0493 - Panik auf Titan
Kilometer.
Er wartete und überlegte, wie lange die Batterie seines Gehmechanismus noch reichen würde. Der Wunsch nach etwas Wasser und der Hunger waren vor dem Schrecken wie weggeblasen.
Schließlich kletterte Edmond den Abhang hoch, duckte sich in dem Spalt und sah nach unten. Dort rutschte Vascalo eben die schräge Geröllhalde hinunter. Zweihundert Meter Abstand also war die Situation nach dem Abstürzen beider Gleiter wieder hergestellt, nur befand sich Edmond jetzt hinter Vascalo dem Krummen.
Er wartete, bis Vascalo in der Dunkelheit verschwunden war, dann machte er sich an den Abstieg.
Er ging langsam und achtete genau auf den Weg vor sich. Hin und wieder, wenn ein kleiner Geländeausschnitt im Sternenlicht die Möglichkeit bot, erkannte er die Spuren, die sich in dem feinen Sand deutlich abzeichneten. Also lief er noch immer in Vascalos Spuren.
Vier Stunden lang.
Viermal sechzig Minuten, in denen Edmond die Schritte zählte. Er rezitierte Gedichte, die er einmal gelernt hatte, stellte sich Fragen und beantwortete sie, ohne jemals in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen. Er versuchte, aus den Formen von Felsen und Schatten Fabelwesen zu erkennen und, falls er keine Assoziationen hatte, neue Tiere zu erfinden. So vertrieb er sich die Zeit, und so hielt er sich aufrecht. Er war mindestens zwanzig Kilometer gegangen. und langsam erkannte er, daß sein übriger Körper geschwächt war.
Und genau in dem Augenblick, als die Sonne aufging, sah ihn der Cappin.
Sie befanden sich in einer Ebene, aus der wie riesige Termitenhügel Steine hervorragten, in die der letzte Wind des Planeten Löcher und Gänge geschliffen und sie ausgehöhlt hatte.
Als er die Bewegung sah, warf sich Edmond nach links. Er prallte schmerzhaft gegen einen spitzen Stein, und der Schuß ließ einen Felsen über ihm zerstäuben. Steinbrocken prasselten auf ihn herunter. als er den Felsen robbend umrundete. sein Ziel suchte und dann feuerte.
Er benutzte den Desintegratorlauf.
Rund um Vascalo, der in hundert Metern Entfernung eng an eine Steinsäule gepreßt stand und feuerte, brachen die Felsen, fielen die Trümmer zu Boden, Staubschleier wallten hoch, als die Desintegratorstrahlen die Materie molekular auflösten. Dann wechselte Edmond auf den Impulsstrahllauf um und schoß weiter. Ein mörderisches Gefecht begann. Die Männer sprangen von Deckung zu Deckung, und immerhin besaß Vascalo soviel kalte Überlegung, daß er weiter nach Norden rannte.
Hin und wieder wurden sie getroffen, als sie von einem Steinhaufen zum anderen wechselten.
In dem Augenblick, da eines der Schutzfelder versagte, würde einer der Männer sterben.
Vascalo zog sich zurück. Jedesmal, wenn Edmond aus der Deckung auftauchte, feuerte der Cappin. Steine barsten ohne Geräusch. Dumpfe Erschütterungen gingen durch den Boden.
Glühende Steinsplitter schwirrten herum und riefen Lichterscheinungen in den Schirmfeldern hervor.
Vascalo zog sich systematisch zurück.
Er flüchtete von einer Deckungsmöglichkeit zur anderen.
Dabei überschüttete er den Terraner mit einem Feuerhagel und verwandelte die Zone zwischen sich und Edmond in eine Masse aus schmelzendem Stein, glutflüssig zusammengebackenem Sand und umherschwirrenden Steintrümmern. Dann, als er außer Schußweite war, spurtete er davon. Es schienen die letzten Kraftreserven zu sein, die er hiermit verausgabte, denn als Edmond seine Deckung verließ und nach vorn stürzte, sah er, wie Vascalo taumelte, langsamer wurde und schließlich in einem tiefen Bodenspalt verschwand.
„Jetzt habe ich dich festgenagelt, Freund!" bemerkte Pontonac.
Er holte tief Luft, packte die Waffe fester und begann zu laufen. Er schlug einen Bogen um die rauchende, glühende Zone und näherte sich dem Spalt. Als er mit einem riesigen Satz über eine Vertiefung sprang, fühlte er beim Ansprung, daß die Gelenke seiner Beine starr wurden. Schwer prallte er gegen eine kleine Düne, ein Stein rollte, und dann öffneten sich in einem letzten Reflex die Finger der rechten Hand.
Die Waffe rutschte durch den Sand davon.
„Batterien erschöpft."
Er brauchte nicht lange zu überlegen; über dieses Problem und seine Lösung hatte er schon seit vielen Kilometern nachgedacht. Er setzte sich hin, wobei der linke Arm die meiste Arbeit hatte. Dann zog er, nachdem er seinen Schutzschirm ausgeschaltet hatte, das Messer aus der Gürtelscheide und machte drei tiefe Schnitte in das Material des Kampfanzuges.
Er mußte jeden Schnitt achtmal
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