049 - Die Horror-Maschine
ziehen. Sie sehen diesem Mann
wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Er war damals so alt wie Sie heute
sind. Ich habe ihn aus den Augen verloren. Er verschwand vor zwanzig Jahren
spurlos, und kein Mensch weiß, was aus ihm geworden ist.“
„Wie hieß
dieser Mann?“ fragte Tung.
„Chang Pi Wung“,
erwiderte Mao Hshin. „Er könnte ihr Vater sein. Was sage ich, Vater! Sie
könnten ein Zwillingsbruder von ihm sein, wenn man die letzten dreißig Jahre
unberücksichtigt läßt.“
„Chang Pi
Wung?“ wiederholte Lon Tung. „Ist mir nicht bekannt. Ich habe den Namen noch
nie gehört!“
●
Nach den
Berechnungen von X- RAY-1 und den Hauptcomputern der PSA - von den Agenten
scherzhaft The clever Sofie und Big Wilma getauft - hätte Larry Brent
spätestens mit dem Anbruch des neuen Tages zum Bestattungsunternehmen überführt
werden müssen.
Es war
ebenfalls berechnet, daß man annehmen konnte, spätestens am Mittag des gleichen
Tages war die Umsargung erfolgt, und Larry würde die Nacht in einer
vernagelten, abgedeckten Holzkiste verbringen, die wiederum in eine Zinkhülle
gesteckt werden würde, um darin zum Flugzeug gebracht zu werden.
Nach dem
Aufwachen hätte X-RAY-3 nichts anderes und Eiligeres zu tun, als seinen Sarg
mit einem Spezialinstrument zu öffnen, das man unter einer bio-synthetischen
Hautschicht auf seinem Körper versteckt hatte.
Aber es kam
alles ganz anders, und damit wurden die genau abgesprochenen Pläne mit X-RAY-1
hinfällig.
Am Morgen des
nächsten Tages lag der scheintote Larry Brent noch immer in der kühlen, süßlich
riechenden Leichenhalle, und niemand hatte sich um ihn gekümmert. Mit
Riesenschritten lief die Zeit davon.
Etwa um
Mittag hatten auch die Funktionäre die Probleme nicht voll erörtert, die sich
durch den unglückseligen Vorfall im Hotel Kwan Tai ergeben hatten. Der Tag
verging, ohne daß eine Entscheidung getroffen worden war.
Man schob die
Angelegenheit auf die lange Bank. Die Entscheidung mußte aus Peking kommen. Bis
alle Funktionärsstellen durchlaufen waren, würde noch mal eine Nacht vergehen.
Mit Einbruch
der Dunkelheit lag X-RAY-3 noch immer unbeweglich in der Leichenhalle. Bis zu
seinem Erwachen war noch eine Zeitspanne von höchstens einer Stunde zu erwarten.
Und damit
begannen die Probleme. Das Unheil nahm seinen Lauf.
●
Das leise
Summen in den Ohren verstärkte sich, und dann hatte er das Gefühl, als würde
ihm der Schädel zerspringen. Larry Brent atmete langsam und tief durch, als
seine organischen Funktionen sich wieder entfalteten.
Es dauerte
drei volle Minuten, ehe X-RAY-3 bei vollem Bewußtsein war. Sein Körper spannte
und dehnte sich, er reckte die Muskeln und lauschte in seine Umgebung. Wie er
es erwartet hatte. Totenstille! Und dies im wahrsten Sinne des Wortes.
Dann aber
erschrak er, als er anfing, an seinem Körper entlangzutasten .
Er trug seine Kleider noch und er hatte mehr Bewegungsfreiheit, als dies in
einem Sarg der Fall sein konnte!
Ein Laken lag
über Seinem Gesicht.
Der
Amerikaner hielt den Atem an und dachte verzweifelt darüber nach, ob er es
wagen konnte, sich zu bewegen. Wenn irgend jemand sich in seiner Nähe befand,
der ihn jetzt beobachten konnte, dann fiel der ganze Plan ins Wasser. Larry
hatte einen Einfall. Vielleicht hatte das Präparat nicht funktioniert,
vielleicht war er daraufhin nur bewußtlos geworden!
Er lauschte
und hielt den Atem an. Außer ihm aber atmete niemand. Also war er allein.
Vorsichtig
drückte er das Laken von seinem Gesicht. Finsternis umgab ihn.
Als sich
seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm er schemenhaft die anderen
Bahren wahr.
Die Luft war
kühl und roch merkwürdig.
Hinter den
milchigen Fenstern registrierte er fernes Licht, das nur schwach durch das
Milchglas drang. Ein Fenster war zentimeterweit aufgeklappt, so daß man leise
Stimmen und Schritte von weither hörte, Geräusche, die sich jetzt näherten.
Es wären zwei
Frauen, die sich unterhielten und bis auf wenige Meter an den Anbau herankamen,
wo die Toten mindestens einen Tag lang aufgebahrt lagen.
Aus den
wenigen Worten, die er auffing und verstand, konnte er entnehmen, daß es sich
bei beiden Frauen um Patientinnen eines Krankenhauses handelte, die über sich
und ihren Aufenthalt hier sprachen. Die eine hoffte, spätestens in zwei Tagen
entlassen zu werden.
Die Schritte
und Stimmen entfernten sich wieder.
Larry machte
sich sofort an die Arbeit, nachdem er sich vergewissert hatte, wo
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