0489 - Die Spinnenhöhle
»mache ich das nicht.«
»Was ist passiert?« wiederholte Ted seine Frage. »Was ist schiefgegangen? So habe ich dich ja noch nie erlebt, und Zamorra auch nicht.«
»Der Wahnsinn«, sagte Nicole. »Erinnerst du dich an die Meeghs?«
»Ich glaube, ich hatte selbst nie so richtig mit ihnen zu tun«, sagte Ted. »Du willst damit doch nicht etwa andeuten, daß ein Meegh durch mein Haus gegeistert ist? Die Meeghs existieren doch nicht mehr!«
Nicole nickte. Niemand wußte das besser als sie oder Zamorra. Sie waren beide damals mit dabei gewesen, als die Meeghs bis auf das letzte Spinnenwesen ausgelöscht worden waren, durch den goldenen Schädel der Lemurerin Ansu Tanaar. Lange, sehr lange war das nun her, und es hatte ein großes Opfer gekostet: Das Leben Colonel Balder Odinssons, dieses scheinbar allmächtigen Pentagon-Beauftragten mit offensichtlich unbegrenzten Vollmachten. Seit jenem Tag gab es keine Meeghs mehr.
Sie waren dreidimensionale, aufrechtgehende Schatten von menschlicher Form gewesen, und von ihrem ersten Auftauchen an hatten Professor Zamorra und seine Freunde mit ihnen immer wieder zu tun gehabt. [4] Sie waren nur schwer angreifbar; selbst Zamorras Amulett versagte gegen sie. Sie flogen Dimensionsraumschiffe, die wie riesige, schwarze Schattenwolken aussahen. Schalteten sie aber die Tarnung ab, ihre düsteren Schutzfelder, die sie auch vor Angriffen schützten, so zeigten sich ihre Raumschiffe als absolut verrückt anmutende, bizarre Gitterkonstruktionen, die jedem Menschen, der sie anschaute, unweigerlich den Verstand raubten.
Später stellte sich heraus, daß diese mörderischen Schattenwesen nur ein Sklavenvolk der geheimnisvollen MÄCHTIGEN aus den Tiefen von Raum und Zeit waren. Zamorra fand heraus, daß die Meeghs in Wirklichkeit spinnenähnliche Wesen waren, die sich den Menschen gegenüber aber in schwarze Energiefelder hüllten, die ihnen das Erscheinungsbild von aufrechtgehenden, menschlichen Schatten gaben.
Die Meegh-Gefahr gab es nicht mehr. Einmal war sie noch wieder aufgeflackert; der im Grundsatz fehlgeschlagene Versuch des Zauberers Merlin, den Silbermond vor seiner Vernichtung zu retten, hatte zu einem Zeitparadoxon geführt. Das war zwar wieder ausgeglichen worden, aber im Vorfeld hatte es schon Veränderungen auf der Erde gegeben; das Unheil warf seine Schatten voraus. Eine dieser Veränderungen hatte darin bestanden, daß die Meeghs plötzlich doch wieder existierten; irgendwie lief die Rettung des Silbermondes darauf hinaus, daß auch die Meeghs scheinbar nicht ausgelöscht worden waren. Die Querverbindung hatten Zamorra und seine Freunde allerdings nicht mehr nachvollziehen können. Jedenfalls waren plötzlich wieder Meegh-Raúmschiffe über die Erde geflogen, um ganze Ortschaften im Strahlwaffenbeschuß untergehen zu lassen, und auch in der Moskauer Metro waren sie als geheimnisvolle, mörderische Schattengestalten, als die berüchtigten Metro-Phantome, aufgetaucht.
Aber der Silbermond befand sich jetzt in einer Traumwelt; das Zeitparadoxon war damit gelöscht. Zumindest solange, wie die Traumwelt existierte. Wurde sie aufgelöst, dann… [5]
Zamorra und Nicole waren nach der Silbermond-Aktion, bei der ausgerechnet Merlin alles andere als eine gute Figur gemacht hatte, um die Welt gereist und hatten nach Symptomen eines Zeitparadoxons gesucht, nach Schatten der unerwünschten Parallelwelt, die vielleicht noch existierten. Sie hatten nichts entdeckt.
Das hieß aber nicht zwingend, daß es diese Schatten einer anderen, falschen Wahrscheinlichkeit nicht gab!
Nicole brauchte sich bloß an die Echsenwelt zu erinnern. Vor Jahrmillionen war sie durch ein verbrecherisches Experiment der DYNASTIE DER EWIGEN von der Erde abgespalten worden. Seitdem existierten die Erde der Menschen und die Echsenwelt parallel. Nur hatten sich auf der Erde die Säuger entwickelt, während die Saurier ausgestorben waren. Auf der Echsenwelt waren sie nicht ausgestorben, und anstelle der Menschen hatte sich eine intelligente Sauroidenrasse entwickelt, während die Säugetiere dort die Rolle der Reptile auf der Erde spielten. Aber die Existenz der Echsenwelt war eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Im Laufe der Jahrmillionen schlug das Wahrscheinlichkeitspendel immer mehr in Richtung der Menschen-Erde aus. Dadurch verlor die Echsenwelt an Existenzwahrscheinlichkeit. Hatten die beiden Welten unmittelbar nach ihrer Abspaltung noch gleichermaßen das Verhältnis 50 : 50 besessen, so sah es mittlerweile
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