049 - Die Horror-Maschine
sich die
Eingangstür befand. Dort war alles still, und im Korridor vor der Tür brannte
kein Licht.
X-RAY-3
tastete die Körperstellen unterhalb seiner Armbeugen ab. Hier waren zusätzliche
Pfunde von Lorne Thorough angesetzt worden. Was aussah wie festes
Muskelfleisch, entwickelte sich unter dem festen Kneten von Larrys Fingern zu
einer geschmeidigen Masse, die schließlich wie ein großer, fremder Hautfetzen
an seinem Körper hing.
Im Hohlraum
darunter waren die Utensilien untergebracht, die er dringend benötigte, unter
anderem einen starken, fingerlangen Magneten, mit dem er die Sargnägel
herausziehen sollte. Es war dies ein besonderer Magnet. Mit der einen Seite
ließen sich metallische Gegenstände magnetisieren - mit der anderen Seite ließ
sich mit dem Gegenpol Druck auf die magnetisierte Stelle ausüben -, so daß der
Nagel sich nicht anziehen, aber wegdrücken ließ. Gerade in Larrys Fall wäre
dies lebensnotwendig gewesen. Schließlich hätte er Nägel mit Köpfen nicht ins
Sarginnere ziehen können!
Larry Brent
arbeitete nach einer geistigen Checkliste. Jeder Handgriff saß, x-mal geübt.
Zuerst die Tablette. Sie steckte in einer Silberfolie. Er mußte das Präparat im
Mund zergehen lassen. Es schmeckte etwas bitter, doch das war zu ertragen.
Ein Mediziner
der PSA hatte Larry eingehämmert, daß es nach dem Erwachen dringend notwendig
für ihn wäre, innerhalb der ersten Minute die Tablette zu sich zu nehmen, um
erstens einige Abfallprodukte des „Scheintod-Präparates“ abzubauen und zweitens
den Kreislauf zu stabilisieren, der durch dieses Präparat in Mitleidenschaft
gezogen worden war.
Dann lag der
nächste Schritt vor ihm. Aus der „Hamstertasche“ an seiner Seite nahm er den
kleinen aufklappbaren Spiegel, der mit einer Lichtquelle versehen war. Das
hellstrahlende Birnchen wurde von einer Sechs-Volt Miniaturbatterie gespeist.
Larry stellte
den Spiegel auf den Rand der Bahre. Das Licht reichte aus, um sein Gesicht voll
auszuleuchten.
Larry
entdeckte eine breite Schramme an seiner rechten Backe und erschrak. Wo hatte
er sich die zugezogen? Da kein Blut ausgetreten war, konnte dies das Mißtrauen
der Funktionäre und auch der Ärzte geweckt haben.
War dies der
Grund, weshalb man noch nicht über seinen Weitertransport entschieden hatte und
ihn hier in der Leichenhalle festhielt? War eine nochmalige Untersuchung
vorgesehen?
Er war nur
auf Vermutungen angewiesen. Was ihm jedoch in diesen Sekunden alles durch den
Kopf ging, war wenig dazu angetan, seine Stimmung aufzumöbeln.
Seine Lage
war alles andere als rosig. Es würde hier in der Leichenhalle des Hospitals
keine Möglichkeit geben, einen Ersatz für ihn zu beschaffen. Einen
geschlossenen Sarg hätte man noch mit irgend etwas füllen können. Aber hier war
dies ausgeschlossen. Er konnte es versuchen, indem er eine andere Leiche an
seiner Stelle auf die Bahre legte, aber das Verschwinden von Pet Reynolds, dem
Journalisten aus Amerika, würde entdeckt werden, egal wie immer er die Dinge
auch löste!
Und damit
schuf er neue Verwicklungen. Man würde Reynolds suchen. Seine Gedanken
überschlugen sich.
Doch es gab
keinen anderen Ausweg. Er mußte von hier verschwinden und seine Bahre leer
zurücklassen.
Mit raschen
Bewegungen zog er ganze Streifen seines künstlichen Gesichts von der Haut. Die
elastischen, zum Teil handgroßen Pflaster legte er zusammen und verbarg sie in
dem Beutel unter der Kunsthautschicht seines Körpers.
Das Gesicht
Pet Reynolds’ abzulösen nahm nicht mehr als fünf Minuten in Anspruch.
Larry befand
sich in einem Zustand höchster Konzentration.
Er warf hin
und wieder einen Blick zur Tür, um dort unter der Spalte sofort den Lichtschein
von draußen zu erkennen. Er hatte den Spiegel mit der Lichtquelle so gestellt,
daß das Licht direkt in die Richtung fiel, wo sich die drei hohen, vergitterten
Fenster befanden. Das hätte unter Umständen Aufmerksamkeit auf sich ziehen
können.
Als hätte er
diese Dinge schon oft probiert, so sicher und überlegt löste er jetzt den
präparierten Plastikbeutel aus der anderen Hautkammer unter seinem Arm und nahm
die vorbereiteten Gesichtsteile heraus, die ihn in einen Alltagschinesen
verwandeln sollten.
Mit der
Rechten fuhr Larry sich über sein wahres Gesicht. „Ein bißchen stoppelig“,
murmelte er seinem Spiegelbild zu. „In vierundzwanzig Stunden sprießt eben ein
Bart. Aber den werden wir ganz schnell wieder verbergen.“
Er legte
zunächst Backen- und Kinnteile an,
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