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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er hin. Er mußte seine Figur mit deren Partnerin zusammenbringen. Zu lange waren die beiden schon voneinander getrennt gewesen.
    Aber wie sollte er die kleine Figur dorthin bringen? Für ein Flugticket nach Rom hatte er kein Geld. Er konnte auch nicht auf Uni-Spesen reisen. Man würde ihn auslachen! Kurz überlegte er, ob er den Tschaika nehmen sollte. Aber erstens war der Weg nach Rom mit dem Auto unendlich weit, und zum anderen mußte er den Spritfresser immer wieder auftanken. Womit sollte er das Benzin bezahlen? Von den Grenzkontrollen mal ganz abgesehen…
    Zu Hause angekommen - diesmal griff ihn keine rattengroße Spinne an, wie er nebenbei registrierte -, legte er den Aluminiumkoffer auf seinen kombinierten Küchen-, Wohnzimmer- und Arbeitstisch. Eingehend betrachtete er die beiden Zahlenschlösser. Jedes der beiden Schlösser war sechsstellig angelegt. Das hieß, daß es pro Schloß mehr als 46 000 mögliche Kombinationen gab. Zusammen über 93 000. Hatte er Glück, öffnete er den Koffer innerhalb weniger Minuten. Hatte er Pech, brauchte er bei Einstell- und Öffne-Versuch-Dauer von 10 Sekunden pro Schloß maximal fast 11 Tage - ohne Essens- und Schlaf- und sonstige Pausen. Selbst wenn er den statistischen Mittelwert annahm, blieben immer noch mehr als fünf Tage konzentrierter, fingerzerfetzender Arbeit. Und das ohne Unterbrechung!
    So ging’s also nicht.
    Aber es gab eine andere Möglichkeit.
    Davidoff beugte sich tief über den Aluminiumkoffer, und mit seinen Kieferzangen schnitt er Biß für Biß den Koffer auf.
    Er nahm die türkisfarbene Steinspinne aus dem Alu-Schrott und wußte jetzt, was er tun mußte, um mit ihr nach Rom zu gelangen.
    ***
    Boris Saranow telefonierte mit Frankreich. Die Finanzverwaltung der Universität würde mal wieder den Aufstand proben. Erst gestern hatte man Saranow ultimativ gebeten, doch bitte das Telefax zu benutzen, wenn es um zeitlich derart umfangreiche Recherchen ging wie in diesem Fall, weil es nicht nur im Inland, sondern erst recht bei Auslandskontakten billiger kam, ein paar engbeschriebene Textseiten hin und her zu senden, als das Ganze mündlich zu erledigen. Daß das Faxgerät des Institutes für Parapsychologie derzeit defekt war und die anderen Fakultäten niemanden einfach so an ihre eifersüchtig behüteten Geräte heranließen, hatte man dabei vorsichtshalber erst gar nicht erwähnt. Saranow hatte dann auch nur darauf hingewiesen, daß der Zeitaufwand, die entsprechenden schriftlichen Ergüsse anzufertigen bzw. auszuwerten, nicht weniger teuer käme, weil diese Zeit anderen Tätigkeiten verlorenginge.
    »Unser Etat ist nicht unbegrenzt; beschränken Sie sich daher unbedingt auf das Wichtigste und vermeiden Sie diese teuren Auslandsgespräche!« hatte man ihm trotzdem eindringlich ans Herz gelegt.
    »Choroschow«, hatte er daraufhin gebrummt, »dann muß ich eben einen Dienstreiseantrag nach Frankreich stellen. Wetten, daß der Flug unseren Etat noch etwas höher belastet, selbst wenn ich als Gepäckstück im Frachtraum fliege?«
    Und jetzt ließ er sich erst gar nicht mehr über die Telefonzentrale vermitteln. Er wählte direkt. Seit ein paar Monaten war das möglich, aber diese technische Möglichkeit war eher dafür geschaffen worden, die Telefonzentrale zu entlasten und damit Stellen einzusparen. Daß jemand so dreist sein würde, ein Selbstwähl-Auslandsgespräch zu führen, damit hatte im Verwaltungsrat wohl niemand gerechnet.
    Saranow sah das nicht als Frechheit, sondern als Notwehr. Er brauchte dieses Gespräch, und wenn es erst einmal lief, würde man es von der Zentrale kaum noch zu unterbrechen wagen, wenn man feststellte, daß er die Fernamtvermittlung einfach unterlaufen hatte.
    Und dann kam er ins Staunen.
    »Diese zweite Spinne ist verschwunden? Spurlos? Wie konnte das passieren?«
    Das konnte Zamorra ihm nicht sagen, weil er selbst noch nicht über Nicoles Experiment mit dem Amulett informiert war. »Weitergehende Informationen muß ich mir erst noch erarbeiten, glaube aber nicht mehr daran, daß es sie überhaupt gibt. Boris, ich rufe zurück, sobald ich mehr weiß, sonst wird das Gespräch zu teuer und eure Verwaltung reißt dir den Kopf oder wichtigere Körperteile ab!«
    »Nett, dein soziales Denken«, stellte Saranow fest. »Ihr Franzosen seid doch immer Mütterchen Rußlands beste Freunde gewesen.«
    »Deshalb hat euch ja seinerzeit auch Napoleon mit all seinen vielen Freunden aus der Militärzeit besucht«, grinste Zamorra. »Bis

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