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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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riesigen Saal, dessen Decke von mächtigen Säulen getragen wurde. Fast wie in einem römisch-griechischen Tempel, dachte Davidoff. Er warf gleich mehrere Schatten auf den staubbedeckten Boden, aber er konnte nirgendwo Lichtquellen entdecken. Dafür sah er etwas, das ihm im ersten Moment fast den Magen umdrehte: Reste menschlicher Skelette!
    Unwillkürlich machte er ein paar Schritte zurück, wunderte sich darüber, daß seine Füße schwerer zu sein schienen als normal und sah an sich herunter. Zu seiner maßlosen Überraschung stellte er fest, daß er statt seines gewohnten Schuhwerks Fellstiefel trug, dazu einen für seine Begriffe schon peinlich kurzen Fellrock und einen breiten Ledergürtel, an dem links ein Schwert in einer Scheide und rechts eine Streitaxt in einer matallbesetzten Lederschlaufe hing. Seine Handgelenke wurden von breiten ledernen Kraftbändern geschützt. In der rechten Hand hielt er immer noch die Spinne.
    Von ihr ging ein Strom des Wohlbehagens aus. Aber Davidoff fühlte sich in seinem Outfit überhaupt nicht wohl. Wie war das möglich, daß er plötzlich so seltsam gekleidet war? Und wo befand er sich überhaupt? Das war doch nicht mehr das Haus, in dem er wohnte, und schon gar nicht sein Zimmer!
    Ich muß hier wieder raus! dachte er, machte noch einen Schritt rückwärts und befand sich wieder in seinem Zimmer.
    Ohne die Spinne!
    ***
    Der namenlose Gnom entfernte sich von der Tür zu Zamorras Arbeitszimmer und huschte nahezu geräuschlos über den Korridor. Trotz seiner relativ kurzen Beine konnte er sich unglaublich schnell bewegen. Damals, ehe Don Cristofero ihn unter seinen persönlichen Schutz gestellt hatte, hatte er gelernt, schneller zu sein als die anderen. Die Kinder hatten ihn verspottet und Steine nach ihm geworfen, die Erwachsenen hatten ihn eine Mißgeburt und ein Kind des Teufels genannt und waren mit Knüppeln hinter ihm hergelaufen, um ihn totzuschlagen. Sicher, nicht alle. Aber sehr viele von ihnen. Er war klein und verwachsen, und seine Haut war pechschwarz. Warum, das hatte niemals jemand erklären können. Nur durch seine Zauberkunst hatte er sich einen winzigen Hauch von Respekt erhalten können - aber eher, weil sie ihn fürchteten, die »normalen« Menschen.
    Don Cristofero Fuego del Zamorra y Montego war da aus einem anderen Holz geschnitzt. Er nahm den Gnom bei sich auf, behandelte ihn zwar wie einen Diener oder gar wie einen Knecht, doch es gab nun niemanden mehr, der die Hand gegen den Namenlosen zu heben wagte. Die verlangte Gegenleistung bestand darin, mittels der Zauberkunst Gold zu machen, wie es die Alchimisten schon seit Jahrhunderten vergeblich versuchten..
    Allerdings zeigten sich hier auch die Grenzen des Gnoms; bislang war es ihm nicht gelungen. Vielleicht, weil er mit seinen Gedanken nicht immer so ganz bei der Sache war, sondern eher bei neuen Plänen, irgendwie an Süßigkeiten zu gelangen. Er naschte eben für sein Leben gern.
    Es war reiner Zufall, daß er Zamorras Telefonat belauscht hatte. Er hatte einen seiner Spaziergänge durch das Château gemacht, und dabei war er auch an dem Arbeitszimmer vorbeigekommen, dessen Tür halb offen stand.
    Eigentlich hatte er gar nicht lauschen wollen. Aber er interessierte sich dafür, wie es Zamorra ging und was er tat. Zamorras Mätresse hatte das Château verlassen, und das bedrückte den Gnom. Er mochte diese schöne, kluge Frau, auch wenn sie in ihrem Verhalten nicht ganz dem entsprach, was im Jahre des Herrn 1673 als normal angesehen wurde. Aber sie war von einer herzerfrischenden Freundlichkeit.
    Vor allem bedauerte der Gnom den Gastgeber seines Herrn. Aus jeder Geste, jeder Berührung, jedem Blick Zamorras und seiner Gefährtin ging hervor, wie sehr die beiden sich liebten, und daß Mademoiselle Nicole das Château jetzt Don Cristoferos wegen verlassen hatte, mußte ihr sehr schwer gefallen sein und auch Zamorra sehr bedrücken. Gern hätte der Gnom etwas unternommen, um das Spannungsverhältnis wieder beizulegen, aber er konnte sich niemals gegen seinen Herrn stellen. Und das hätte er mit ziemlicher Sicherheit tun müssen.
    Jetzt hatte er eigentlich nur durch die halboffene Tür Zamorra betrachten wollen, um herauszufinden, was dieser große Mann tat, wenn er allein war und sich unbeobachtet fühlte. Das Telefonat hatte er nur zufällig mitbekommen.
    Spontan beschloß der Gnom, etwas zu tun. Er wußte jetzt, daß drüben in Rom Mademoiselle Duval und Monsieur Ewigk vor einem Rätsel standen. Vielleicht

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