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0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Reißzähnen zu zerfetzen. Aber nichts dergleichen geschah. Ungehindert konnte er an der großen Diesel-Lokomotive Vorbeigehen. Vorn öffnete er die Tür und zog sich in den Führerstand der Lok.
    Der war leer.
    Saris hatte es fast erwartet. Er betrachtete die Unmengen an Kontrollen. Auf eine seltsame Weise verschwammen sie vor seinen Augen. Magie! erkannte er. Ihre Kraft ließ nach. Was er sah, war eine Art Illusion, die jetzt nicht mehr aufrecht erhalten werden mußte. Hastig flogen seine Hände über die Kontrollen, glitten teilweise bereits hindurch. Die Maschine erwachte zu neuem Leben. Mit einem leichten Druck setzte die Lok sich wieder in Bewegung. Die überstarken Dieselmotoren dröhnten, als sie ihre Schubkraft entfesselten.
    Der Zug fuhr rückwärts!
    Saris wußte, daß er ein Risiko einging. Vielleicht hatte das Weltentor sich bereits wieder geschlossen. Dann lief er Gefahr, daß der Zug entweder an der Grenze der Dimensionen zerschellte, oder daß er in der Hölle bis ans Ende der Ewigkeit weiterfuhr. Andererseits bestand die Gefahr, nach der Rückkehr aufs irdische Gleis mit einem anderen, planmäßigen Zug zu kollidieren!
    Hinzu kam die schleichende Veränderung in der Lok selbst. Der Fahrthebel, den Saris eben noch betätigt hatte, war jetzt durchsichtig und schon nicht mehr zu berühren. Der Lord spürte starke Übelkeit in sich aufsteigen. Ihm war, als greife der Auflösungsprozeß auch nach ihm selbst.
    Der Zug hatte schon ein beträchtliches Tempo erreicht. Saris konnte jetzt nicht mehr einfach abspringen! Zu Fuß würde er die Lokomotive keinesfalls mehr einholen und die Wagen erreichen können. Er mußte also ausharren. Er konnte die Fahrt nicht mehr stoppen! Die Armaturen lösten sich endgültig auf. Alles verschwamm, verwischte und veränderte sich. Selbst der feste Boden unter ihm schwand dahin. Statt dessen breitete sich glühende Hitze aus, und das Atmen fiel dem Lord immer schwerer, weil er jedesmal einen heißeren Wasserdampfschwall einatmete.
    Unwillkürlich stöhnte er auf.
    Was auch immer geschah - er mußte jetzt raus, ob er wollte oder nicht! Ansonsten nützte ihm die Befreiungsfahrt nichts mehr, dann starb er noch hier in der Lok, ehe sie die Hölle wieder verlassen konnte!
    Mit einem heftigen Ruck warf er sich gegen die Tür, durchdrang das Metall und flog nach draußen…
    ***
    Die Flugratte und die beiden großen Teufelsspinnen, die aus dem Zug entwichen waren, während er im Bahnhof von Inverness gestanden hatte, suchten nach Beute. Sie waren hungrig. Die Flugratte hatte sich auf einem Überdach niedergelassen und beobachtete von dort aus mit tiefrot glühenden großen Augen die Bahnsteige und das Bahnhofsgebäude. Um diese Abendzeit war kaum noch etwas los, die Züge fuhren nur noch selten. Die drei menschlichen Wesen, von denen zumindest eines einen seltsam artverwandten Geruch ausströmte, als sei es selbst der Hölle frisch entstiegen, waren der Ratte zwar nicht entgangen, aber irgendwie spürte sie, daß diese Wesen zu gefährlich waren. Ein Hauch tödlicher Weißer Magie umgab sie, den die Ratte deutlich fühlen konnte. Sie mußte noch warten, bis ihr leichtere Beute vor die Fänge lief.
    Derweil huschten die beiden Spinnen über das Gelände. Sie trennten sich. Es war nicht gut, wenn sie sich gegenseitig das Revier streitig machten. Sie tasteten nach Erschütterungen des Bodens. Die beiden Spinnen begannen an strategisch günstigen Stellen ihre Netze zu weben. Dabei gingen sie mit einer geradezu ungeheuerlichen Schnelligkeit vor. Ihr Hunger trieb sie an.
    ***
    Zamorra konnte diesmal einen Sturz nur knapp verhindern. Nicole hielt ihn fest und schrie gleich darauf auf. »Das ist ja heiß hier!« stieß sie hervor.
    »Heiß wie die Hölle«, grinste Sid Amos. »Was glaubst du wohl, wo wir jetzt sind?«
    Zamorras Amulett vibrierte leicht und erwärmte sich. Es reagierte auf die Schwarze Magie der Umgebung.
    Sie befanden sich nicht zum ersten Mal in den Schwefelklüften. Oft genug waren sie schon eingedrungen, teilweise, um entführte Menschen zu befreien, teilweise, um den Krieg gegen die Dämonen in die Hölle zurückzutragen. Aber wie jedesmal bei einer solchen Aktion spürte Zamorra auch jetzt wieder das Unheimliche, Übelkeitserregende, das ihm die Haare sträubte. Eine Aura der Verdammnis breitete sich aus, das unbeschreibliche Böse war überall vertreten. Es war eine Welt, in der sich wirklich nur der wohl fühlen konnte, der selbst von Grund auf böse war. Für jeden

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