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0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

Titel: 0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf Kostenlos Bücher Online Lesen
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hole dich in ein paar Tagen ’raus«, sagte Potters, wobei er sich eine dünne Brasil änzündete. Mit seinem- schwarzen Menjoubart und dem Mittelscheitel wirkte er wie ein Filmschauspieler, der einen Edelgangster spielt.
    »Durch die Tür oder durch das Fenster?« fragte Gus.
    »Je nachdem«, grinste Potters. »Wenn ich mit einem Haftentlassungsgesuch nicht durchkomme, knacken wir die Zelle. So dick ist das Gitter nicht.«
    Er stand auf und prüfte die daumenlicken Eisenstangen. Dann zog er rasch in dünnes biegsames Sägeblatt aus dem Ärmel und reichte es Gus. »Hier, laß das bald verschwinden, bis du es brauchst. Es schneidet wie ein Rasiermesser.«
    Interessiert trat Gus ans Fenster, warf einen vorsorglichen Blick über die Schulter zum »Spion« und fand ihn geschlossen. Potters war in der Zwischenzeit ein paar Schritte zurückgetreten, hatte die linke Hand in der Jackentasche verstaut und sie blitzschnell wieder herausgezogen.
    Gus sah nicht, wie er ein kleines blinkendes Etwas auf das dünne Heftchen legte, das zuoberst auf dem Bücherregal lag. Die Glasampulle zitterte noch eine Sekunde und lag dann ruhig da, so daß man sie nicht von unten sehen konnte.
    Gus hatte das Sägeblatt verstaut. Er schien etwas mehr Vertrauen gefaßt zu haben und wandte sich rasch um.
    »Wo stecken Sandy und Lock?« fragte er.
    »Hier in New York, sie warten auf dich«, log Potters. »Solltest du bis morgen abend nichts von mir gehört haben, mach dich an die Arbeit. Wir warten ab Mitternacht mit einem Ford auf der Straße.«
    Der Schlüssel wurde umgedreht, und Potters richtete sich steif auf. »Lesen Sie also nochmals gründlich die Rechte durch, die Sie haben, Mister Callicoon«, sagte er steif, da der Beamte schon im Rahmen stand, »Sie haben doch ein Exemplar?«
    »Dort liegt es«, sagte Gus und deutete auf das Heftchen auf dem Regal. Würdevoll verließ Potters L. Mills die Zelle, die hinter ihm verschlossen wurde. Am Ausgang verabschiedete er sich nicht mehr, sondern stolzierte langsam um die Ecke. Als er nicht mehr gesehen werden konnte, beschleunigte er seinen Schritt, verschwand in einem U-Bahnschacht und suchte eine Toilette auf.
    Hier entledigte er sich seines falschen Bartes, der Perücke mit dem Mittelscheitel und rollte das Jackett zusammen. Mit einer randlosen. Brille und der kurzen Bürstenfrisur war er kaum wiederzuerkennen. Die Jacke stopfte er zwischen Spülkasten und Decke. Dann schlenderte er mit aufgerollten Ärmeln zum Bahnsteig. Eine Minute später war er in einer Menschenmenge untergetaucht und fuhr in Richtung Bronx.
    ***
    Gus Callicoon pfiff leise durch die Zähne und fühlte sich etwas gehobener. Mit drei Schritten hin und drei Schritten zurück wanderte er durch die Zelle. Er bedauerte es schon, seine Freunde verpfiffen zu haben. Zu seiner Beruhigung hatte er dem verdammten Schnüffler keine genauen Ortsangaben gemacht.
    Interessiert betrachtete er das Heftchen, auf das ihn der angebliche Anwalt aufmerksam gemacht hatte. Mit raschem Griff riß er das Heft vom Regal, obwohl er von früher einigermaßen mit den Vorschriften vertraut war.
    Es klirrte zu seinen Füßen ganz leicht. Verdutzt blickte er nach unten. Glasscherben lagen dicht vor seinem Schuh. Eine blaßgelbe Flüssigkeit lief in dünnem Faden über den Steinfußboden. Ein ätzender Geruch kitzelte ihn.
    Schlagartig erkannte er die Gefahr. Mit Wucht wollte sich Gus zurückwerfen. Er riß den Mund auf, um zu schreien. Dabei machte er unwillkürlich den Fehler, erst tief Luft zu holen. Dabei sog er die sich entwickelnden Gase ein. Ihm wurde schwarz vor den Augen. Eine eiserne Klammer legte sich um seinen Brustkorb. Statt des Schreis brachte er nur noch ein mattes Gurgeln hervor. Wie ein gefällter Baum sackte er zur Seite und schlug schwer zu Boden.
    Nach zwanzig Sekunden halte das tödliche Gas seine Wirkung getan. Gus gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
    Die restliche Flüssigkeit verdampfte. Nur die wenigen Glasscherben zeigten, wie Gus Callicoon ermordet worden war.
    Der Essenträger fand ihn zwanzig Minuten später und ließ vor Schreck den Blechnapf fallen. Das Gas hatte sich inzwischen durch das offene Fenster verflüchtigt. Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.
    »Zyanidvergiftung«, sagte er, nachdem er die Augen des Toten untersucht hatte. »Lassen Sie ihn in die Pathologie bringen,«
    Der angebliche Anwalt hatte sein Versprechen wahrgemacht und Gus Callicoon aus seiner Zelle geholt. Allerdings auf eine andere Art, als sich

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