049 - Die Horror-Maschine
ihn voll.
Die Waffe krachte auf seinen Hinterkopf. Brents Kopf fiel auf die Brust,- und
der Amerikaner stürzte ohne einen Laut von sich zu geben zu Boden. Spätestens
in diesem Moment wurde auch der jungen Chinesin bewußt, daß sie die Dinge
falsch gesehen hatte.
Sie schrie
gellend auf. Hart riß Tung sie herum. Er nahm sich nicht die Mühe, ihr den Mund
zuzuhalten wie Larry das getan hatte. Hart und brutal schlug er auch Tschiuu
nieder. Das Mädchen fiel auf die Bahre zurück.
Tungs Atem
ging schnell. Seine Handlungen waren klar und überlegt. Er hoffte nur, daß
seine Erklärung bei den Schwestern gezündet hatte und eine nicht auf den
Gedanken kam, noch mal nach dem rechten zu sehen.
Er arbeitete
wie ein Roboter. Hier konnte er nicht mehr bleiben. Aber als Assistent Wungs
wußte er auch, daß es sinnlos war, einfach jemand zu töten. Man konnte ihn
besser verwenden als Kana-Modell. Es war egal, ob er allein nach Waiyenng
zurückfuhr oder Tschiuu und den Fremden mitnahm. Niemand hier am Krankenhaus
würde je erfahren, wieso er, Tung, mit zwei Menschen weggefahren war. Er würde
spurlos untertauchen. Die Situation hatte eine Form angenommen, die diese
Handlungsweise geradezu erzwang.
Tung warf den
schlaffen, reglosen Körper des PSA-Agenten quer über die Bahre, so daß Larry
dalag wie ein nasser Sack. Seine Arme baumelten auf der einen Seite herab,
seine Beine auf der anderen.
Tung fuhr
seine beiden Opfer hinaus auf den Korridor und verschwand in dem düsteren
Seitengang, wo die Labors lagen und um diese Zeit niemand mehr arbeitete.
Kein Mensch
begegnete ihm.
Ungesehen
brachte er den Aufzug eine Etage tiefer und benutzte
den Ausgang zum Hof. Hier lagen die Lieferanteneingänge und der Parkplatz, wo
die Krankentransporte anrollten.
Nur wenige Schritte vom Lift entfernt stand sein Wagen. Ein
russisches Modell, Baujahr 1960, Marke Moskwitch, Tung öffnete die Tür. Er
schloß nie den Wagen ab, wenn er hier im Hof parkte.
Erst warf er
Larry Brent auf den Rücksitz, dann Tschiuu Lo. Wie zwei große Marionetten,
denen man die Fäden durchgeschnitten hatte, lagen Larry und das Mädchen im Fond
des Moskwitch.
Tung ließ die
Bahre stehen und kümmerte sich auch nicht darum, daß die Lifttür nicht
verschlossen wurde. Er startete den Wagen, nachdem er die beiden auf der Bahre
liegenden Laken noch über Larry und Tschiuu geworfen hatte.
Tung fuhr vom
nächtlichen Hof ab. Mit seiner seltsamen Fracht durchquerte er Kwangchow und
hielt zum erstenmal in einem dunklen Seitenweg an der Peripherie der Stadt.
Hier zerschnitt er die Laken und machte sich die Mühe, Tschiuu und den Fremden
zu fesseln und zu knebeln und wie zwei Puppen nebeneinander auf den Rücksitz zu
setzen. Danach setzte er seine Fahrt fort. Der Tank war fast voll. Er brauchte
unterwegs nicht mehr zu halten, das war gut so.
Er mußte mit
einer Fahrzeit von zwei Stunden rechnen, ehe er am Ziel war. Bis dahin würde es
elf Uhr sein. Wung würde sich wundern, wenn er unerwartet aufkreuzte. Und zudem
noch zwei Opfer mitbrachte!
Tung warf
einen Blick in den Innenspiegel und sah die beiden gefesselten Gestalten, von
denen sich jetzt eine bewegte.
Larry Brent.
Er kam
langsam zu sich. Kein Laut des Schmerzes entfloh seinen Lippen, obwohl sein
Schädel entsetzlich weh tat. Er merkte, daß er fuhr, begriff aber nicht das
Wieso und Weshalb. Er erinnerte sich des Vorfalls in der Leichenhalle und mußte
daran denken, was für eine Mission er zu erfüllen hatte. Aber die Fesseln saßen
fest, und das Tuch über seinem Kopf hinderte ihn daran zu erkennen, wohin die
Fahrt ging und wer den Wagen fuhr.
Er mußte
versuchen, so schnell wie möglich der Gewalt seines unerwarteten Gegners zu
entkommen. Sein Ziel war festgelegte die Gegend um Waiyenng, wo er einen Mann
namens Wung ausfindig machen sollte.
Die Dinge
liefen anders, als X-RAY-1 und er sie geplant hatten. Und doch wurde ein hoher
Zweck erfüllt: die Reise zu Wung. Allerdings kam Larry Brent nicht heimlich und
als Beobachter dorthin - sondern als der Gefangene Wungs.
●
Lon Tung fuhr
in den stockfinsteren Hof, parkte den Wagen im Kernschatten der Ruine und
schaltete den Motor aus. Drei, vier unheimlich aussehende, großgewachsene
Gestalten lösten sich aus der Finsternis, kamen fast lautlos über den
steppenartigen Boden gelaufen und umringten den Wagen.
Es waren vier
Kana-Modelle, die in den letzten Tagen durch die Veränderung ihrer
ursprünglichen DNS-Struktur zu Horror-Figuren geworden waren.
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