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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ja die natürliche Schattenwirkung aufgehoben werden muß, um die Züge nicht mehr menschlich wirken zu lassen. Aber ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen.«
    Carlotta drehte sich einmal um die eigene Achse. Außer der hautfreundlichen und luftdurchlässigen Farbe und Schuhen aus Schlangenleder trug sie nichts auf der Haut - nicht einmal Schmuck. Sie griff nach dem Apfel, den Nicole aus dem Château mitgebracht hatte, und biß hinein. »Schmeckt hervorragend, Eva. Probier auch mal und biete die Frucht auch Adam an!« Plötzlich hielt sie inne, verzog das Gesicht und starrte den angebissenen Apfel an. Ein sich verzweifelt windendes Würmchen wühlte sich in Todesangst aus seinem Freßgang und ergriff eiligst die Flucht.
    Carlotta spie aus und ließ eine Verwünschung folgen. »Um ein Haar hätte ich’s runtergeschluckt… pfui Deibel!«
    Zamorra und Ted Ewigk grinsten sich an.
    »Vielleicht werden wir besser ein paar Äpfel aus heimischer Ernte mitnehmen«, schlug Carlotta vor. »Das hilft auch der italienischen Obstwirtschaft.«
    »He, fängst du etwa an, nationalistisch zu denken?« fragte Ted Ewigk etwas verwundert. »Es reicht doch schon, wenn es bei uns in Deutschland solche Knallköppe gibt, die gegen alles zu Felde ziehen, was nicht deutsch ist!«
    »He, ich ziehe doch gar nicht gegen alles zu Felde, was nicht deutsch ist. Wäre ich sonst mit dir zusammen?« lächelte Carlotta ihn an.
    »Bei solchen Themen ist mir wenig nach Scherzen zumute«, warf Zamorra ein. »Niemand lebt isoliert in einer Eremitenhütte. Niemand hat das Recht, gegen andere Menschen zu stänkern, mit Worten oder Waffen, nur weil sie eine andere Sprache reden oder einen anderen Paß haben. Ausländer sind wir alle fast überall; vielleicht fällt’s gerade Weltreisenden wie uns besonders auf, aber so wie wir in anderen Ländern empfangen werden wollen, sollten wir auch diejenigen empfangen, die aus anderen Ländern zu uns kommen. Wer Asylrecht verweigern will, leistet vielleicht sogar Beihilfe zu Mord oder zumindest zu Freiheitsberaubung und erkennt elementare Menschenrechte ab.«
    Ted Ewigk zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise verdanken gerade die Leute, die sich jetzt als Neonazis betätigen, ihre eigene Existenz der Tatsache, daß ihre Eltern oder Großeltern im Dritten Reich vor den Nazis flüchten konnten und in anderen Ländern Asyl gewährt bekamen. Das Dritte Reich - das Tausendjährige Reich, wie es damals genannt wurde. Manchmal kommt’s mir vor, als wäre es wirklich ein Tausendjähriges Reich, weil die braune Brut immer noch ihr Unwesen treibt.«
    »Sagt mal, wie sind wir eigentlich auf dieses unerquickliche Thema gekommen? Nur, weil ich was von italienischen Äpfeln erzählt habe? Lieber Himmel, jetzt komme ich mir wirklich schon vor wie die Schlange, die das Paradies zur Hölle machte«, meinte Carlotta.
    »Es kann nie schaden, sich zwischendurch mal ein paar Gedanken zu machen über das, was pausenlos vor unseren Augen geschieht. In Frankreich haben wir ja auch unsere Rechtsradikalen. Es dürfte ein weltweites Phänomen sein, nur brennt die Flamme momentan im Zentrum Europas am hellsten. Und wenn wir etwas tun können, sie zu löschen, sollten wir nicht länger warten.«
    Ted Ewigk nickte.
    »Man tut, was man kann«, sagte er. »Aber jetzt sollten wir auch nicht länger mit dem Aufbruch warten. Immerhin haben wir heute noch etwas vor - und das beschränkt sich nicht nur auf den Faschingsball.«
    Nicole sah auf die Uhr. »Schon so spät? Verflixt, wartet - ich muß mich doch noch ausziehen!«
    Zamorra entfaltete »seinen« silbernen Overall. »Draußen ist es verflixt kalt«, sagte er.
    »Unterwegs werden wir ja wohl auch Mäntel tragen«, sagte Carlotta. »Die lassen wir dann im Auto oder geben sie an der Garderobe ab. Keine Sorge, wir erfrieren schon nicht. Zur Not könnt ihr Männer uns ja auch wärmen.«
    Zamorra seufzte. »Überlegt es euch lieber noch einmal, ehe es Ärger gibt«, warnte er.
    »Es wird keinen Ärger geben«, sagte Ted Ewigk schulterzuckend. »Es ist Fasching - da ist auch in bella Italia alles erlaubt.«
    ***
    Gabriella Pacoso wurde den Gedanken an die seltsamen Wesen nicht mehr los, von denen ihr Kollege Tonio Morcadi gesprochen hatte. Menschen mit Reptilköpfen? Obgleich ihr Verstand ihr sagte, es müßte eine Sinnestäuschung gewesen sein, gab ihr die Eindringlichkeit zu denken, mit der Tonio gesprochen hatte.
    Raffael Re setzte sie vor ihrer Wohnung ab. »Alles in Ordnung,

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