0496 - Die Stadt der Toten
Julian Peters, in der Hoffnung, daß er sich noch in der Nähe aufhält. Immerhin wird er gefragt werden müssen, vielleicht ist auch sein persönlicher Einsatz erforderlich, um die Traumwelt zu öffnen. Nicole, du rufst gleichzeitig Ted Ewigk an, sobald du in Indien bist. Er soll sich bereithalten für einen Technik-Transfer. Was wir brauchen, holen wir über ein Weltentor herein und transportieren es mit den Schwebern zum Spider. Danach geht die Evakuierung los. Noch Fragen?«
Nicole nickte. »Womit, bitte, soll ich von Indien aus telefonieren? Kreditkarten, Ausweis und Kleingeld, mit dem ich in Indien eh nichts anfangen kann, befinden sich in Teds Villa beziehungsweise im Château Montagne. Immerhin hatte Eva vor der Apfelernte bekanntlich derlei Dinge auch noch nicht bei sich.«
»Das mit dem Telefonieren kriegen wir schon in den Griff«, versprach Perry Calhoun überraschend. »Wenn wir unsere Sachen zurückbekommen, haben wir auch indische Währung verfügbar. Das geht klar.«
»Ich dachte, Sie Kotzbrocken wollten sich nicht mehr in diese Angelegenheit einmischen?« staunte Dany Corda.
»Das habe ich in dieser Form nicht gesagt. Ich habe nur versucht, die Probleme aufzuzeigen, die für die Krokodilköpfe auf der Erde entstehen würden. Wenn dieses andere Land völlig leer ist und nur auf Neusiedler wartet, wäre das vielleicht sogar etwas für mich selbst. Immerhin kann ich mich an ihren Anblick gewöhnen, wenn die Krokos mich ertragen. Glauben Sie im Ernst, ich würde es mir entgehen lassen, bei diesem gewaltigen Exodus dabeizusein? Also, worauf warten wir noch? Holen wir uns unsere Kleidung zurück, und auf geht’s!«
***
Ihre Kleidung war sogar getrocknet und geglättet. Im Tempel der Kälte hatte man sich Mühe gegeben. Für Nicole und Carlotta wurde endlich Kleidung zur Verfügung gestellt. Die Römerin, die immer noch ihre Körperbemalung als »Schlange« trug, sah darin jetzt noch mehr wie eine Sauroidin aus; nur die schwarze Haarpracht störte weiterhin diesen Eindruck.
»Es ist überaus zuvorkommend, daß Sie sich endlich auch einmal hier einfinden, damit wir das weitere Vorgehen beraten können«, sagte Charr Takkar, der Oberpriester der Kälte. Der Name der Sekte und des Tempels sprach der Realität Hohn; hier wurde noch besser geheizt als in Norrs Privatwohnung, schließlich mußte die Priesterschaft ihren Anhängern ja auch etwas bieten. Sie sollten sich wohlfühlen; Reptile lieben die Wärme. Im Freien war es dagegen geradezu empfindlich kalt.
»In den Grundzügen steht unsere Planung«, eröffnete Reek Norr. »Worüber wir beraten können, sind lediglich noch die Details. Professor Zamorra entwickelte eine ausgezeichnete Idee zu einer Evakuierung. Wenn wir alle schnell und gut genug Zusammenarbeiten und rechtzeitig Hilfe von der Erde bekommen…«
Charr Takkars Augen verschossen Blitze. »Evakuierung?« stieß der Sauroide hervor. »Es geht um die Rettung unserer Welt, und Sie reden von Evakuierung?«
»Was nicht zu retten ist, kann man nicht retten«, sagte Zamorra.
Takkar funkelte ihn an. Zamorra sah die Feindschaft stärker denn je in den relativ starren Zügen des Sauroiden. Wenn der »Hohe« gekonnt hätte, wie er wollte, hätte er Zamorra wahrscheinlich auf der Stelle mit eigenen Krallen in winzige Fetzchen zerrissen.
»Hören Sie sich Professor Zamorras Idee erst einmal an, ehe Sie darüber urteilen, Takkar«, empfahl Norr. Zamorra entging nicht, daß Norr auf die Anrede »Hoher« verzichtete. Zamorra gegenüber hatte Takkar auf diesem Titel zu bestehen versucht. Bei Norr protestierte er nicht einmal. Statt dessen suchte er einen anderen Angriffspunkt.
»Norr, Sie sind schon wieder einmal dabei, die Priesterschaft einfach zu überfahren und vor vollendete Tatsachen zu stellen. Einerseits reden Sie davon, daß unsere Autorität gebraucht würde, andererseits untergraben Sie sie ständig. Das lassen wir uns nicht länger bieten. Wir werden dieses verräterische Spiel nicht unterstützen.«
»Wie Sie wollen«, erwiderte Norr. »In einer halben Stunde übertragen die Fernsehstationen in allen noch existierenden Städten eine Sendung, in der wir unser Evakuierungskonzept vorstellen. Sie können natürlich gern ebenfalls Sendezeit kaufen und dagegen argumentieren, aber ich glaube nicht, daß Ihnen nach meiner Sendung noch jemand zuhören wird.«
Zamorra versuchte seine Überraschung nicht zu deutlich zu zeigen und vergewisserte sich schnell, daß auch die anderen ihre Mimik unter
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