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0492 - Der Zug aus der Hölle

0492 - Der Zug aus der Hölle

Titel: 0492 - Der Zug aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stationsvorsteher gehörte.
    Im ersten Moment hielt McGuire es für einen schlechten Witz. Aber dann stellte er fest, daß hier und da doch schwammig-blutige Fetzen an den Knochen hingen, das konnte keinesfalls ein Schulskelett aus Plastik sein, und außerdem stanken die nach Kunststoff und nicht nach Blut und Fäulnis. McGuire überwand sich und berührte einen der Knochen.
    Es war echt!
    »Da hört der Spaß aber auf!« knurrte McGuire. Jemand hatte einen Toten im Durchgang aufgehängt! Einen, dessen Knochen hier und da auch Bißspuren zeigten!
    Ich muß die Polizei informieren, dachte McGuire. Er wandte sich um. Im gleichen Moment sprang ihn vom Überdach ein pelziges, stinkendes Wesen an und schlug die langen Reißzähne in McGuires Hals.
    ***
    Lord Saris hielt es für ein Wunder, daß er noch lebte. Es war ein Verzweiflungsakt gewesen, als er direkt in die dunkle Nebelerscheinung hineingestürmt war. Daß er den Erzdämon so einfach zum Rückzug zwingen konnte, damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet.
    Aber natürlich würde Lucifuge Rofocale zurückkehren. Saris hatte nur einen Aufschub erreicht, und er wußte nicht einmal genau, wie er das geschafft hatte. Möglicherweise lag es an der Llewellyn-Magie. Vielleicht hatte der Dämon sie nicht ertragen, so schwach sie auch sein mochte.
    Und von jetzt an würde sie noch schwächer sein. Saris spürte, daß er unwahrscheinlich viel an Kraft verloren hatte. Am liebsten hätte er sich einfach irgendwo zusammengerollt und wäre eingeschlafen. Aber das konnte er einfach nicht riskieren. Es wäre für ihn gleichbedeutend mit dem sofortigen Tod. Und er hing an seinem Leben. Vielleicht, weil er jahrtausende lang existiert hatte, oder weil er darauf hoffen konnte, daß sein Bewußtsein in einem neuen Körper wiedergeboren werden würde - wenn er das hier heil überstand.
    Aber wenn Lucifuge Rofocale ihn umbrachte, war dieser Tod sein letzter.
    Wo steckte der Dämon jetzt? Und was war mit den anderen Personen im Zug? Saris fragte sich, was er tun sollte. Noch nie zuvor hatte er in einer dermaßen verfahrenen Situation gesteckt. Sein Freund Zamorra hätte jetzt wahrscheinlich gewußt, was er zu tun hatte. Aber Saris war nicht Zamorra.
    Er hatte in den letzten Jahrtausenden das aktive Kämpfen verlernt.
    Er mußte an Stockwell denken, oder wie auch immer der Mann wirklich hieß. Welche Rolle spielte er? Plötzlich glaubte Saris nicht mehr daran, daß der Mann zufällig in diesem Zug saß. Seine Anwesenheit hatte eine bestimmte Bedeutung.
    War er Feind, oder war er Freund -obgleich er Saris’ Koffer geöffnet hatte?
    Vielleicht würde Saris es nie herausfinden. Er konnte im Moment ohnehin nur eines tun: Lucifuge Rofocale vom Zug ablenken. Der Erzdämon wollte den Lord, nicht die anderen Menschen. Saris setzte sich in Bewegung. Wenn er schon mit dem Zug nicht mehr aus der Hölle hinausfahren konnte, konnte er zumindest zu Fuß versuchen, Abstand von den Wagen zu gewinnen. Je weiter er kam, desto weniger würde Lucifuge Rofocale noch an die anderen Menschen denken, wenn er Saris wieder einholte, um ihn endgültig zu töten, der Lord glaubte nicht mehr daran, daß er hier wieder lebend herauskam. Aber er mußte es zumindest versuchen. So oder so.
    Also marschierte er los.
    ***
    Nicole atmete auf. »Hier ist es wenigstes etwas kühler«, stellte sie erleichtert fest. »Wenn es nur nicht so penetrant stinken würde.«
    Zamorra schnupperte ebenfalls. In der Tat war starker Brandgeruch wahrnehmbar. »Als ob jemand diesen Wagen mit Feuer gereinigt hätte«, meinte er. »Ich möchte mal auf verbrannten Staub und verbrannte Insekten und Kleintiere tippen. Ungeziefer wie Ratten. Seltsam nur, daß es hier keine Asche gibt. Das Feuer muß dermaßen heiß gebrannt haben, daß es sogar noch die Asche verdampft hat. Eigentlich hätte ein solches Feuer den gesamten Zug wegfackeln müssen.«
    »Höllenfeuer«, gab Nicole zu bedenken.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sollten wir uns darüber auch gar nicht erst den Kopf zerbrechen, sondern versuchen, Seine Lordschaft zu finden und ihm zu helfen. Dafür haben wir uns schließlich von Sid hierher bringen lassen. Wo zum Henker steckte er eigentlich?«
    Verwirrt sah er sich um. Nicoles Augen wurden groß. Sie waren allein in diesem Eisenbahnwagen! Es sah so aus, als habe Sid Amos sich sogleich auf französisch empfohlen, nachdem er sie hier abgesetzt hatte. So schnell, daß sie sein Verschwinden gar nicht bemerkt

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