0490 - Hiebe auf den ersten Blick
»Wir hatten die Absicht.«
»Ich glaube, Mr. Peters ist verreist. Ich habe ihn seit gestern nicht gesehen.«
»Ist das außergewöhnlich?«
Sie lächelte und stellte ihre Figur wirksam zur Schau. »Das ist ungewöhnlich. Ich bin schon seit drei Jahren bei meiner Firma als Chefsekretärin«, setzte sie hinzu. »Mr. Peters kam jeden Tag zum Tee. Und wenn er mal keine Zeit hatte, gab er mir vorher Bescheid.«
, »Diesmal auch?«
»Nein, deshalb nehme ich ja an, daß er plötzlich verreisen mußte.«
»Haben Sie zufällig einen zweiten Schlüssel?« fragte ich aufs Geratewohl.
»Ja«, antwortete sie ziemlich hochnäsig. »Aber ziehen Sie daraus keine falschen Schlüsse. Die Putzfrau holt ihn immer bei mir ab, wenn Harold nicht da ist.«
»Geben Sie ihn mir«, sagte ich und hielt die Hand hin.
»Ich denke nicht daran!«
Phil zog seinen Ausweis.
Sie stieß einen kurzen Schrei aus und lief ins Büro. Nach ein paar Sekunden kam sie wieder zurück und brachte einen kleinen Sicherheitsschlüssel.
Phil öffnete das Schloß, und wir traten in ein kleines, aber gut ausgestattetes Empfangsbüro.
Wir blickten uns flüchtig um. Phil öffnete die einzige Tür, die in einen Nebenraum führte.
»Mr. Peters«, sagte er und starrte auf den Mann, der am Schreibtisch eingeschlafen zu sein schien.
Aber Mr. Harold Peters hörte ihn nicht. Das kleine Loch in seiner linken Schläfe hinderte ihn daran.
Ich ging zum Telefon, legte mein Tachentuch über den Hörer und rief die Mordkommission Manhattan West an.
Bis zum Eintreffen der Mordkommission sahen wir uns ein bißchen um.
»Sieht so aus, als ob es mit unserem Fall nichts zu tun hat«, sagte ich. »Und wenn du nicht den Hinweis bei Mac entdeckt hättest, wären wir nie auf ihn gekommen.«
»Vielleicht hat er wirklich nichts damit zu tun?«
Ich bückte mich und holte ein Löschblatt aus dem Papierkorb.
»Hast du einen Taschenspiegel, Phil?«
Er gab mir so ein Reklameding.
»Du wirst deine Meinung sehr schnell ändern. Lies mal!«
Phil beugte sich über das Löschblatt. »Halsey Torrington. Ist das nicht…«
»Ja, der verschwundene Bruder. Merkwürdig, nicht wahr?«
***
Mac Semple schäumte vor Wut.
»Alec soll kommen!« bellte er den vor ihm stehenden Mann an. »Er soll sich beeilen, sonst mach ich ihm Beine!« Der Lange verschwand, so schnell er konnte.
Gleich darauf kam ein bulliger Kerl herein.
»Setz dich!« schnauzte Mac. »Und dann erzähl mir, wie diese schieläugige Ratte in die Bude nach Bronx gekommen ist. Wenn ich nicht zufällig am Fenster gestanden hätte, säße ich jetzt nicht in diesem Sessel.«
»Ich tippe auf deinen Freund Cotton.« Mac grinste häßlich. »Cotton! Er wird sich das Genick brechen! Einmal hat er mich hinter Gitter gebracht. Ein zweites Mal wird es ihm nicht gelingen. Ich bin eine Macht in New York! Eine Macht, von der er keine Ahnung hat.« Alec nickte. »Das bist du, eine Macht«, wiederholte er völlig unbeteiligt. »Und hier wird dich niemand suchen. Wir sind ein solides Unternehmen und arbeiten sogar mit den Behörden zusammen.«
»Wir sind das vornehmste Bestattungsinstitut in der Gegend, uns fehlt nur noch unser prominenter Freund.«
»Meinst du Cotton?«
»Wen sonst? Ich habe ihm ein paar Eier in seinen vornehmen Schlitten gelegt. Wetten, daß er die nicht ausbrütet?«
»Er ist ein schlauer Hund!«
Mac rieb sich die Hände. »Deshalb habe ich mir auch noch eine andere Überraschung für ihn ausgedacht, Ich rechne mit allem!«
»Meinst du, er fällt darauf ‘rein?«
»Erinnerst du dich, auf welche Weise Jack das Zeitliche gesegnet hat?«
»Gift.«
Mac nickte. »Ich hab da ein Spezialrezept.« Er blickte auf die Uhr. »Jetzt steht es bereits in seiner Hausbar. Eine Flasche Whisky, seine Hausmarke. Solange der Kerl nicht ausgeschaltet ist, komme ich nicht zur Ruhe. Und ich brauche Bewegungsfreiheit. Gerade jetzt, wo die Geschäfte so prima anlaufen. Also kümmere du dich um die schieläugige Ratte. Ich will wissen, wer außer Cotton noch im Spiel ist.«
***
Ich erreichte Mr. Franklin Torrington am anderen Tag in der Fabrik.
»Mr. Torrington, kennen Sie diesen Mann?« Ich zeigte ihm eine Fotografie Harold Peters’.
Er sah sich das Bild sehr genau an. »Wer ist das?«
»Eine Art Detektiv, Mr. Torrington. Wir vermuten, daß Ihr Bruder ihn beauftragte, Nachforschungen anzustellen. Sie erzählten mir selbst, daß Geld unterschlagen worden sei. Haben Sie schon etwas herausgefunden?«
Torrington schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher