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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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später, Boris.«
    Der sah auf die Uhr. »In drei oder vier Stunden kannst du mich hier wieder erreichen, und danach unter meiner Privatnummer. Die hat mittlerweile einen Anrufbeantworter.«
    »Ach, hat bei euch jetzt endlich auch die Revolution des technischen Zeitalters begonnen?« schmunzelte Zamorra.
    »Ha! Technisches Zeitalter ist russische Erfindung!« behauptete Saranow und legte auf.
    Dann nickte er Dembowsky zu, der im Sessel mehr lag als saß und immer stärker gegen die Wodkawirkung kämpfte. »Na, du wirst wohl hier erst einmal Stallwache halten, während ich Davidoff beobachte.«
    »Viel Spaß«, wünschte Dembowsky matt. »Und laß dich von dieser Riesenspinne nicht beißen.« Er lachte fast hysterisch auf und verfiel dann in dumpfes Brüten.
    Saranow verließ sein Büro und suchte nach Davidoff.
    Aber der war in der Universität nicht mehr zu finden.
    »Der Bursche wird doch nicht schon verfrühten Feierabend gemacht haben?« wunderte sich Saranow und dachte wieder an Dembowskys Beobachtungen. Was geschah mit Davidoff? Wurde er möglicherweise von etwas beeinflußt, das sich nach außen hin in der von Dembowsky beobachteten Form zeigte - und das der eine Mensch sehen konnte, der andere aber nicht? Seltsam war das Ganze schon, weil Dembowsky eigentlich nicht zu den Sensitiven gehörte, die unmittelbar auf Para-Erscheinungen ansprachen. Und Davidoffs Verhalten? Sein Zusammenzucken, seine überschnellen Flucht- oder Schuldreaktionen? Wie auch immer man es deuten mochte: es war seltsam.
    Im Personalbüro ließ sich Saranow Davidoffs Adresse geben. Er wollte doch mal sehen, ob sein neuer Assistent sich tatsächlich selbst einen verfrühten Feierabend verordnet hatte.
    ***
    Kirsten Simban sah sich verwirrt um. Sie befand sich in einer riesigen Höhle, die sich an ihrem anderen Ende hin zu einem Durchgang verengte, der immerhin noch wenigstens zwanzig Meter durchmessen mußte. Es war dämmerig; woher das wenige Licht kam, konnte sie nicht eindeutig erkennen. Aber hier und da zogen sich Netze wie graue Schleier durch den Raum. Der Boden war staubbedeckt, und die Luft roch verbraucht. Dennoch verspürte Kirsten ein seltsames Glücksgefühl. Sie ahnte, daß sie sich hier wohl fühlen konnte.
    »Das ist deine Heimat, nicht?« flüsterte sie der Türkisspinne in ihrer Hand zu. Als sie sie dabei ansah, erkannte sie, daß ihr Unterarm nackt war - dabei hatte sie eine langärmelige Bluse getragen!
    Sie erschrak. Die Bluse war fort. Nicht nur ihr Unterarm war nackt. Kirsten trug einen roten Lendenschurz, besser gesagt, ein langes, schmales Tuch, das von einem goldenen Gürtel gehalten wurde und ihre Blöße notdürftig verdeckte, und dazu eine Art Fell-BH, mit Türkisen besetzt. Außerdem besaß sie ein paar goldene Armreifen. Das war alles.
    Sie erschauerte. Wie war das möglich?
    Ich träume, dachte sie. Ich will wieder aufwachen!
    Aber nichts veränderte sich. Sie entsann sich ihres seltsamen nächtlichen Traumes von dem Eindringen in ein fremdes Haus. Danach war sie mit der Türkisspinne auf dem Beifahrersitz in dem gestohlenen Auto erwacht. Etwas ging mit ihr vor, das sie nicht ganz begreifen konnte.
    Sie wollte zurück!
    Unwillkürlich machte sie einen Fluchtschritt rückwärts, noch einen -und stand wieder im Wald neben dem Auto!
    Aber die Spinne befand sich nicht mehr in ihrer Hand.
    ***
    Derweil telefonierte Ted Ewigk mit Zamorra und unterrichtete ihn von Nicoles Erlebnis. Zamorra preßte die Lippen zusammen. »Meeghs? Wenn das stimmt, Ted, dann gibt es doch noch Nachwirkungen von Merlins mißglücktem Versuch! Dann wackelt noch etwas im Raum-Zeitgefüge. Allerdings dürfte die Beschreibung dieser Schatten nicht unbedingt zu den Meeghs passen, es sei denn, bei denen hätte sich zwischenzeitlich eine Mengè verändert.«
    »Wie ist es überhaupt möglich, daß sie noch existieren können, beziehungsweise wieder existieren konnten, als Merlin den Silbermond in die Gegenwart holte?«
    »Die Erklärung dafür dürfte eher im metapsychischen Bereich zu finden sein«, überlegte Zamorra. »Kennst du den alten Spruch, daß die Götter so lange leben, wie die Menschen sich an sie erinnern?«
    »Ja. Stammt der nicht aus dem antiken Griechenland?«
    »Diese Philosophie ist international«, meinte Zamorra. »Aber der Spruch dürfte auch auf die Meeghs zutreffen. Solange wir uns an sie erinnern - und es dürfte uns recht schwerfallen, sie zu vergessen -, existieren sie auf einer metapsychischen Ebene auch nach ihrer

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