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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
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hüpften hoch wie Marionetten. »Aber Mr. Cotton, welche Ehre. Wir sind erfreut und…«
    »Das ist mein Freund, Mr. Decker«, stellte ich vor.
    »Sehr erfreut, Mr. Decker«, quakten sie im Chor. Außer dem ›erfreut‹, schien ihnen nichts einzufallen.
    Die beiden Damen empfahlen sich auf einen Wink des Dicken.
    »Möchten Sie etwas trinken? Sie sind natürlich unsere Gäste!«
    »Wir sind dienstlich hier«, erwiderte ich bestimmt. »Bringen Sie uns zwei Bourbon.«
    Der Kellner verbeugte sich.
    »Mr. Bregan«, begann ich. »Wir wollen gar nicht erst um die Sache herumreden. Ich möchte Sie und Mr. Davidson auch nicht länger als unbedingt nötig Ihrer reizenden Begleitung entziehen. Ich habe nur ein paar Fragen.«
    »Warum kommen Sie nicht in mein Büro, Mr. Cotton?«
    »Das habe ich mehrmals versucht. Aber Sie waren immer verreist. So jedenfalls lautete die Erklärung Ihrer Sekretärin.«
    »Das ist ein bedauerliches Mißverständnis. Ich bin immer für Sie da. Immer!«
    »Um so besser! Mr. Bregan, Sie wissen, daß unsere Dienststelle mit einer sehr unangenehmen Angelegenheit betraut wurde. Unsere Finanzexperten haben bei Ihnen bereits die notwendigen Buchprüfungen vorgenommen und…«
    »Und nichts Belastendes gefunden«, ergänzte Davidson.
    »So jedenfalls sieht es aus. Sie wissen ferner, daß ich mit den weiteren Erhebungen betraut wurde, und daß das Material, das ich dabei fand, Sie beide schwer belastet. Sie sehen, ich bin ganz offen zu Ihnen.«
    »Ich verstehe nicht!«
    »Würden Sie uns bitte erklären…«
    Ich schnitt ihre Einwände mit einer Handbewegung ab. »Es ist Ihr gutes Recht, sich zu verteidigen. Sie können sich die besten und gerissensten Arwälte nehmen, aber…« Mir kam plötzlich ein Einfall. »Sagt Ihnen der Name Harold Peters etwas?«
    Ihr Erstaunen war echt. Sie schüttelten die Köpfe.
    »Und Mac Semple?«
    Der Kellner brachte die Bourbon und ließ ihnen Zeit für die Antwort. Ich bemerkte aber, daß ihnen die Frage unangenehm war.
    »Wir haben mal dort gegessen. Seine Kochkunst ist berühmt«, antwortete Bregan vorsichtig.
    »Und von seinen sonstigen Geschäften wissen Sie nichts?« hakte Phil ein.
    »Geschäfte? Er hat ein Speiselokal.« Bregan lachte meckernd. »Was er sonst treibt, geht mich nichts an. Aber man hört ja so verschiedenes. Sie spielen gewiß auf seine Verbindungen zur Unterwelt an?«
    »Genau. Es könnte ja sein, daß sich Ihre Interessen mal überschneiden, Mr. Bregan. Mac hat schon vielen aus der Patsche geholfen. Und daß Sie beide verdammt tief drinsitzen, werden Sie kaum leugnen.«
    Davidson beugte sich vor. »Ihre Anspielung ist sehr deutlich, Mr. Cotton. Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Hüten Sie sich. Auch ein G-man lebt nicht ewig. Sie wollen uns was unterstellen, wofür Sie keinerlei Beweise haben!«
    Ich stand auf, legte einen Fünfdollarschein auf den Tisch, denn ich kannte die Preise in diesem Laden, und sagte: »Vielen Dank für das interessante Gespräch, Gentlemen. Ich werde mich zum gegebenen Zeitpunkt daran erinnern.« Phil leerte sein Glas, bevor er mir folgte. Die beiden Geschäftsleute machten verkniffene Gesichter.
    »Hast du erreicht, was du wolltest?« fragte Phil, als wir auf der Straße standen.
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Mac ist auf jeden Fall eine Schlüsselfigur. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir von seiner Seite noch unliebsame Überraschungen erlebten.«
    ***
    Als ich am anderen Morgen unser Office betrat, wartete bereits Mr. Franklin Torrington auf mich. Seine Gesichtsfarbe konnte man nur als ungesund bezeichnen. Seine Nervosität war kaum noch zu überbieten.
    »Endlich, Mr. Cotton«, begrüßte er mich. »Ich bin am Ende.«
    Ich drückte ihn in den Sessel zurück, aus dem er aufgesprungen war. »Nun beruhigen Sie sich erst einmal, Mr. Torrington. Ich nehme an, die Entführer Ihres Bruder haben sich gemeldet.«
    »Ja, hier ist die Nachricht.« Er drückte mir einen Umschlag in die Hand, dem ich einen gewöhnlichen Briefbogen entnahm. Der Text lautete:
    »Ihrem Bruder geht es ausgezeichnet. Halten Sie den Rest des Lösegeldes in Ihrem Haus bereit. Wir werden es heute abholen lassen.«
    Ich blickte ihn an. »Wo fanden Sie den Brief?«
    »Er steckte heute morgen an der Tür. Ein Bote muß ihn gebracht haben.«
    »Wahrscheinlich«, sagte ich nachdenklich, denn ich erinnerte mich daran, daß das Haus Torringtons von uns Tag und Nacht bewacht wurde. Ich hatte aber keine Meldung erhalten, daß sich

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