0492 - Der Zug aus der Hölle
Haaresbreite. Sie fuhr herum, riß den Blaster hervor und löste die Waffe aus. Der gleißende Energiefinger durchschlug die Bestie, noch während sie ihren rasenden Flug abbremste, um ein Wendemanöver einzuleiten. Die Flugratte stürzte ab, zuckte noch einige Male und blieb dann reglos liegen. Vorsichtshalber sicherte Nicole nach allen Seiten, um einen weiteren »Luftangriff« schneller abwehren zu können, während Zamorra sich neben das Biest kauerte und es untersuchte. Es stank nach verbranntem Fleisch und Fell. Als er die Durchschußwunde aufriß, die von der Hitze des Laserstrahls versiegelt war, quoll stinkendes, schwarzes Blut hervor.
»Anscheinend haben einige dieser lieben Tierchen überlebt, als der Zug von innen mit Feuer gereinigt wurde, oder sie sind mittlerweile wieder zugestiegen, ohne einen Fahrschein zu lösen. Wenn ich mir vorstelle, daß ein paar von diesen Biestern jetzt in Inverness herumgeistern… schau dir die verdammten Krallen an. Die hätten genügt, dir den halben Kopf abzureißen, wenn die Flugratte dich richtig getroffen hätte.«
»Ich denke, wir werden zur Kammerjagd blasen müssen, wenn wir wieder zurück sind«, sagte Nicole. »Da kommt noch was auf uns zu. Diese Flugratten dürften in freier Wildbahn kaum zu erwischen sein, sie können fliegend ungeheure Entfernungen in kürzester Zeit zurücklegen. Sie können mittlerweile überall sein.«
Sie sah aus dem Fenster, das immer noch leicht von außen beschlagen war, und erkannte zu ihrer Überraschung, draußen neben dem Zug die schemenhaften Umrisse zweier Gestalten. »Da draußen ist jemand!« stieß sie hervor. Zamorra sprang auf und eilte zum nächsten Ausstieg. Vorsichtig ließ er die Tür nach außen aufschwingen.
Sofort vibrierte das Amulett stärker. Die schwarzmagische Aura wurde jetzt nicht mehr durch das möglicherweise auch magisch aufgeladene Material der Zugwand gedämpft. Zamorra registrierte, daß sich ein unglaublich mächtiger Dämon in der Nähe befinden mußte.
»Bryont!« stieß er hervor, als er den Mann erkannte. Ihm gegenüber stand eine ältere Dame, die ziemlich verwirrt aussah. Von ihr ging die unglaublich starke Aura aus.
Saris wandte den Kopf. »Zamorra! Gott sei Dank!«
Sekundenlang schien ein Erdbeben den Tunnelschacht zu erschüttern und zum Einsturz zu bringen. Die ältere Dame kreischte auf. Zamorra hob das Amulett. Es glühte. Eigentlich rechnete er damit, daß es den Dämon angriff, aber es schien damit zu zögern. Warum, konnte er sich nicht vorstellen.
Zamorra sprang aus dem Zug. Nicole stand über ihm in der Tür, die Strahlwaffe auf das dämonische Wesen gerichtet. »Solltest du Lucifuge Rofocale sein?« fragte sie.
Im gleichen Moment überschlugen sich die Ereignisse!
***
Bryont Saris war selbst überrascht gewesen, als Mrs. Brightmann zurückgeschleudert wurde. Sie raffte sich wieder auf und starrte ihn haßerfüllt an. Nun begann er zu begreifen, daß er nicht der älteren Dame, sondern seinem dämonischen Feind gegenüberstand, der diesmal diese Gestalt angenommen hatte.
Da tauchte Zamorra auf. Im ersten Moment nahm Saris an, daß der Freund eine Sperre zwischen dem Dämon und ihm errichtet hatte, aber das wäre nur möglich gewesen, wenn er selbst Zamorras Amulett bei sich getragen hätte. Und auch dann hätte sich diese Barriere optisch etwas anders dargestellt. Nichts als unsichtbares Kraftfeld!
Es mußte also noch jemanden geben, der eingegriffen hatte. Unwillkürlich mußte der Lord an »Stockwell« denken, den Geheimnisvollen. Sollte er dahinterstecken?
Alles war möglich!
»Solltest du Lucifuge Rofocale sein?« fragte Nicole gerade.
Mrs. Brightmann verwandelte sich.
Ihre Gestalt wurde zu der eines großen Teufels in einer dunklen Kutte, aus deren Rückenteil mächtige Schwingen emporragten. Der Dämon hob beide Hände. Im gleichen Moment sah Saris »Stockwell«.
Der Mann trat zwischen zwei Eisenbahnwaggons hervor und hob den linken Arm. Die Hand klappte zur Seite weg, und aus dem offenen Armstumpf heulte ein greller Laserblitz hervor, der den Dämon traf. Lucifuge Rofocale wurde von Flammen umlodert. Er drehte sich, wollte den neuen Gegner angreifen, als hinter ihm Sid Amos auftauchte. Der Ex-Teufel schleuderte seine rechte Hand. Irritiert sah der Lord, wie diese vom Arm gelöste Hand sich in die Kleidung des Dämons grub, um sie mit schnellen Bewegungen aufzureißen und an etwas zu kommen, was sich darunter verbarg. »Nein!« brüllte der Dämon. Er machte eine
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