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0493 - Todestanz der Nixe

0493 - Todestanz der Nixe

Titel: 0493 - Todestanz der Nixe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ging weit über seine Allroundausbildung hinaus. Alworthy verlegte sich darauf, die Umgebung zu beobachten. Nach wie vor war die See erstaunlich ruhig. Es war auch nichts Fremdartiges zu erkennen, das den Zweiten Offizier der ANTARES hätte beunruhigen können.
    »Stinklangweilig hier«, maulte einer der beiden anderen Männer. »Ich hätte mir was zu lesen mitbringen sollen. Das Handbuch der Navigation zum Beispiel. Oder den ›Untergang des Bismarck‹.«
    Alworthy hob die Brauen.
    Nach etwas einer Stunde richtete Nichols sich auf und trat von seinem Gerät zurück. Er rieb sich die Augen und gähnte. »War vielleicht doch ein bißchen viel«, gestand er.
    »Wieviel Schlaf hatten Sie heute nacht?« erkundigte sich Alworthy.
    »Na, fünf Stunden waren’s wohl noch, Sir. Deshalb wundert es mich auch ein bißchen, daß ich jetzt so abgespannt bin.«
    »Sie sind nicht nur abgespannt, Sie sind todmüde«, sagte Alworthy. »Aber vielleicht ist Ihnen das künftig eine Lehre, sich nicht bei jeder Gelegenheit freiwillig zu melden, vor allem so kurz nach einer normalen Funkwache.«
    »Was sich so normal nennt«, murmelte Nichols.
    »Wenn Nichols sich nicht gemeldet hätte, hätten Sie ja doch nur noch einen weiteren Freiwilligen bestimmt, der gar nicht hier raus wollte«, brummte der Lesesüchtige.
    Alworthy grinste. »Meditieren Sie einfach ein bißchen«, empfahl er. »Schöpfen Sie kosmische Kraftreserven für Ihr späteres Zivilleben nach Beendigung Ihres Marinedienstes.«
    »Umpf«, machte der Mann.
    Nichols starrte in Richtung Ufer zu den Felsen hinüber. Seine Augen wurden schmal. »Sir, sehen Sie das auch?«
    »Was?«
    »Diese Gestalt«, murmelte Nichols. »Nein, jetzt ist sie weg… doch, jetzt, Lieutenant. Da ist sie wieder! Sehen Sie! Sie tanzt!«
    Alworthy sah hin. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte er. »Haben Sie Halluzinationen?«
    »Nein, Sir, ganz bestimmt nicht. Ich sehe sie jetzt ganz deutlich. Sie tanzt über dem Wasser.«
    » Wer tanzt?«
    »Die Nixe, Sir. Oh, das ist fantastisch. Das ist wunderschön! Sie scheint förmlich zu schweben. Ich habe noch nie etwas so Wundervolles gesehen.«
    Die anderen Männer starrten ihn an. Keiner von ihnen konnte nachvollziehen, was Nichols zu sehen glaubte. Erst nach mehr als zehn Minuten ließ er sich wieder auf seinen Platz zurücksinken. Er schloß die Augen. »Jetzt ist sie wieder weg«, murmelte er.
    »Halluzination nach Übermüdung«, diagnostizierte Alworthy. »Kein Grund, ihn wie ein Mondkalb anzustarren, Gentlemen. Bitte, bequemen Sie sich wieder an Ihre Instrumente, und lassen Sie Nichols schlafen. Ich denke, Sie kommen auch ohne zu zurecht.«
    »Wir sind sowieso fertig mit den Messungen«, erwiderte einer der beiden anderen Spezialisten. »Wir haben nichts gemessen, und selbst wenn wir noch zehn Stunden hier trieben, würden wir immer noch nichts messen. Da unten ist nichts. Ich schlage vor, Sir, daß wir diesen Ausflug beenden, ehe die See unruhiger wird.«
    »Einverstanden«, entschied Alworthy. »Geben Sie an die ANTARES durch, daß wir zurückkehren. Wir vertrödeln hier nur unsere Zeit.«
    Die Motoren röhrten wieder auf, und das Boot strebte der fernen ANTARES entgegen. Nichols war in sich zusammengesunken. Er mußte wirklich todmüde sein, wenn der Start ihn noch nicht mal hatte zusammenzucken lassen. »Hielten Sie es für sinnvoller«, erkundigte sich Alworthy bei den beiden Spezialisten, »wenn wir mit der ANTARES hierhergefahren wären? Immerhin dürfte vom Kreuzer aus etwas mehr an Messungen vorzunehmen sein.«
    »Nicht in diesem Meßbereich. Ich weiß nicht mal, ob die ULYSSES das könnte. Mehr herausfinden als wir, meine ich.«
    »Auch nicht mit dem neuen Peilverfahren, an dem die Möbius-Eierköpfe laborieren?«
    »Mit dem sollen Masseortungen vorgenommen werden. Aber keine Elektrizitätsmessungen und auch nichts, was Funkwellen und ähnliches angeht«, erwiderte der Ahnungslose.
    Bald darauf erreichte das Boot die ANTARES, wurde an Bord genommen und verankert. Als es in den Ketten oben neben der Reling hing und die Männer ausstiegen und es entluden, rührte sich Nichols immer noch nicht.
    »He, Mann, dein Sonderdienst ist zuende, du kannst aufwachen!« Alworthy rüttelte ihn. Nichols kippte zur Seite.
    Der Lieutenant untersuchte ihn erschrocken. Es gab keinen Zweifel. Bootsmann Nichols war tot.
    ***
    Zamorras Funkgespräch mit Commander Siccine dauerte nicht länger als zwanzig Sekunden und endete mit der unmißverständlichen

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