Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
eigentlich persönlich davon, wenn wir dem Lord aus der Patsche helfen?«
    »Ihr seid brennend an seinem Wohlergehen interessiert. Ich unterstütze euch dabei, und erwerbe mir dabei die Option, auch euch mal um einen Gefallen bitten zu können. Eine Hand wäscht die andere, sagt ihr Menschen doch immer.«
    »Das wäre in der Tat ein Grund«, nickte Zamorra. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, daß das nicht alles war. Sid Amos verschwieg ihnen noch etwas. Es ging ihm bestimmt nicht nur darum, mit einem Gefallen in Vorleistung zu treten. Da mußte noch etwas anderes im Spiel ein.
    Zamorras Mißtrauen erwachte, obgleich er nach wie vor Sid Amos nicht als unverbesserliches Höllenwesen einstufte, wie es seine Freunde taten. Aber er kannte den alten Fuchs nur zu gut. Der hatte doch immer noch irgendeinen Trick in der großen Kiste.
    Das konnte ihm im Moment allerdings egal sein. Wichtig war, daß sie den Lord aus der Hölle zurückholten. Wenn Sid Amos nebenher ein »Privatgeschäft« laufen hatte, war das seine Sache.
    »Wie wäre es, wenn du uns nun dahin brächtest, wo wir etwas tun können?« schlug er deshalb vor.
    »Mit dem größten Vergnügen«, erwiderte Amos und streckte seine Arme nach den beiden Menschen aus. »Was ist mit diesen Höllenbiestern?« wollte Nicole erst noch wissen. »Sollten wir die nicht unschädlich machen, ehe sie hier über Menschen herfallen?« Aber Sid Amos schüttelte den Kopf. »Ich denke, das hat Zeit bis später. Euer Freund geht vor.«
    Zumindest Zamorra war in diesem Punkt völlig seiner Ansicht…
    ***
    Es gab keine direkte Verbindung von den Wagen in die Lokomotive. Lord Saris mußte also aussteigen. Unwillkürlich umfaßte er den Griff der Pistole in seiner Tasche. Natürlich wußte er, daß er damit gegen die meisten Höllenkreaturen nichts ausrichten konnte. Aber zumindest würde das Silber ihnen Schmerzen bereiten. Wieder fragte er sich, weshalb der Dieb ausgerechnet Silberkugeln geladen hatte, als wäre er ein professioneller Geister- oder Werwolfjäger. Diese Patronen mußten speziell angefertigt werden, und das machte auch nicht jede Firma oder jeder Waffenschmied.
    Dazu diese ungebräuchliche Waffe! Einen östlichen Akzent hatte der Mann auch nicht.
    Etwas stimmte nicht.
    Das einzige, worüber sich Saris absolut im klaren war, war die Tatsache, daß es ihm, beziehungsweise der Erbfolge, an den Kragen gehen sollte. Er mußte also auf der Hut sein. Aber wenn er versuchte, seine Chancen realistisch einzuschätzen, kam er auf den Wert null. Ahnungslos war er in die Falle gegangen, und er bezweifelte, ob er es aus eigener Kraft schaffte, sich zu befreien. Trotzdem war er nicht der Mann, der einfach die Hände in den Schoß legte und sein Schicksal gottergeben über sich ergehen ließ. Hinzu kam, daß er praktisch die Verantwortung für die beiden Frauen und den Dieb trug.
    Diesmal konnte Saris die Tür öffnen, ohne sie mit Silber berühren zu müssen. Sollte jemand oder etwas registriert haben, daß er so oder so ins Freie gelangen konnte, und deshalb den Aufwand der magischen Sperre für überflüssig gehalten haben?
    Vorsichtig kletterte er nach draußen. Erneut schlug die Gluthitze über ihm zusammen. Er schätzte die Temperatur in diesem langen Tunnel, in dem der Zug jetzt stand, auf mindestens 35 Grad Celsius. Die Hitze trieb ihm sofort den Schweiß aus den Poren. Welch ein Unterschied zur Winterkälte des schottischen Hochlandes! Als Saris sich umsah, erkannte er den Grund für die Rotfärbung der Umgebung. Die Tunnelwände glühten! Mit ein paar Schritten näherte Saris sich dem gewachsenen Fels bis auf etwa drei Meter. Näher kam er nicht heran.
    Die Hitze wurde unerträglich. Der Fels glühte hellrot, teilweise sogar gelblich oder weiß, und Saris hätte sich nicht gewundert, wenn das Gestein geschmolzen oder zersprungen wäre, um Brocken und Splitter wie glühende Geschosse durch den Tunnel zu schleudern.
    Auch der Boden war heiß; selbst durch die dicken Schuhsohlen war die Hitze zu fühlen. Allerdings nahm sie ab, je weiter er sich wieder zu den Schienen zurückzog. Offenbar konnte auch die Hölle mit all ihrer magischen Kraft bestimmte Naturgesetze nicht völlig außer Kraft setzen. Die Schienen hätten sich verformt und den Zug aus dem Gleis springen lassen.
    Immer wieder sah der Lord sich nach allen Seiten um. Er rechnete sogar damit, daß die glühende Wand sich teilte und Heerscharen von Teufeln ausspie, die über ihn herfielen, um ihn mit scharfen

Weitere Kostenlose Bücher