0495 - Die Schlucht der Echsen
Richtung, in die ihr Bonsai-Tiger fauchte. Da war die Vitrine mit den Dutzenden von Polizeiautomodellen in allen erdenklichen Maßstäben und Typenvarianten. Sogar ein paar aus Schokolade waren dabei.
Direkt daneben stand der…
Ja, wer oder was zum Teufel war er eigentlich? Er besaß wie ein Mensch zwei Arme und zwei Beine und trug so etwas wie einen bunten Jogginganzug, allerdings mit sehr befremdlichen Motiven bedruckt. Und damit hörte die Menschenähnlichkeit auch schon auf. Das Wesen besaß Schuppenhaut, Krallen und einen Reptilkopf.
Jetzt sehe ich diese Kreaturen auch schon! Hat mich Tonios Erzählung so beeindruckt? durchfuhr es sie. Dann erst wurde ihr klar, daß sie sich in ihrer Wohnung befand - und dieses fremde Geschöpf ebenfalls!
Sie schnellte sich hoch. Der Fremde hob eine Hand und machte eine unglaublich schnelle, komplizierte Bewegung. Gleichzeitig gab er seltsam schnalzende Laute von sich. Gabriella wurde auf das Sofa zurückgeworfen, auf dem sie gelegen hatte. Sie hörte Felicitas abermals klagen und versuchte, an ihre Dienstwaffe zu kommen. Das Futteral war leer, aber die Pistole hing noch an der Sicherheitsschnur. Trotzdem schaffte Gabriella es nicht, die Waffe zu heben und den Unheimlichen damit zu bedrohen.
Sie erinnerte sich: Sie hatte ein fremdartiges Wesen, das viel Ähnlichkeit mit diesem hier zeigte, auf der Straße gesehen. Sie hatte Raffael ein Zeichen gegeben, war losgerannt, er war mit Blaulicht darauf zu gefahren - dann das fürchterliche Krachen und ihr Blackout…
Ruhig bleiben. Keine Gefahr.
Sie zuckte zusammen. Sie glaubte, eine Stimme in ihrem Kopf gehört zu haben - eher eine Folge von Bildern, die den Eindruck einer Stimme hervorriefen. Unerklärlich, fremdartig.
Ruhig bleiben. Bitte. Wirklich keine Gefahr. Nur Suche. Frage. Ted Ewigk. Suche Ted Ewigk.
Ted Ewigk, das mußte ein Name sein. Ihn hörte sie jetzt deutlich, zweifellos hervorgebracht von der Stimme des Mannes mit dem Reptilkopf. Seine Sprache klang hart, kantig, fauchend und zischend. Gleichzeitig tauchte in ihren Gedanken das Bild eines blonden Enddreißigers auf, der einen blau funkelnden Kristall in der Hand hielt.
Bloß hatte sie den Namen Ted Ewigk noch nie in ihrem Leben gehört und auch den Mann nie gesehen, dessen Bild in ihr entstanden war.
»Wie - wie machst du das?« stieß sie hervor. »Diese Bilder? Wie ist das möglich? Überhaupt, wer bist du?«
Der Mann mit dem Reptilkopf - sie war sicher, daß es sich um ein männliches Wesen handeln mußte, ohne daß sie sagen konnte, woran sie das sah -öffnete das Maul - den Mund. Eine rötliche Zunge schob sich hervor, gespalten wie die einer Schlange, und bewegte sich hektisch hin und her. Sofort machte die Katze mit gesträubtem Fell wieder einen Buckel und fauchte.
Ich Tek Charrets, vernahm sie auf rätselhafte Weise und hörte zugleich die harte Stimme des Fremden. Kommunikation Telepathie…? So sagt ihr Säuger.
»Wir Säuger?« murmelte sie fassungslos. »Und was bist du?«
Mensch.
»Ach ja«, murmelte sie. »Du heißt also Tek Schwarz? Schwarz?«
»Tek Charrets«, verbesserte er sie. Korrekter Name nicht wichtig. Du Name? Wie ansprechen?
»Gabriella Pacoso«, sagte sie automatisch.
Zu lang. Du Pakkosso. Gut?
»Wenn du willst, du Mensch…« Abermals versuchte sie sich aufzurichten, und diesmal gelang es ihr, aber sie glaubte sich dabei durch eine zähe Masse zu bewegen, die jede ihrer Bewegungen verlangsamte. »Was machst du mit mir, Tek Charrets, wer oder was auch immer du bist? Und wie komme ich hierher? Ich war zuletzt unten auf der Straße. Was ist mit Re?«
Nicht-Ei-Geborener in blauem Auto? Lebt. Nicht einmal verletzt. Gut aufgepaßt, nur gestoppt. Ihr greift an. Ich wehre. Ich suche. Suche Ted Ewigk. Wo ist Ted Ewigk? Muß finden.
»Verdammt, laß mich wenigstens die Katze füttern«, stieß Gabriella hervor. Sie bewegte sich langsam zum Fenster. Es war unglaublich, aber sie befand sich tatsächlich in ihrer eigenen Wohnung. Unten zuckten blaue und gelbe Lichter. Ein Abschleppfahrzeug zog den demolierten Lancia auf die Transportbühne. Es wimmelte vor Polizisten, Passanten wurden von Polizisten befragt. Gabriella erkannte Re, der tatsächlich unverletzt schien, aber auch sehr ratlos aussah.
»Was hast du mit ihm gemacht?« fragte sie.
Er nicht Erinnerung. Gelöscht. Weiß nichts. Keine Verletzung. Pakkosso füttert Katsseh. Wo ist Ted Ewigk?
»Ich weiß es nicht, verdammt!« schrie sie. Jetzt klappte es mit den Bewegungen
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