0493 - Janes Umkehr
laufenden, wenn da eine Lawine auf uns zurollt.«
»Mache ich. Und noch etwas, Sir«, sagte ich beim Aufstehen. »Auf Sukos Platz lagen auch einige Unterlagen, die ausgefüllt werden müssen. Ist das jetzt hinfällig?«
»Ich werde Ihnen darüber noch Bescheid geben«, erwiderte mein Chef. Dann lächelte er. »Sagen Sie ihm zunächst, er soll die Finger von den Bögen lassen.«
»Falls er sie nicht schon ausgefüllt hat.«
Papierkram, dachte ich beim Verlassen des Büros. Nichts haßte ich mehr, obwohl er manchmal sein mußte. Glenda hatte bestimmt frischen Kaffee gekocht, damit ich den Nachmittag überstand. Deshalb verzichtete ich darauf, mich mit der Automatenbrühe einzudecken, und hörte, noch bevor ich ihr Büro betrat, das Klappern der Schreibmaschine.
Glenda saß mit hochrotem Kopf vor ihrem Hackkasten, schrieb, schaute auf die Bögen, die ich in unserem Büro gesehen hatte, und schimpfte gleichzeitig.
»Was ist los, Mädchen?«
Sie erschrak, da sie mich nicht kommen gehört hatte. Auf dem Stuhl drehte sie sich herum. »John, endlich. Da hast du uns vielleicht etwas eingebrockt. Suko hat sich an die Arbeit gemacht, du warst nicht da, und ich kann den Mist jetzt abtippen.«
»Aha, da ist ja unser Drückeberger!« hörte ich die Stimme des Chinesen. »Toll, wie du dich…«
Ich winkte mit beiden Händen ab. »Hör auf, ich komme von Sir James, wo ich zwei Stunden gehockt habe.«
»Gemütlich?« fragte Suko.
»Im Gegenteil, wir haben auch den Mist ausgefüllt.« Ich deutete auf die Bögen. »Hör auf zu tippen, Glenda, das will der Alte selbst in die Hand nehmen.«
»Und das sagst du mir erst jetzt?« Sie wurde ärgerlich.
»Früher hatte ich keine Chance.«
»Du bist vielleicht ein Schatz.« Sie schüttelte den Kopf.
»Kannst du trotzdem eine Tasse Kaffee kochen?«
»Ich werde es versuchen.«
»Wieso?«
»Ich weiß nicht, ob ich es noch schaffe. Nach diesem blöden Ärger mit dem Papierkram.«
»Daran stirbt man nicht.«
»Nein, großer Geisterjäger.« Sie stand auf und zielte mit der Zeigefingerspitze auf mich. »Aber man geht ganz langsam vor die Hunde. So etwas saugt nämlich das Gehirn aus.«
»Das mußt du besser wissen.«
»Hör auf zu spotten.« Sie nahm die Kanne und verschwand wütend, um Wasser zu holen.
Ich ging in unser gemeinsames Büro, wo die Puppe mitten auf dem Schreibtisch lag. Suko hatte sie sich bereits angesehen. Jetzt blickte er mich an.
»Das soll Jane sein«, sagte ich.
»Ja, das habe ich gesehen. Und?«
Ich hob die Schultern. »Wäre ich nicht bei Sir James gewesen, hätte ich gewisse Dinge klären können.«
»Aber mir kannst du sie doch sagen.«
»Klar, nachdem ich mit Jane telefoniert habe.« Ich hatte den Hörer schon abgenommen und tippte Lady Sarahs Nummer ein. Dort hob niemand ab.
»Ist doch klar, daß die Ladies unterwegs sind«, sagte Suko. »Schau mal nach draußen. Bei dem herrlichen Wetter bleiben nur Idioten im Büro hocken.«
»So strahlend ist es auch nicht.«
»Das wird aber noch.«
Ich nickte Suko zu. »So, ich werde dir jetzt einiges erklären«, sagte ich und nahm die Puppe in die Hand. »Von einer jetzt toten Hexe habe ich sie bekommen.«
»Die Selbstmordkandidatin meinst du?«
»Genau.« Ich berichtete Suko, was vorgefallen war. Er wurde nachdenklich.
»Da kann etwas auf uns zurollen, John.«
»Das wird sogar.«
»Abandur«, sagte Suko. »Hast du den Namen heute zum erstenmal gehört?«
»So ist es.«
»Sollen wir den Computer anwerfen? Vielleicht kann der uns sagen, was dahintersteckt?«
Ich runzelte die Stirn. »Daran glaube ich nicht so recht, wenn ich ehrlich sein soll. Wir haben bisher noch nie mit diesem Begriff zu tun gehabt. Demnach ist er nicht eingespeichert. Abandur ist das Synonym für einen Hexenmeister.«
»Über den Jane Bescheid weiß?«
»Auch wenn sie nicht da ist, werde ich jetzt trotzdem zu Lady Sarah fahren. Ich habe ja einen Zweitschlüssel. Vielleicht sehe ich mich mal in ihrer Bücherei oben um.«
»Wäre nicht schlecht.« Suko deutete auf die Puppe. »Willst du sie mitnehmen?«
»Ja, aber ich möchte sie Jane nicht unbedingt zeigen. Ich lasse sie dann im Wagen.«
»Okay. Wie ich dich kenne, soll ich wieder einmal hier die Stellung halten.«
»Hast di; dich nicht schon daran gewöhnt?«
»Spaßvogel.«
Ich war schon an der Tür, da erschien Glenda mit dem Kaffee. »Ach nee, erst hier großen Trouble machen und sich dann verziehen, wenn ich dir dein Lieblingsgetränk gekocht habe. So etwas sieht
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