049 - Trommeln des Todes
ganz wohl zumute.
Ich erreichte mein eigenes Zelt. Sam Ridell war noch nicht da. Peter Hugh lag auf seinem Lager, er schlief nicht. Er war damit beschäftigt, die Fotos von seiner Frau und seinen Töchtern zu betrachten.
„Wie geht es dir?“ fragte ich ihn.
„Nicht sehr gut“, gab er mir zur Antwort.
„Was ist eigentlich mit dir los, alter Junge?“
„Ich weiß nicht. Es ist nichts Besonderes. Aber ich fühle mich ganz und gar nicht wohl.“
„Soll ich den Arzt holen?“
„Ich komme gut ohne ihn aus. Ich kann den Kerl nicht ausstehen.“
„Hast du Fieber gemessen?“
„Ja. Kein Fieber.“
Ich bemerkte oberhalb seiner Nase einen kleinen, bläulichen Fleck. Sicher etwas Öl von den Autos, dachte ich.
„Warte“, sagte ich zu ihm, „du hast da etwas Schmutz auf der Stirn. Ich wische es dir weg.“
Ich feuchtete einen Lappen an und rieb über die Stelle. Der Fleck war immer noch da. Ich nahm Alkohol und Watte zu Hilfe, aber die Stelle verschwand nicht.
Komisch, dachte ich. Es war eine kleine, runde blaßblaue Stelle, so groß wie ein Hemdenknopf. Ich hütete mich, Hugh etwas darüber zu sagen, denn es beunruhigte mich. Ich sah, als ich mich über ihn beugte, daß er sich Watte in die Ohren gesteckt hatte.
„Versuch jetzt zu schlafen“, sagte ich. „Morgen geht es dir bestimmt besser.“
Ich deckte meine Lampe ab, damit ihn das Licht nicht störte. Während ich schrieb, fiel er in einen leichten Schlaf. In den Nachbarzelten verstummte die Radiomusik. Ich arbeitete bis Mitternacht. Stille herrschte. Doch die Stille war erfüllt von diesen blödsinnigen, nie aufhörenden, aufreibenden Trommelwirbeln.
Dann stopfte ich mir Watte in die Ohren. Aber es nützte nichts. Das ferne Geräusch durchdrang alles.
27. November.
Obwohl ich in der Nacht schlecht schlief, fühlte ich mich heute Morgen beim Aufwachen sehr viel besser. Beim Anblick der aufgehenden Sonne waren alle meine gestrigen Ängste und meine Nervosität verschwunden.
Auch Lucy war schon auf. Sie rannte auf mich zu. Sie schien sich wieder erholt zu haben.
„Ich war komisch gestern Abend“, sagte sie. „Jim, ich muß dir wie ein albernes Huhn vorgekommen sein mit meinen lächerlichen Befürchtungen.“
„Du warst bezaubernd, mein Liebling“, antwortete ich.
Man hörte das Trommelgeräusch nach wie vor, nur jetzt, bei der Helligkeit, die alles überflutete, schien es irgendwie zur Landschaft zu gehören, wie das Geräusch des Windes in einem Wald.
Es wurde geschäftig um uns her. Wir dachten alle nur an das Uran.
Theo Malcolm war wie immer in bester Form. Er entschied, daß wir, statt in der Umgebung weiterzuforschen, besser unser Lager in südliche Richtung verlegen sollten, dorthin, wo wir die rötlichen Felsen sahen.
„Ich bin ganz sicher, daß wir dort die größten Uranlager finden werden“, erklärte er.
Ich wusch mich schnell und kehrte ins Zelt zurück, um meine Sachen zusammenzupacken. Peter Hugh war gerade wachgeworden. Sam Ridell beugte sich über ihn.
„Wie geht es dir, Peter?“ fragte ich.
„Etwas besser“, erwiderte er. „Ein bißchen steif in den Gliedern. Aber ich hoffe, das gibt sich, sobald ich aufgestanden bin.“
Er erhob sich tatsächlich ohne Schwierigkeiten, doch er sah abgemagert und erschöpft aus. Aber sein zuversichtliches Lächeln beruhigte mich.
Eine halbe Stunde später waren wir unterwegs.
Die Fahrt dauerte fast drei Stunden, denn alle 1500 Meter ließ Malcolm halten.
Wir näherten uns dem rötlichen Gebirge, das uns den Horizont versperrte und dessen Abhänge steil und zerklüftet waren.
Gegen 11 Uhr erreichten wir den Fuß dieses Felsmassivs. Malcolm betätigte seine Geräte.
„Alles in Ordnung“, sagte er. „Der Urangehalt hat noch zugenommen. Ich glaube, daß wir auf der Felsebene dort ein beträchtliches Uranvorkommen finden werden.“
Lucy Stewart war besonders fröhlich: Die Felsen, zu deren Füßen wir unser Lager aufschlugen, waren mit einer ungewöhnlichen Vegetation bewachsen. Diese Pflanzen gaben dem Massiv seine rotbräunliche Farbe.
Lucy zeigte mir auf ihrer Handfläche einige winzige harte Blättchen.
„Was ist das wohl deiner Meinung nach, Jim?“
Ich lachte auf.
„Das müßtest du doch besser wissen, mein Liebling. Wer ist hier der Botaniker, du oder ich?“
Sie lachte ebenfalls.
„Es tut mir leid, ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Ich habe noch nie so etwas gesehen. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Flechtenart. Beim genaueren
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