049 - Trommeln des Todes
beschäftigt?“
„Nein“, entgegnete John. „Wir versuchen den Grund für diese verdammten Trommelwirbel herauszufinden.“
Es regte sie also auch auf. Ihre Neugier als Physiker war geweckt worden.
An diesem Abend konnte Peter Hugh seine Mahlzeit nicht mit uns einnehmen. Er fühlte sich nicht wohl. Ich brachte ihm sein Essen ins Zelt. Aber er wies es zurück.
„Nein, nein. Ich habe keinen Hunger.“
Ich fragte ihn: „Möchtest du, daß ich Dr. Higgins hole, damit er dich untersucht?“
„Nein, bitte nicht. Er gefällt mir nicht. Es geht schon wieder vorbei. Ich habe keine Schmerzen, es ist nur, daß ich mich nicht besonders wohl fühle.“
Er begnügte sich damit, ein Aspirin zu schlucken.
Nach dem Abendessen hatte ich das Bedürfnis, mir die Beine etwas zu vertreten. Ich lief durch den Sand und entfernte mich vom Lager. Es war kein Mond zu sehen, obwohl der Himmel voller Sterne war. Es war dunkel. In der nächtlichen Stille war das Trommelgeräusch deutlicher als je zuvor.
Das wird ja heiter, dachte ich, wenn wir das von jetzt an ständig hören müssen!
Plötzlich überkam mich ein heftiges Gefühl von Verlassenheit und Unheil. Ich beeilte mich, zum Lager zurückzukehren.
Bei den Fahrzeugen angekommen, sah ich einen Schatten und erkannte Lucy.
„Sie haben mir ganz schön Angst eingejagt“, sagte sie, als sie mich bemerkte. „Ich habe mich gefragt, wer in aller Welt wohl so plötzlich hier mitten in der Wüste auftaucht. Ich wollte ein bißchen Spazierengehen, aber ich traue mich nicht so recht.“
„Kommen Sie.“ Ich faßte sie beim Arm.
Wenn man zu zweit ist, spürt man die Einsamkeit und die Furcht nicht mehr so quälend. Von einer Sekunde zur anderen hatte ich meine Zuversicht wieder gefunden. Seit zwei, drei Tagen träumte ich von diesem Zusammentreffen. Aber ich wußte nicht, wie ich Lucy meine Liebe gestehen sollte.
Sie lächelte mich an, es war das schönste Lächeln auf der Welt. Obwohl sie wie fast alle von uns eine Khaki-Kombination trug, hatte sie nichts von ihrer Weiblichkeit verloren. Jetzt sprach sie davon, wie glücklich sie war, daß wir endlich Uran gefunden hatten. Wir gingen nebeneinander über den noch warmen Sand. Plötzlich blieb sie stehen und horchte in die Nacht hinein.
„Dieses Geräusch“, sagte sie, „dieses teuflische Trommeln, das uns nicht in Ruhe läßt …“
„Regt es Sie auf?“ fragte ich.
„Mehr als das“, gab sie zur Antwort. „Es quält mich, und es ängstigt mich.“
Ich wollte sie beruhigen.
„Es ist lästig, aber es scheint mir auf keinen Fall gefährlich zu sein.“
„O doch“, entgegnete sie. „Vielleicht halten Sie mich für dumm, aber ich finde es beängstigend.“
Sie drängte sich voller Furcht an mich.
Ich nahm sie in meine Arme. Meine Kehle war wie zugeschnürt, als ich flüsterte: „Ich liebe Sie, Lucy. Haben Sie keine Angst.“
Ich spürte ihr schönes schwarzes Haar an meiner Wange.
„Ich liebe Sie auch, Jim.“
Wir blieben eine Weile so stehen, verloren in der summenden Nacht, in der Unendlichkeit der Wüste. Mein Glück war unbeschreiblich.
Ich küßte sie, und sie erwiderte leidenschaftlich meinen Kuß. Sie sah wunderschön aus.
„Ich bin ein dummer Angsthase“, flüsterte sie und schüttelte dabei ihre dunklen Locken.
„Aber, aber“, sagte ich tröstend. „Frauen sind immer etwas leichter beeindruckt als Männer.“
„In deiner Nähe verliere ich meine Angst“, erklärte sie. „Wenn wir nur wüßten, woher dieses unerträgliche Trommeln kommt.“
„Wir werden es schon noch herausbekommen, Lucy. Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen.“
Wir waren weitergegangen. Wir sprachen über dies und das. Schon waren wir dabei, Zukunftspläne zu schmieden. Zwischendurch blieben wir immer wieder stehen und küßten uns. Ich war überglücklich.
Wir entfernten uns immer mehr vom Camp. Lucy bemerkte es auf einmal, und ich spürte, daß sie fröstelte.
„Wir wollen nicht zu weit gehen. Kehren wir lieber um.“
Langsam näherten wir uns wieder der Station.
Wir blieben noch ein wenig beieinander, ehe wir uns wieder zu den anderen gesellten. Sie hörten Radiomusik. Die meisten waren noch auf und versuchten sich zu zerstreuen.
Ich brachte Lucy zu ihrem Zelt, das sie mit Jane Wilfried teilt. Als ich mich verabschiedete, sagte sie: „Ich weiß nicht warum, Jim, aber ich habe böse Vorahnungen. Hoffentlich täusche ich mich.“
Ich versuchte zu spaßen. Aber trotz meines Verliebtseins war auch mir nicht
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