Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
gelagert, aber der stand auf der anderen Seite der Anlage in einer Lagerhalle.
    »Verdammter Mischt«, murmelte er und starrte Harris, der mit offenem Mund auf einigen Sitzkissen lag, hasserfüllt an. Für einen Moment spielte Garrett mit dem Gedanken, ihn zu wecken und um Essen zu bitten, aber er verwarf die Idee schnell wieder. Harris hätte die Gelegenheit nur für weitere Schmähungen genutzt.
    Fast zwei Stunden lang hockte er so auf dem Futon und fragte sich, an welchem Punkt das Leben sich gegen ihn verschworen hatte. Dann hielt er es nicht mehr aus.
    Sollen sie mich doch vors Kriegsgericht stellen, dachte er wütend. Mir ist alles egal.
    Garrett stand auf und schlich zur Tür.
    Kurz blieb er stehen, lauschte auf Harris' regelmäßiges Schnarchen, dann verließ er das Zimmer. Lautlos schloss er die Tür und sah auf den Gang hinaus, der verlassen vor ihm lag. Es war nicht weit bis zum Speisesaal, vielleicht fünf- hundert Meter, und irgendetwas Essbares würde er auch dort auftreiben. Harris hatte behauptet, es gäbe in den hinteren Bereichen keine Kameras, und Garrett hoffte, dass das stimmte.
    Er beschleunigte seine Schritte, blieb jedoch an jeder Kreuzung stehen und lauschte auf Geräusche. Beim dritten Mal zahlte sich diese Vorsicht aus, denn er hörte, wie eine Tür geöffnet wurde.
    Garrett sah sich kurz um und entdeckte eine weitere Tür, deren oberes Drittel aus Glas bestand. Dahinter lag ein leeres Labor. Mit einer Geschmeidigkeit, die er sich kaum noch zugetraut hatte, verschwand er darin, duckte sich und spähte vorsichtig durch das Glas nach draußen.
    Er hörte leise Schritte, dann fielen die Schatten zweier Personen über sein Gesicht. Im nächsten Moment vergaß Garrett die Schmerzen und den Hunger, starrte nur ungläubig in den Gang hinaus. Dann lehnte er sich gegen die Wand und holte tief Luft.
    »Ach du Scheische…«
    ***
    Die Mission hätte wesentlich schlechter laufen können, davon war Arthur Crow überzeugt, als er von seinem täglichen Spaziergang im Park zurückkehrte und sich auf den Weg zu Garretts Quartier machte. Seine Tochter hatte ihre schweren Verletzungen überlebt und benötigte nur noch psychische Heilung, Matthew Drax würde schon morgen ausgeliefert und nach Washington zurückgebracht werden, wo man auch den Maulwurf Dave McKenzie richten würde, der in Wahrheit ein Running Man war, und der Weltrat hatte in Miki Takeo einen wichtigen Verbündeten gewonnen. Jetzt sollte nur diese lästige Geschichte in Amarillo nicht herauskommen, dachte Crow.
    Wenn Takeo erfuhr, dass der Weltrat die dortigen Androiden mit einem Virus infiziert hatte, um sie zu treuen Vasallen im Kampf gegen andere Zivilisationen zu machen, war das Bündnis Vergangenheit.
    Aber auch für dieses Problem würde sich eine Lösung finden.
    Er blieb stehen und überlegte, ob er zuerst Lynne besuchen sollte, aber da er annahm, dass das Gespräch mit ihr länger dauern würde, entschied er sich dagegen. Zuerst wollte er Harris aufsuchen und ihm mitteilen, dass er beschlossen hatte, ihn zum Adjutanten zu ernennen. Er hatte bei seinem Spaziergang Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Auch wenn Harris sich auf Garretts idiotischen Kreuzzug eingelassen hatte, so war seine Einschätzung der Lage kurz darauf doch so treffend gewesen, dass sie diesen Schnitzer wett machte.
    Harris war ein fähiger Offizier, jemand der es mit der richtigen Führung vielleicht sogar bis zum General bringen konnte. Das Einzige, was ihm noch fehlte, war ein wenig Selbstdisziplin.
    Aber die wird er bei mir schon lernen, dachte Crow und blieb vor Garretts Tür stehen. Wie es bei Untergebenen seine Art war, klopfte er nicht an, sondern trat einfach ein - und erstarrte.
    Harris lag auf dem Boden, einige Sitzkissen unter sich, und schnarchte in einer solchen Lautstärke, dass man es eigentlich bis auf den Gang hätte hören müssen. Das Futon, auf dem Garrett vor einigen Stunden noch gelegen hatte, war leer, ebenso wie der Rest des Zimmers und das Bad, dessen Inneres Crow durch die offen stehende Tür sehen konnte.
    Er strich über die Falten seiner Uniform und sammelte sich. Dann ging er zu Harris, holte mit dem Fuß aus und trat ihm in die Rippen.
    Das Schnarchen endete in einem schmerzerfüllten Stöhnen. Harris fuhr hoch. »Bist du bescheu… Sir!«
    Er sprang auf, taumelte und hätte beinahe das Gleichgeweicht verloren, während er gleichzeitig versuchte zu salutieren.
    Crow sah ihn kalt an. »Fähnrich, sagen Sie mir bitte, was in diesem Raum

Weitere Kostenlose Bücher