0495 - Die Schlucht der Echsen
etwas ungewöhnlich sein.«
»Vielleicht in den Äpfeln«, gab Nicole zu bedenken und biß in eine der Früchte. Sie stutzte, zögerte, betrachtete den Apfel und spie dann aus. »Auch ’n Wurm drin!« protestierte sie. »Scheint wahrhaftig nicht nur ein nationales Problem zu sein!«
»Ich bin entsetzt«, zischte Carlotta, die Schlange.
Nicole grinste, während sie weitergingen. »Solltest du auch sein, nachdem du vorhin italienische Äpfel so über den grünen Klee gelobt hast. Vielleicht hätten wir besser deutsche Äpfel nehmen sollen.«
»Das meine ich doch gar nicht!« stieß Carlotta hervor. »Schau mal, da drüben! Das halte ich nicht aus! Dieses Luder trägt mein Kostüm!«
»Und die daneben meines!« erkannte Nicole verblüfft.
Nur ein paar Dutzend Meter weiter bewegte sich ein nicht uninteressantes Dreiergespann durch den Ballsaal, in dem es bereits von mehr oder weniger kostümierten Personen wimmelte: Adam, gerade mal mit einem Schurz aus Feigenblättern bekleidet, neben ihm eine hüllenlose Eva und dazu ein Mädchen in einem hautengen Schlangenkostüm, das möglicherweise ebenfalls Körperbemalung war. Ihnen folgte ein junger Mann in bodenlangem weißen Gewand mit künstlichen Flügeln, die aus dem Rücken hervorragten, und in der Hand trug er ein Schwert aus durchsichtigem, gewellten Kunststoff, in dessen Inneren eine Art Phosphorband leuchtete.
»Den Erzengel haben sie auch gleich mitgebracht«, stellte Ted fest. »Nur gut, daß wir beide uns für diesen Hokuspokus nicht hergegeben haben!«
»Also, entweder verschwindet diese andere Schlange, oder ich gehe! Unternimm etwas, Ted!« verlangte Carlotta frustriert. »Die ganze Mühe mit der Bemalung - alles für die Katz!«
»So würde ich das nicht direkt sagen«, erwiderte Ted. »Also, mir gefällt dein Kostüm. Kannst du wenigstens so lange durchhalten, bis ich ein wenig mit dem Innenminister geplaudert habe?«
»Ungern!« fauchte Carlotta. »Wir hätten früher kommen sollen. Dann wäre sie jetzt in der peinlichen Lage!«
Kaum hatte sie’s ausgesprochen, als es am Eingang Lärm gab, weil eine weitere paradiesische Gruppe auftauchte - diesmal zu zweit als Adam und Eva, wobei Eva sich mit einer Plastikschlange umwickelt hatte. Zamorra seufzte. »Allmählich wird es farbenfroh«, brummte er. »Muß das alles sein? Habe ich das wirklich verdient? Ich bin mir keines Vergehens bewußt, das so bestraft werden müßte…«
»Ihr werdet es überleben«, meinte Ted Ewigk. »Ich werde mich mal dem Herrn Minister zugesellen.«
»Und ich ordere den Wagen wieder aus der Garage - oder ich bestelle ein Taxi. Das hier mache ich jedenfalls nicht mit«, fauchte Carlotta. »Fehlt nur noch, daß über die Hälfte der Gäste auf diese ausgefallene Idee gekommen ist! Schwachsinnsparty!«
Zamorra grinste anzüglich und zog Nicole an sich. »Hast du mal ’nen Apfel für mich?« Er biß hinein -wurmfrei.
»Glückspilz, unverdienter«, flüsterte Nicole.
Ted Ewigk schlenderte davon. Carlotta winkte einen Bediensteten herbei und erteilte den Auftrag, den Rolls-Royce wieder vorzufahren.
»Es gefällt Ihnen nicht, signora?« erkundigte sich der Livrierte erstaunt. »Dabei hat es noch gar nicht richtig angefangen. Übrigens - Ihre Gruppenkostümierung ist großartig, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten. Sehr mutig und sehr aufregend gemacht.«
»Danke!« fauchte Carlotta wütend.
»Aber, signore«, wandte der Bedienstete sich an Zamorra, »meinen Sie nicht, daß Sie als Adam etwas falsch ausgestaffiert sind?«
Nicole lachte laut auf. Der Livrierte verschwand. »Wenn er noch einen Ton gesagt hätte, hätte ich ihn erwürgt«, fauchte Carlotta.
»Gebissen«, sagte Nicole. »Nicht erwürgt, sondern gebissen. Schlangen beißen.«
»Ich bin eben eine Würgeschlange. Boa constrictor oder Anakonda!« behauptete Carlotta. »In der Bibel ist das erfreulicherweise nicht genau festgelegt.«
Sie zog die anderen langsam wieder zum Ausgangsbereich. Zamorra sah sich nach Ted Ewigk um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
Statt dessen stand er unversehens vor einem Sauroiden!
***
Felicitas fauchte.
»Feli?« fragte Gabriella leise. Sie öffnete die Augen, sah nach rechts und entdeckte die getigerte Katze, deren Ohren angelegt waren und deren Schweifhaare sich aufgestellt hatten, was den nervös hin und her peitschenden Wirbelsäulenfortsatz dreimal so dick erscheinen ließ. Felicitas gab einen langgezogenen Klagelaut von sich und fauchte wieder.
Gabriella sah in die
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