0495 - Teufelsspuk und Killer-Strigen
diese die letzten Worte bestätigen.
Die Horror-Oma nickte auch. »Ja, er meldete sich an wie ein normaler Gast. Er muß sich seiner Sache sehr sicher sein.« Lady Sarah hängte Jane den Mantel um. »Natürlich.«
»Laßt mich es…«
»Nein, Suko. Das ist allein unsere Sache. Er wollte Jane haben, er soll sie bekommen. Sie hat sich einmal entschlossen.«
»Das hörte sich an, als hättest du sie abgeschrieben.«
»Bleibt mir etwas anderes übrig?«
Suko nickte. »Es ist dein Haus«, sagte er. »Ich werde hier oben bleiben.«
»Und achte auf die Strigen«, flüsterte Lady Sarah. Ihre Bemerkung war in das zweite Klingeln hineingefallen. »Der Herr scheint unruhig zu sein«, sagte sie.
»Das soll er auch!« murmelte Suko. Er zog sich tatsächlich wieder zurück. Ihm gefiel der Ablauf überhaupt nicht, weil er sich vorkam wie ein Statist. Die Action lief an ihm vorbei, so etwas wurmte ihn. Er blieb allerdings so stehen, daß er über die Treppe hinwegschauen und auch verstehen konnte, was unten im Flur gesprochen wurde.
»Soll ich öffnen?« fragte Lady Sarah.
»Ja, wenn du das für mich tun würdest.«
»Sicher, Mädchen. Ich werde ihn sogar hereinbitten.«
»Und dann?«
»Möglicherweise gibt es eine Chance.«
»Für uns?«
»Und für John.«
Jane schüttelte den Kopf. »Sarah, ich bitte dich, keine Tricks. Ich habe mich einmal entschlossen, und dabei bleibt es auch, verstehst du? Es ist doch mein Leben, meine Existenz, ich…«
»Schon gut, mein Kind, schon gut. Ich halte mich da raus. Laß mich nur die Tür öffnen.«
Das geschah, als Strigus zum dritten Mal klingelte. Lady Sarah zog sie heftig auf - und erschrak selbst, als sie die beiden Eulen sah, die auf Strigus Schultern hockten.
»Da bin ich!« Er war es tatsächlich. Lady Sarah erkannte ihn auch an der Stimme. Sie besaß den gleichen vollen und irgendwie wohltönenden Klang, den sie auch während des Anrufs besessen hatte. Überhaupt war diese Gestalt etwas Außergewöhnliches. Sogar Lady Sarah mußte dies eingestehen und zeigte sich beeindruckt.
Das durch den Schatten geteilte Gesicht mit den beiden verschiedenfarbigen Augen zeigte einen fast asketischen Ausdruck. Der schmale Mund, der aussah, als könnte er nie lächeln, die dunkle Kleidung, die Bleichheit der linken Kopfhälfte, das lange Haar mit dem Mittelscheitel, dieser Dämon wirkte auf irgendeine Art und Weise faszinierend und hätte durchaus in einen Film gepaßt.
Jane überkamen die gleichen Eindrücke. Sarah Goldwyn las sie von ihrem Gesicht ab. Darin stand das Staunen wie festgeschrieben.
Die Horror-Oma schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie leise. »Sie sind nie und nimmer Strigus.«
»Nie und nimmer?«
»Strigus sieht anders aus.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe es gehört.«
»Strigus sah anders aus«, erklärte der Abkömmling, »aber diese Zeit ist vorbei - endgültig. Ich habe mich ändern müssen, ich habe mich mit der Hölle zusammengetan, ich schloß mit ihr einen Pakt, und ich bin nicht nur innerlich verändert worden, auch äußerlich. Allein war ich zu schwach. Meine Freunde und ich kamen aus dem hohen Norden, wir haben Niederlagen hinnehmen müssen. Vampiro-del-mar und seine roten Blutsauger rissen schwere Verluste, doch nun bin ich wieder da. Seht mich an! Ich bin Strigus!« rief er laut.
Die beiden Eulen auf seinen Schultern zitterten. Sie plusterten dabei ihr Gefieder auf. Eigentlich sahen sie aus wie normale Vögel, aber da waren noch andere Dinge.
Ihre Köpfe…
Sie wirkten anders als die einer normalen Eule. Waren heller als die Körper, nicht weiß, aber dennoch bleicher, und die Federn wirkten so, als würden sie jeden Augenblick abfallen.
Strigus streckte seinen rechten Arm aus. Er schaute an Sarah Goldwyn vorbei und fixierte Jane Collins. Dann bewegte er seinen Zeigefinger, krümmte ihn, streckte ihn aus und krümmte ihn wieder.
Die Geste war eindeutig.
Er wollte Jane!
Sie blieb stehen, obwohl sie vorgehabt hatte, mit ihm zu gehen. Im Augenblick der Wahrheit jedoch konnte sie sich nicht vom Fleck bewegen und erinnerte an ein Denkmal.
»Sie kann nicht«, sagte Sarah.
»Ich werde nicht ohne sie gehen!« flüsterte Strigus.
Die Horror-Oma nickte. »Das ist uns klar, aber sie braucht noch einige Minuten.«
»Ich komme nicht noch einmal!« In der Stimme schwang eine unausgesprochene Drohung mit.
»Das brauchst du auch nicht!« erklärte Lady Sarah. »Du kannst hier im Haus warten.«
Strigus überlegte. Das Treppenhaus lag im warmen
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