0493 - Janes Umkehr
die Rache schwarzmagischer Kräfte. Einige Male war es auch versucht worden, aber der Detektivin war es immer wieder gelungen, diesen Anschlägen zu entgehen. Zum Teil auch mit meiner Hilfe. Jetzt braute sich über ihrem Kopf wieder etwas zusammen, eine erste Warnung hatte ich erhalten.
In unserem Büro lagen auf Sukos Schreibtisch einige Papiere. Formulare, die ich überflog. Schon wollte ich wegschauen, als mir etwas auffiel. In die Rubriken mußten wir Informationen eintragen, die sich auf unseren letzten Fall bezogen, der im nachhinein ziemlich viel Aufsehen erregt hatte.
Ich legte die Puppe auf den Schreibtisch und wollte mich mit den Papieren beschäftigen, als ich hinter mir das Hüsteln hörte. Ein mir bekanntes Geräusch, deshalb drehte ich mich auch nicht reflexartig um. Ziemlich langsam bekam ich die Kurve.
Sir James stand vor mir.
»Da sind Sie ja, John«, sagte er.
»Ja!« Ich deutete auf die Bögen. »Haben Sie das zu verantworten, Sir?«
Der Superintendent schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, es gibt Abteilungen bei uns, die sehr bürokratisch arbeiten.«
»Das sehe ich.«
»Ich bin gekommen, um mit Ihnen über den Fall zu reden. Wir müssen noch etwas klären.«
»Eilt es sehr?«
»Ja.«
Ich dachte an die Puppe, ließ sie liegen und hob die Schultern. Ob Sir James etwas davon bemerkt hatte, wußte ich nicht. Da es mein Chef eilig hatte, schloß ich mich ihm an. »Muß Suko auch dabei sein?«
»Nein, John, einer reicht.«
»Immer auf die Kleinen«, beschwerte ich mich.
»Hatten Sie etwas anderes vor?«
»Eigentlich schon.«
»War es wichtig?«
»Es geht um Jane Collins.«
»Ach.« Vor seiner Bürotür blieb der Superintendent stehen. »Etwas Schlimmes?«
»Ich weiß es noch nicht, Sir. Jedenfalls scheint die andere Seite dabei zu sein, sich intensiv um Miss Collins zu kümmern. Mit anderen Worten, man wird versuchen, sie wieder zurückzuholen.«
»Hat Ihnen das die Selbstmordkandidatin gesagt, John?« Sir James war informiert.
»Ja. Sie war eine Hexe.«
Mein Chef schaute mich hinter den dicken Gläsern seiner Brille an. Dabei waren seine Augen noch größer geworden. »Sie war?«
»Ja, Sir. Sie ist tot. Ich habe sie nicht retten können.«
»Erzählen Sie.«
In seinem Büro berichtete ich. Sir James atmete durch die Nase. »Das ist ungewöhnlich, John.« Er lächelte breit. »Eine Hexe, die Selbstmord begeht, während sie in die Tiefe fällt. Wie reagiert man da?«
»Man denkt nach.«
»Worüber? Über ein Motiv?«
»Auch. Bei ihr jedoch hatte ich das Gefühl, daß es mehr verletzte Eitelkeit war.«
»Sie müssen es wissen.« Sir James setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Natürlich werden Sie den Fall verfolgen, wie ich Sie kenne.«
»Das muß ich, Sir.«
Er nickte und schaute auf die Platte vor sich. Dann hob er einen Bogen an. »Die Kollegen in Rom können es noch immer nicht fassen, daß so etwas möglich war. Sie erbitten einen genauen Bericht.«
»Das weiß alles Commissario Savini.«
Sir James nickte. »Ist mir klar, John. Aber auch Savini hat Vorgesetzte. Die sitzen ziemlich oben und können es einfach nicht fassen. Sie wollen von mir die entsprechenden Erläuterungen zu einem an sich abgeschlossenen Fall. Aus diesem Grunde brauche ich von Ihnen, John, noch einige Details.«
»Meinetwegen.«
Wir beide kauten den Fall noch einige Zeit durch, aber etwas Neues kam nicht heraus. Gemeinsam setzten wir die Formulierungen auf. Es war schwierig, den italienischen Kollegen etwas zu erklären, dessen magische Basis sie sicherlich nicht akzeptieren wollten.
So verstrich Zeit, und ich verdrängte dabei zwangsläufig den Gedanken an Jane Collins.
Sir James hatte zudem seinen pedantischen Tag, und so hockten wir fast zwei Stunden zusammen.
Hinterher brummte mir der Kopf. Ich fühlte mich regelrecht erschöpft.
»Ja«, sagte mein Chef, »das war eigentlich alles. Ich hoffe nur, daß die italienischen Kollegen damit zufrieden sind, auch wenn wir nicht alles aufgeklärt haben.«
Ich lehnte mich zurück und atmete auf. »Das kann ich mir auch nur wünschen, sonst können sie sich noch an die Conollys wenden. Bill wird bestimmt begeistert sein.«
Sir James lächelte schmal. »Ja, so wie er den Beamten-Apparat liebt, kann ich mir das vorstellen.«
»Bin ich entlassen, Sir?«
Mein Chef rückte die Brille zurecht und schielte mich an. »Sie denken an Jane Collins?«
»So ist es.«
»Dann viel Glück, und halten Sie mich auf dem
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