049 - Die Horror-Maschine
einer Stimme, die Larry hellhörig werden ließ. Hier
war etwas nicht ganz geheuer. Führte Wung etwas im Schilde? Larry nahm sich
vor, seine fünf Sinne zusammenzunehmen.
„Lassen Sie
das Mädchen losbinden“, verlangte der PSA-Agent. Er warf einen kurzen Blick zur
Seite. Tschiuu Lo verfolgte mit angehaltem Atem die Szene. Die Chinesin
erwiderte den Blick des Amerikaners, ohne zu ahnen, wer sich wirklich hinter
der Maske verbarg. Larry lächelte. Schwach erwiderte Tschiuu Lo dieses Lächeln.
„Und was soll
weiter werden?“ wollte Wung wissen.
„Dann sichern
Sie uns freies Geleit zu“, sagte X-RAY-3 bestimmt. „Ich nehme zur Vorsicht
Ihren Kollegen mit. Vielleicht können wir seinen Wagen bekommen. Nach einer
entsprechenden Entfernung lasse ich das Doktorchen hier los, und wir fahren
ohne ihn weiter. Das ist alles.“
„Das ist
alles!“ Wung züngelte wie eine Schlange, die sich ihres Opfers hundertprozentig
sicher ist. „Schön. Fangen wir mal an.“ Er gab einer Kreatur ein Zeichen. Der
Unheimliche löste die Fesseln.
Tschiuu
setzte sich. Obwohl sie noch immer nicht begriff, worum es im einzelnen ging,
hatte sie erkannt, daß es richtig und gut war, sich dem Mann anzuvertrauen, der
dem verhaßten Tung das Skalpell an die Kehle hielt.
Die Chinesin
rieb sich die erstarrten Glieder. Sie schrie und wimmerte jetzt nicht mehr. Sie
wußte das konsequente Eigeninitiative die Situation
verändern konnte, daß es jetzt an ihr lag, etwas zu verändern, wenn auch die
Chancen gering waren.
Sie nahm sich
wortlos ein Skalpell und hielt es zum Stoß wie einen Dolch umfaßt. Sie atmete
schnell, wirkte nervös und kam langsam in die Nähe von Larry Brent.
X-RAY-3
nickte. „So ist es gut. Ich hoffe, Sie haben inzwischen gemerkt, wer es
wirklich gut mit Ihnen meint.“
„Entschuldigen
Sie“, wisperte Tschiuu mit schwacher Stimme. „Vorhin in der Halle - da konnte
ich nicht wissen, was wirklich geschah. Dieser Mann“, sie warf Lon Tung einen
eisigen Blick zu, „wollte mich zum Wahnsinn treiben. Fast wäre es ihm gelungen.
Aber ich habe meine Sprache wiedergefunden, durch den furchtbaren Schreck.“
Das Mädchen
mußte in den letzten Tagen Unvorstellbares durchgemacht haben. Tschiuu erlebte diesen
Augenblick der sprachlichen Wiederkehr wie in Trance. Er wurde ihr gar nicht so
richtig bewußt. Sie wußte, daß es jetzt auf etwas ganz anderes ankam.
„Schön“,
tönte Wungs markige Stimme. „Das Mädchen ist frei. Und was jetzt?“
„Ich habe es
Ihnen bereits gesagt“, entgegnete Larry. Sein Chinesisch war etwas holprig,
aber man konnte ihn verstehen.
„Ich will
Ihnen beweisen, was ich vermag“, sagte Wung einfach. „Sie werden gar nichts
erreichen, wenn ich nicht will! Dieser Mann, den Sie festhalten, ist ein Teil
meines Ichs. Ein jüngeres Ich! Ich habe gesundes Zellgewebe einem
Wachstumsprozeß unterworfen. Ich wollte mich unsterblich machen!
Unter
falschen Namen lief praktisch in all den Jahren ein zweiter, jüngerer Professor
Wung herum. Einer, der mir wie aus dem Gesicht geschnitten war, einer, der
meinen Geist hatte, um mein Lebenswerk fortzusetzen.
Ich bin Wung,
und er ist Wung! Wir bestehen aus demselben Fleisch und Blut. Wir sind eins.
Und doch gibt es einen Unterschied. Ich bin der Schöpfer, ich entscheide
zwischen Leben und Tod!
Tung lebte
bisher ohne die Krankheit, die für meinen Körper ein Handi cap ist.
Ich bin überzeugt davon, daß es mir gelungen ist, die erst in meinem
vierzigsten Lebensjahr auf tretende Nervenkrankheit, die mich an den Rollstuhl
fesselt, bei ihm besiegt zu haben. Sie geben mir leider keine Gelegenheit dazu,
den Fortgang des Experimentes zu verfolgen. Das Leben muß hinter der Sache
stehen. Bringen Sie ihn um!“
Tung schrie
gellend auf. Larry rührte sich keinen Millimeter vom Fleck. Konnte ein Mensch
so grausam sein? Das Leben bedeutete Wung nichts. Er opferte einen anderen.
Nein, er opferte sich selbst.
Larry rührte
keinen Finger, aber Wung handelte.
„Tut eure
Pflicht“, sagte er nur und gab zwei von den Kana-Kreaturen ein Zeichen. Die beiden
Giganten wälzten sich auf Larry und sein Opfer zu.
Larry sah,
was bezweckt wurde. Ein Kana legte seine beiden schwammigen Tentakel um Tungs
Schultern. X-RAY-3 wußte, daß er kräftemäßig hier nichts ausrichten konnte. Mit
solchen unfairen Mitteln konnte er nicht kämpfen. Er ließ Tung los, damit ihm
nicht aus Versehen doch noch das Skalpell in den Hals rutschte. Larrys humane
Entscheidung rettete
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