0493 - Todestanz der Nixe
in Kontakt mit ihm zu treten.«
»Aber auch von sich aus nicht das Geringste getan. Schluß damit. Ich bitte Corkey, eine Verbindung herzustellen, sobald er sich vom Mittagessen aufrafft. Und dann rede ich mit dem Commander.«
***
Lieutenant Alworthy hatte befehlsgemäß fünf Mann um sich geschart. Er war nach dem Motto: »Du bist Freiwilliger!« vorgegangen und mit einem der beiden größeren Beiboote zu jener Stelle gefahren, an der die Quelle der Funküberladung lokalisiert worden sein sollte. Alworthy konnte sich unter dieser ganzen Sache nichts rechtes vorstellen, noch weniger aber, daß von einem Punkt im Wasser aus, an dem sich nachweislich nichts befand und auch nichts befunden hatte, eine solche Stromspannung als Funkstrahl herübergeschickt werden konnte, daß nicht nur Schiffsmasten glühten, sondern auch die Empfänger durchbrannten. Alworthy war zwar kein Funkspezialist, aber sein durch die Rundum-Ausbildung der Marine erworbenes Wissen sagte ihm, daß es doch Sicherungen in dreifacher Redundanz gab, die zuvor hätten ansprechen müssen. So, wie es auch bei nahezu allem anderen technischen Gerät an Bord der ANTARES war. Alworthy konnte sich zur größten Not noch vorstellen, daß eine Sendeanlage durchschmorte, weil sie gezielt mit zu viel Strom beschickt wurde, um kurzfristig eine höhere Reichweite zu erreichen. Aber der Empfangsteil? Was da an Energie hereinkam, betrug selbst in ein paar Metern Entfernung vom Sender nur noch einen Teil der Ausgangsleistung. Der Rest ging in der Atmosphäre verloren, durch diese und jene Einflüsse. Um drei Empfänger der ANTARES zu zerstören, bedurfte es einer Sendeleistung, die über alles hinausging, was Alworthy sich vorstellen konnte.
Selbst Nichols fiel es schwer, zu glauben, was er gesehen hatte. Nichols war der einzige, der wirklich freiwillig mitgekommen war, als Alworthy seine Crew rekrutierte. Noch dazu in freiwilliger Sonderschicht, weil er glaubte, etwas wiedergutmachen zu müssen und dem Captain durch besonderen Diensteifer auffallen wollte. Alworthy hatte ihn anfangs zurückschicken wollen, dann aber diesen Sonderdienst genehmigt und mit Nichols’ Vorgesetztem eine Freiwachen-Ausgleichsregelung vereinbart. Immerhin war Nichols ja Augenzeuge.
Während das schnelle Boot, auf dessen Bugplatte ein leichtes Maschinengewehr installiert war und in dessen Heck zwei verbundene, starke Volvo-Diesel-Außenbordmotoren rumorten, dem Ziel entgegenrauschte, diskutierte der Lieutenant leise mit Nichols. Der Funker hatte eine Menge Ausrüstung mitgenommen, um Peilungen und Messungen vorzunehmen. Alworthy konnte sich nicht vorstellen, daß dabei wirklich etwas Brauchbares herauskommen würde. Aber er hatte seinen Befehl, und er führte ihn aus, ganz gleich, ob er einen Sinn darin sah oder nicht. Der Alte mußte sich wohl etwas von diesen Messungen versprechen.
Alworthy war immerhin geneigt, an ein Übernatürliches Phänomen zu glauben. Schon öfters hatte die Crew der ANTARES es mit Dingen zu tun gehabt, die sich allein durch den normalen Menschenverstand nicht erklären ließen. Jenes Piratenschiff vor Australien zum Beispiel, das sich selbst unter stärkstem Beschuß nicht zerstören ließ und zum Schluß durch die Magie des Professors, den sie »Admiral« nannten, ausgeschaltet worden war. Vielleicht lag auch hier ein solches Phänomen nahe. Der Captain hatte sich dazu nicht weiter geäußert.
Mit dem Boot direkt auf dem Wasser ließ sich zwar die zurückgelegte Entfernung bestimmen, aber vorsichtshalber ließ sich Alworthy über Funk eine Kreuzpeilung von der ANTARES geben. Danach hatte das Boot das Zielgebiet erreicht. »Maschinen stopp«, befahl der Lieutenant. »Driftausgleich.«
Der Mann am Ruder richtete das Boot gegen die leichte Strömung des ziemlich ruhigen Wassers und gab den Zwillingsmotoren nur so viel Kraft, daß sie diese Strömung ausgleichen konnten. Ähnlich verfuhren die AN TARES und die ULYSSES. Das Wasser war hier viel zu tief, um Anker werfen zu können. Aber ohne den Driftausgleich wären die Schiffe schon bald von der Strömung aus ihren Positionen verschoben worden. Nicht, daß sie hundertprozentig daran gebunden waren. Aber für die Meßvorgänge war es schon vorteilhaft, nicht ständig neue Berechnungen durchführen zu müssen.
Nichols und zwei andere Funk- und Meßspezialisten machten sich an ihre Arbeit. Alworthy sah ihnen eine Weile zu, dann zuckte er mit den Schultern. Was diese Leute hier mit ihrem Gerätesatz anstellten,
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