0492 - Der Zug aus der Hölle
schnelle Ausweichbewegung, und der nächste Laserblitz verfehlte ihn. Etwas Silbriges flirrte auf Sid Amos zu und traf ihn, der sekundenlang von einem blaßgrünen Schutzfeld eingehüllt wurde. Dann schlug Amos zurück. Eine ganze Energiewolke aus silbernem Licht glitt auf den Dämon zu. Im gleichen Moment ergriff der die Flucht, löste sich in einer Schwefelwolke auf.
»Stockwell« schoß erneut. Diesmal traf er Sid Amos. Der Ex-Teufel schrie auf und brach zusammen. Nicole schoß auf »Stockwell«. Sie hatte ihren Blaster auf »Betäubung« umgeschaltet. Aber »Stockwell«, der seine Waffe gerade auf Sir Bryont gerichtet hatte, wirkte nur etwas irritiert. Er trieb Nicole mit einem Laserschuß in die Flucht, der sie nur knapp verfehlte. Zamorra war sichtlich bemüht, sein Amulett einzusetzen, aber es schien ihm nicht gehorchen zu wollen. »Stockwell« erhob sich in die Luft. Hinter ihm flirrte es in bläulicher Glut. Er schien von einem Raketentreibsatz vorwärts geschleudert zu werden. Innerhalb weniger Sekunden hatte er den zusammengebrochenen Sid Amos erreicht und war über ihm. Amos’ künstliche Hand raste zu dem Ex-Teufel zurück und packte »Stockwell« am Hals. Etwas knirschte und knackte. »Stockwell« lebte weiter! Er riß Sid Amos’ Kleidung auf und griff nach der handtellergroßen Silberscheibe, die er jetzt unmittelbar vor sich sah. Amos brüllte wütend. »Stockwell« versetzte ihm einen Fausthieb und schaltete sein körpereigenes Raketentriebwerk wieder ein. Nicole hielt den Blaster im Beidhandanschlag und feuerte erneut. Der erste Laserschuß verfehlte Stockwell. Der zweite erwischte ihn in der Körpermitte. »Stockwell« verwandelte sich in einen Feuerball. Bruchstücke flogen nach allen Richtungen auseinander. Ein blaues Leuchten baute sich für Sekundenbruchteile auf und verschlang einzelne glühende Fragmente.
Dann kehrte Stille ein, die nur von Sid Amos’ verbissenen Flüchen unterbrochen wurde…
***
Lucifuge Rofocale war schockiert. Nie zuvor hatte jemand es gewagt, ihn in seiner ureigensten Domäne anzugreifen, hier im Innern der Hölle! Und doch war dies geschehen! Noch dazu von mehreren Seiten zugleich, und mit Waffen, die, gemeinsam eingesetzt auch ihm ernsthafte Schwierigkeiten bereiten konnten! Lucifuge Rofocale hatte zwar durchaus damit rechnen müssen, daß Professor Zamorra sich auf die Spur des entführten Llewellyn setzte. Aber daß das zu einem dermaßen frühen Zeitpunkt geschah, bestürzte ihn.
Nicht minder bestürzend war es, daß offensichtlich Asmodis dem Dämonenjäger den Zutritt zu den Höllensphären überhaupt erst ermöglicht hatte. Bislang hatte Asmodis sich immer neutral verhalten. Oder hatte er auch jetzt - wie fast immer - nur seine ureigensten Interessen vertreten? Was seinen unmittelbaren Angriff auf Lucifuge Rofocale selbst anging - das war mit Sicherheit ein ureigenstes Interesse gewesen! Nur zu zielsicher hatte Asmodis seine künstliche Hand einen Gedanken weit geschleudert, und zwar genau dorthin, wo Lucifuge Rofocale unter seinem Gewand das Amulett trug. Asmodis hatte es dem Erzdämon entwenden wollen!
»Wie, bei Put Satanachias Ziegenhörnern, hat er es herausgefunden?« murmelte Lucifuge Rofocale verbiestert. Die Art, wie Asmodis hier erschienen war, deutete auf einen sorgfältigen Plan hin, der um ein Haar funktioniert hätte, wenn nicht noch eine weitere Partei eingegriffen hätte, nämlich jener Abgesandte der DYNASTIE DER EWIGEN. Asmodis hatte mit Sicherheit schon wieder von Lucifuge Rofocales Amulett gewußt. Je länger der Erzdämon darüber nachgrübelte, desto sicherer wurde er, daß das Mitbringen Zamorras nur eine Art Ablenkungsmanöver hatte sein sollen. Asmodis wollte das Amulett!
Jetzt war es dem Erzdämon auch klar, weshalb er bei seinem neuerlichen Angriff auf Bryont Saris gegen die unsichtbare magiche Barriere gelaufen war. Asmodis mußte sie errichtet haben. Vermutlich, um den Erzdämon für so viele Sekunden zu verunsichern, wie er benötigte, ihm das Amulett zu stehlen.
Aber das war ihm nicht gelungen. Lucifuge Rofocale hatte sich rechtzeitig zurückgezogen.
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit.
Er machte keine Anstalten mehr, ein drittes Mal vorzustoßen. Was zweimal fehlgeschlagen war, konnte beim dritten Mal kaum besser klappen. Der Erzdämon war erleichtert darüber, daß er seinen Plan vorher keinem anderen mitgeteilt hatte. So brauchte er auch keine Niederlage einzugestehen. Dies war seine ganz persönliche Sache, die
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