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0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anderen war es ein Ort der Seelenqual.
    Man brauchte nicht einmal an das vom Christentum beschworene Höllenfeuer zu denken. Auch ohne die offenen Flammen der Verdammnis war dies ein Ort der ewigen Strafe für jeden Menschen. Zamorra konnte sich nicht vorstellen, daß es auch nur ein einziges menschliches Bewußtsein gab, das hier tatsächlich einem Gewöhnungseffekt unterliegen würde. Vielleicht war Leonardo deMontagne die einzige große Ausnahme gewesen - er mußte damals schon die Anlagen zur Dämonwerdung in sich getragen haben.
    Zamorra hoffte, daß sie hier nicht allzu lange verweilen mußten. Je schneller sie den Zug und den Lord erreichten, desto besser war es.
    »Das Tor schließt sich jetzt«, sagte Amos rauh. »Von nun an sind die beiden Dimensionen Hölle und Erde wieder voneinander getrennt.«
    »Und wir damit völlig auf deine Hilfe angewiesen, wenn wir hier wieder herauskommen wollen«, stellte Zamorra trocken fest.
    Amos erwiderte nichts. Zamorra sah sich um. Sie befanden sich in einer düsteren Höhle. Er glaubte zwei schmale Striche zu sehen, die sich über den Boden zogen, und die rasch verblaßten wie eine Wasserspur, die Verdunstung. »Der Schienenstrang?« fragte er. »Sind wir hier auf dem Dämonengleis, über das der Zug gefahren ist?«
    »Vermutlich«, sagte Amos. Er schien in sich hineinzulauschen und machte dann ein recht unzufriedenes Gesicht. »Folgt mir«, sagte er. »Hier können wir nicht bleiben. Diese Höhle gehört noch zur Randzone der sich auflösenden Überlappung. Sie wird nicht mehr lange existieren.«
    »Wenn du jetzt schon wieder mit uns Karussell fahren willst, rate ich dir, unser endgültiges Ziel sehr sorgfältig anzusteuern«, verlangte Nicole. »Ich hab’s satt, von einer Etappe zur anderen gewirbelt zu werden und trotzdem nicht voran zu kommen. Du scheinst dir einem Spaß daraus zu machen.«
    »Wir werden gehen«, sagte Amos und machte sich auf den Weg. Mit jedem seiner Schritte legte er fast hundert Meter Strecke zurück! Entgeistert starrte Nicole hinter ihm her. »He, warte!« rief sie. »So schnell können wir nicht.«
    »Vielleicht doch«, überlegte Zamorra, faßte nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Und seine Schritte waren nicht weniger raumgreifend als die des Ex-Teufels.
    »Als wenn wir Siebenmeilenstiefel trügen«, murmelte der Professor. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie Sid Amos eingeholt und legten Kilometer um Kilometer zurück, während sich die Höhle hinter ihnen allmählich auflöste. Vor ihnen verengte sie sich zu einem schmalen Tunnelschacht, der sich immer mehr erwärmte, je weiter sie vordrangen. Die Felswände rechts und links begannen allmählich zu glühen.
    Zamorra fragte sich, wann sie auf den Zug stoßen würden. Und ob sie noch rechtzeitig kamen, um etwas für Sir Bryont tun zu können.
    ***
    Im letzten Moment konnte der Lord sich noch festhalten, ehe er vom eigenen Schwung davongetragen und gegen die glühenden Wände geschleudert werden konnte. Seine Hand umklammerte eine Blechkante; sofort faßte er mit der anderen nach. Das Blech begann in sein Fleisch zu schneiden, aber gerade noch rechtzeitig fanden auch seine zurückpendelnden Füße Halt. Rasch sorgte der Lord dafür, daß er sich besser absichern und festhalten konnte.
    So durchlässig das Material der Lokomotive von innen her zuletzt gewesen war, so stabil war es von der Außenseite. Saris war sicher, daß er es gerade noch im allerletzten Moment geschafft hatte, aus dem Führerstand der Diesellok hinauszukommen. Jetzt befand sich dort der Druckkessel einer Dampflokomotive… Saris hatte ja gemerkt, wie heiß es in den letzten Augenblicken gewesen war; da war die Umwandlung bereits fast abgeschlossen gewesen, eine Umwandlung, die seinen sicheren Tod bedeutet hätte.
    Der Führerstand befand sich jetzt hinten, vor dem Kohletender der Dampflokomotive. Stampfend und fauchend schob die Lok den Zug weiterhin rückwärts vor sich her. Aber dann stellte Saris verblüfftt fest, daß der Zug sich in Wirklichkeit gar nicht bewegte!
    Es schien nur so! Die Umgebung veränderte sich nicht, es waren immer noch dieselben glühenden Felswände, und sogar die Spuren, die Saris vorhin auf dem heißen Boden hinterlassen hatte, waren noch da und veränderten ihre Position nicht! Dabei drehten sich die mächtigen Eisenräder mit inzwischen hohem Tempo. Der heiße Fahrtwind pfiff dem Lord um die Ohren!
    »Es ist also schon zu spät«, murmelte er. »Wir stecken fest!« Ganz gleich, ob er zum

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