0489 - Gucky und der Verräter
ganz so aus, als wären sich die Takerer noch nicht ganz einig, was als nächstes zu tun ist. Schon die Anordnung der Flotte läßt darauf schließen - beziehungsweise die Nicht-Anordnung. Wenn ich die empfangenen Orterimpulse richtig interpretiere, Perry. besteht die Flotte der Takerer aus einem chaotischen Haufen zufällig zusammengetroffener Schiffe."
„Um so besser für uns. Wenn wir bei ihnen auftauchen, muß die Überraschung derart groß sein, daß ihre Gegenwehr nur minimal ist. Ein konzentrisches Abwehrfeuer wäre auch für die MARCO POLO fatal."
Atlan runzelte die Stirn.
„Du willst sie also angreifen? Hunderttausend Schiffe?" Er schüttelte den Kopf. „Ist das nicht ein bißchen verrückt?"
„Ich glaube nicht, Atlan. Natürlich müssen wir uns sofort zurückziehen, wenn sie sich von ihrer Überraschung erholt haben und zum Gegenschlag ausholen. Wir werden alle Leichten Kreuzer und Korvetten ausschleusen, damit die Takerer sich verzetteln müssen."
„Gut, so ähnlich war es ja auch geplant, aber keiner hat mit hunderttausend Einheiten gerechnet. Das ist ja heller Wahnsinn, solch einen überlegenen Gegner einfach anzugreifen."
„Es gibt keine bessere Möglichkeit, wenn wir Gucky einsetzen wollen. Und wir müssen den Komudakgürtel haben! Wir haben keine andere Wahl."
Atlan blieb skeptisch.
„Was meinst du, wie lange Gucky Zeit hat? Und was geschieht, wenn wir uns vorzeitig zurückziehen müssen? Dann sitzen Gucky und seine Begleiter abermals in der Tinte."
„Diesmal nicht. Wir stellen dem Sonderkommando eine Space-Jet zur Verfügung. Pilot wird Major Mentro Kosum sein.
Da er ein Emotionaut ist, reagiert er schneller als alle Takerer zusammen. Eine Space-Jet ist überdies viel zu klein, um in einer solchen Flottenansammlung speziell geortet zu werden.
Ich nehme an, sie wird sich unbeachtet mitten zwischen den Einheiten der Takerer bewegen können, zumal diese ja allem Anschein nach genug mit sich selbst zu tun haben."
Die Vorbereitungen begannen.
Zugleich mit der Alarmstufe begaben sich Offiziere und Mannschaften der fünfzig Kreuzer und fünfzig Korvetten an Bord ihrer Schiffe. Dort erhielten sie ihre Befehle direkt von Rhodan aus der Kommandozentrale der MARCO POLO.
Startbereitschaft wurde befohlen, etwas später folgten die genauen Lineardaten für die kurze Etappe über siebenhundert Lichtjahre. Um die Überraschung zu vervollkommnen. mußten alle einhundert Schiffe gemeinsam mit der MARCO POLO mitten zwischen den Takerern in den Normalraum zurücktauchen.
Die äußerst komplizierten Berechnungen mußten ein derart exaktes Resultat bringen, daß die Differenz nicht mehr als Plus oder Minus eine Lichtminute betrug.
Langsam nur vergingen die letzten entscheidenden Minuten .. .
*
Major Mentro Kosum war Zweiter Kosmonautischer Offizier der MARCO POLO und etwa vierzig Jahre alt. Als Emotionaut und Chefpilot aller Raumschiffstypen hatte er in der USO-Akademie eine Menge Erfahrungen sammeln können, die ihm bisher im Einsatz von unschätzbarem Wert gewesen waren.
Diese Erfahrungen sah man ihm allerdings nicht an, wenn man ihn zum ersten Mal erblickte.
Er war fast zwei Meter groß und hager und trug eine rostrote Mähne, die ihm stets im Wege war. Im Einsatz oder dann, wenn er einen Raumhelm tragen mußte, wickelte er seine langen Haare nach oben und band sie zu einem Knoten. Rhodan hatte ihm schon mehrmals geraten, sich die Haare abschneiden zu lassen, aber Kosum schwor, sich für immer von der Flotte zu verabschieden, wenn er sich von seiner über alles geliebten Zierde trennen müsse. Dagegen war auch Rhodan machtlos, denn er wollte diesen fähigen Offizier unter keinen Umständen verlieren.
Aber es waren nicht nur die Haare und sein Können, die Mentro Kosum so bemerkenswert machten. Es war vor allen Dingen seine legere Respektlosigkeit, mit der er schon manchen Vorgesetzten zur Verzweiflung getrieben hatte. Es war in der Tat schon passiert, daß er auf der Akademie einen inspizierenden Admiral mit den Händen in den Hosentaschen gefragt hatte, wo es zur nächsten Kneipe ginge. Ehe der gute Mann sich von seiner Überraschung erholen konnte, war Mentro schon weitergegangen und schien dabei stumm und taub geworden zu sein.
Beliebt und gefürchtet zugleich waren auch seine Verse, die er zu dichten pflegte, wenn er Zeit dazu hatte. Nicht minder berüchtigt konnten seine Vergleiche genannt werden, die er bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit anbrachte.
Und
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