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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wirbelten. Nein, sie hatte ihn nicht verraten. Sie hat ihn verleugnet, obgleich sie allerspätestens jetzt wußte, wen Zamorra meinte. Er war der von Zamorra gesuchte meneur des lôups. Sie begriff sich selbst nicht. Warum hatte sie nichts von seinem Besuch erzählt, obgleich das noch nicht abgeräumte Geschirr eine verräterisch deutliche Sprache redete? Warum hatte sie Zamorras Einladung ins Château nicht angenommen? In diesem Augenblick wurde ihr klar, daß der Grund nicht nur in ihrem Einzelgängertum zu suchen war. Sie mußte beeinflußt worden sein - von eben jenem unheimlichen Fremden, der so wenig sprach. Und dessen Beeinflussung sorgte auch sofort dafür, daß sie die entsprechenden Gedanken wieder verdrängte.
    Der meneur des loups hatte sie in seinem Griff.
    »Ich möchte dir etwas schenken«, sagte er.
    ***
    In einer zweistündigen Notoperation hatten Chirurgen den übel zugerichteten Arm des Pathologen versorgt und gerichtet, was gerichtet werden konnte, aber sie konnten nicht dafür garantieren, daß er ihn jemals wieder benutten konnte. Durchtrennte Muskelstränge konnten wieder miteinander vernäht werden und zusammenwachsen, ebenso wuchs Fleisch wieder zusammen, aber es waren auch Nervenbahnen zerstört worden. Vermutlich würde der Arm unterhalb des Ellenbogens spindeldürr und größtenteils unbeweglich bleiben. Damit konnte der Mann seinen Beruf vergessen.
    Jetzt lag er auf der Intensivstation, und nur weil Pierre Robin Polizist war, bekam er und Nicole die Erlaubnis, ihn aufzusuchen. »Sprechen können Sie mit ihm aber nicht«, wurden sie gewarnt. »Er ist noch in Narkose.«
    Sie wollten ja auch nicht mit ihm reden. Was sich im Obduktionsraum abgespielt hatte, wußten sie ja. Nicole ging es darum, festzustellen, ob in ihm schon der Werwolfkeim erwacht war.
    Sie riskierte es, das Amulett zu sich zu rufen. Mittlerweile hatte Zamorra allemal Zeit und Gelegenheit gehabt, eine unmittelbare Bedrohung abzuwehren. Sekundenlang wartete Nicole gespannt - aber Merlins Stern blieb in ihrer Hand; Zamorra rief die magische Silberscheibe nicht sofort wieder zu sich zurück.
    Nicole trat an das Lager des Patienten heran. Er war festgeschnallt, hing am Tropf und einer Menge weiterer Schläuche und Kabel, die mit Instrumenten verbunden waren. Monitore zeigten seine Lebensfunktionen an.
    Robin blieb ein paar Schritte zurück. Aufmerksam beobachtete die Krankenschwester, wie Nicole in Schutzkittel, Handschuhen und Mundschutz an den Verletzten trat und das Amulett über seinem Körper hin und her bewegte. Die Schwester runzelte die Stirn und wollte sich kopfschüttelnd nähern, aber Robin hielt sie mit einer schnellen Handbewegung zurück.
    Schließlich wandte Nicole sich ab und nickte dem Chefinspektor zu. Gemeinsam verließen sie die Intensivstation wieder.
    Die Schwester wunderte sich derweil, warum die Kriminalpolizei neuerdings auf dem Esoterik-Trip war und mit spinnerten Geistheilerinnen arbeitete, die ihre angeblichen Zauberpendel über dem Verletzten hin und her schwingen ließen. Gerade so, als brächte das einen effektiven Heilerfolg…
    Daß etwas ganz anderes hinter dem Experiment steckte, konnte sie ja nicht ahnen, und es dachte auch niemand daran, sie darüber aufzuklären; vermutlich hätte sie die Wahrheit erst recht nicht geglaubt.
    Draußen wartete der Arzt, der die Operation geleitet hatte. Er sah etwas abgespannt aus. »Und, sind Sie nun schlauer, nachdem Sie ihn gesehen haben?« fragte er: »Wenn Sie ihn ohnehin nicht befragen konnten, was wollten Sie dann überhaupt erreichen?«
    Nicole streifte wie Robin die Schutzkleidung ab, schlüpfte wieder in die Jacke und ließ das Amulett in der Tasche verschwinden.
    »Sie sollten den Mann festgeschnallt lassen«, empfahl sie. »Auch, wenn er aus der Narkose wieder erwacht. Es ist damit zu rechnen, daß er bald zu toben beginnt.«
    Robin hob die Hand und sah Nicole fragend an. Sie nickte. »Positiv«, sagte sie leise.
    Robin wurde um eine Spur blasser.
    »Sind Sie medizinisch vorbelastet, Mademoiselle,« fragte der Chirurg.
    »Ich bitte Sie, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, daß der Mann weder sich noch jemanden vom Personal verletzen kann«, sagte sie eindringlich. »Die Gummiriemen, mit denen er derzeit festgebunden ist, wird er spielend zerreißen.«
    »Das glauben Sie ja wohl selbst nicht!« entfuhr es dem Arzt. »Der Mann ist von der Operation geschwächt, kann nur einen Arm benutzen und wird nach seinem Erwachen noch einige Zeit unter den

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