögen wert sein.
    Kirsten streichelte den Stein, der sich seltsam warm anfühlte, mit den Fingerkuppen. Ein angenehmes Glücksgefühl erfüllte sie.
    »Du wirst nicht mehr länger allein sein«, sagte sie leise. »Ich werde dich zu deinem Partner bringen, nicht wahr?«
    Aber wie sollte sie nach Moskau gelangen, wo dem Resultat ihrer Telefonate nach die zweite Figur war? Sie konnte doch kein Einreisevisum beantragen. Zudem würde das alles viel zu lange dauern.
    Viel zu lange hatten die beiden Figuren schon darauf gewartet, wieder zusammenzufinden. Jetzt zählte jeder Tag, vielleicht jede Stunde.
    Aber Kirsten würde einen Weg finden.
    ***
    Nicole versank in den Vergangenheitsbildern. Da waren Schatten -Schatten, die sich bewegten, scheinbar ohne von jemandem geworfen zu werden! Vor lauter Überraschung dachte sie zu spät daran, den raschen »Rücklauf« zu stoppen, ließ sie ihn noch etwas weiter gleiten, um dann im »zeitgleichen Vorlauf« mit der Option auf jederzeitige »Standprojektion« zu verfolgen, um was für ein Phänomen es sich hierbei handelte. Irgendwie war es wie das Kontrollieren einer Video-Aufzeichnung, nur daß der Sichtbereich nicht vom Kameramann, sondern vom Betrachter gesteuert wurde. Wenn Nicole sich jetzt mit dem Amulett im Zimmer bewegte, konnte sie andere Bereiche aus anderen Perspektiven sehen.
    Aber sie hatte den Erfassungsbereich auch so schon bis aufs äußerste ausgedehnt.
    Jetzt sah sie die Schatten wieder!
    Oder war es nur einer?
    Ich werd’ noch verrückt hier! dachte Nicole, die vergeblich nach einer Person suchte, die den Schatten produzierte. Dabei war’s fast taghell in dem Zimmer. Die Rolläden waren nicht heruntergelassen, und durch die großzügige Fensterfläche fiel das helle Mondlicht. Vor zwei Tagen war Vollmond gewesen! Ein paar große Pflanzen vorm Fenster warfen ebenfalls bizarre Schattengemälde auf den Teppich, nur bewegten diese sich nicht.
    Dafür aber die anderen!
    Schatten eines Menschen, der durch die geschlossene Tür drang! Er glitt über den Boden, eilte hierhin und dorthin, und faßte schließlich nach der Spinnenfigur, die im gleichen Moment unsichtbar wurde, als eine unsichtbare Hand sie berührte! Der menschliche Schatten glitt wieder davon!
    Aber er war doch nicht allein!
    Da war auch noch ein anderer. Der Schatten einer Spinne? Und die mußte verflixt groß sein - größer als ein ausgewachsener Schäferhund! Nicole versuchte mehr zu erkennen, aber der Schattenriß entzog sich immer wieder ihrem Begreifen. Sie bekam ihn einfach nicht zu fassen.
    Jetzt glitten beide Schatten - der menschliche und der scheinbar nicht-existierende Riesenspinnenschatten -durch die Tür zurück. Nicole tastete sich in ihrer Halbtrance hinterher. Sie wollte die Spur jetzt auf keinen Fall mehr verlieren.
    Ted Ewigk erkannte ihre Absicht und öffnete die Tür. Nicole schritt hinaus auf den Gang, auf das Bild im Amulett konzentriert. Sie brauchte nicht auf ihren Weg zu achten, während sie ging; nicht auf Hindernisse, Treppenstufen oder Sonstiges. Sie sah ja alles in dem kleinen Bild im Amulett, nur eben etwas zeitversetzt.
    Die Schatten verwischten sich. Sie verschmolzen miteinander. Tanzten wild im Korridor hin und her. Und Nicole begriff nicht, wieso sie über das Amulett nichts und niemanden erkennen konnte, der diese Schatten warf! Und noch weniger begriff sie, wie diese Schatten durch die geschlossene Tür hatten gleiten können!
    Es gab nur

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