0496 - Die Stadt der Toten
Kälteblock konnte er beseitigen. Jetzt forscht er über die Umstände Ihres Verschwindens nach. Sind Sie freiwillig mit dem Sauroiden gegangen, oder hat er Sie und Ihre Begleiter dazu gezwungen?«
Carlottas Augen wurden schmal. Sie traute diesem Anzugträger nicht über den Weg und witterte den Geheimdienstmann in ihm. »Ich sage kein Wort, ehe ich nicht mit Signor Ewigk gesprochen habe. Oder mit einem Anwalt.«
»Sie können gleich mit Signor Ewigk sprechen. Ich nehme an, daß er noch wach ist. Kommen Sie, ich fahre Sie persönlich zu seinem Haus!«
»Und wenn ich darauf bestehe, ein öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen?«
»Dann werde ich Sie nicht daran hindern, aber in meinem Wagen werden Sie es wesentlich bequemer haben.«
Carlotta hatte es bequem. Sie schmiegte sich in das weiße Leder der dunklen Maserati-425-Si-Limousine, die Colonnello Sebastian mit fast dem doppelten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit durch die nächtliche Stadt jagte. »Sie brauchen mir nicht vorzuführen, wie heldenhaft Sie sich am Gaspedal fühlen«, kritisierte Carlotta. »Haben Sie schon einmal überlegt, wie ungeheuer schnell Kinder aus Hauseingängen oder zwischen parkenden Autos hervorschießen?«
»Aber doch nicht nachts um zwei«, wehrte Sebastian ab.
»Da gibt’s statt dessen Betrunkene«, versetzte Carlotta. »Ich hoffe, daß ein Polizist Sie erwischt und Ihnen den Führerschein abnimmt.«
»Das wird nicht geschehen«, erwiderte Sebastian kühl.
»Ja, weil Sie vermutlioch schneller für eine Einstellung des Verfahrens sorgen können, als der Polizist den Strafzettel schreibt«, sagte Carlotta düster. »Sie müssen ein verdammt hohes Tier sein. Schon allein, daß man ihnen ein solches Luxus-Geschoß als Dienstwagen zur Verfügung stellt…«
»Ich kooridiniere die Zusammenarbeit von Innen- und Verteidigungsministerium und noch ein paar Kleinigkeiten mehr«, erwiderte der Geheimdienst-Oberst bescheiden. »Wir sind gleich da.«
»Der Heiligen Jungfrau sei Dank«, murmelte Carlotta.
»Danken Sie lieber Sankt Christopherus«, empfahl Sebastian. »Das ist der Schutzpatron der Reisenden und Autofahrer.«
»Was er sich bestimmt anders überlegt hätte, hätte er Sie bei der Aufgabenverteilung vor ein paar Jahrhunderten schon gekannt«, konterte Carlotta.
Sie mußte klingeln, um in die Villa hineinzukommen. Ihren Schlüssel hatte sie zum Faschingsball nicht mitnehmen können. Bemalte nackte Haut hat keine Taschen. Aber sie machte sich keine Gewissensbisse über die späte Nachtstunde, weil sie noch Licht gesehen hatte.
Ted öffnete. Er trug einen seidenen Hausmantel. »Du!« entfuhr es ihm. »Komm rein, schnell! Wo sind die anderen?« Er zog Carlotta in die Arme und küßte sie. Dann brach er in Lachen aus. »Ziemlich komisch, deine weichen Lippen zu küssen, aber einen schmalen Echsenmund zu sehen… na, stell dich am besten unter die Dusche, und ich helfe dir, die Farbe loszuwerden!« Er wollte die Tür schließen. Da Sebastian hinter Carlotta stand, ignorierte er geflissentlich. Sebastians Fuß in der Tür konnte er nicht ignorieren.
Aber blitzschnell und kraftvoll darauf treten.
Er hörte den Obristen aufheulen, schob die Tür ins Schloß und zog Carlotta mit sich. Er war gerade mal fünf Meter weit gekommen, als hinter ihm die Tür wieder geöffnet wurde. Natürlich. Der Geheimdienst besaß Spezialschlüssel, die jede Tür öffnete. So war ja auch der Typ hereingekommen, der zwischendurch wieder Mikrofone angebracht hatte; Ted hatte sie einer zu vertrauensseligen Katze um den Hals gebunden, die über sein Grundstück streunte und sich anlocken ließ. Jetzt beschloß Ted, Schlüssel gegen Key-Cards zu tauschen. Die Magnetstreifenkarten waren nicht ganz so leicht auszutricksen wie normale Schließanlagen oder Zahlenschlösser, deren Elektronik mit einem Mini-Computer überrumpelt werden konnten.
Ted sah Sebastian an. Sebastian sah in die Mündung der Laserwaffe, die Ted aus seinem Hausmantel gezogen hatte. »Ich könnte Sie niederschießen, Sebastian«, sagte der Reporter. »Sie begehen Hausfriedensbruch.«
»Natürlich«, ächzte der Colonnello, dem immer noch der Fuß schmerzte. »Und was hätten Sie davon? Reicht Ihnen der versaute Teppich nach dem Schuß des Polizisten auf den Sauroiden nicht? Wollen Sie einen zweiten Teppich mit meinem Blut ruinieren?«
»Es fließt kein Blut«, versicherte Ted ironisch. »Der Laserstrahl durchtrennte Ihr Herz und verschweißt gleichzeitig die Blutgefäße. Sie
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