0497 - Söldner aus Atlantis
den Weg, wir hörten ein scharfes Lachen. Zweige raschelten, es wurde wieder still.
Ich spürte meine innere Anspannung. Etwas lag in der Luft. Es war mein sechster Sinn, der mich warnte. Lange würde es bestimmt nicht mehr ruhig sein.
Suko blieb abrupt stehen. Den Grund erkannte ich nicht, wollte fragen, doch mein Freund legte einen Finger auf die Lippen und schüttelte leicht den Kopf.
»Ist was?«
»Ich rieche etwas. Brandgeruch.«
»Wo ist das Feuer?«
»Es ist ein kalter Geruch. Du kennst das. Kalter Rauch, der langsam herantreibt…«
»Und woher stammt er?«
Der Inspektor deutete nach rechts. »Da irgendwo, vielleicht nicht weit vom See entfernt.«
»Wo auch das Denkmal stehen soll.«
»Eben.«
Wir waren beide voll motiviert. Ein eigener Weg existierte nicht, wir waren gezwungen, uns durch das Gelände zu schlagen. Die Schritte schluckten das hohe, weiche Gras. Über uns bildete das Geäst der Bäume ein dichtes Netzwerk. Der Himmel war kaum zu sehen, doch auch ich nahm den Brandgeruch wahr.
Was ich bisher über den Park gehört, gelesen oder selbst erlebt hatte, war nicht eingetroffen.
Wir hatten kein lichtscheues Gesindel gesehen, keine dunklen Gestalten, die irgendwo umherirrten, keine Dealer, die uns anmachten, die Stille war schon ungewöhnlich.
Auf meinem Nacken lag eine leichte Gänsehaut. Sie vermischte sich mit dem feuchten Schweiß. Ich ging sehr langsam weiter. Suko hatte sich etwas von mir getrennt, und wir blieben beide stehen, als wir, nach Umrundung einer Buschgruppe, den schmalen Weg erreichten und ein Stück entfernt das helle Licht eines Standscheinwerfers auf ein bestimmtes Ziel gerichtet war.
Von dort drang auch der Brandgeruch zu uns.
»Da ist was passiert«, sagte Suko.
Man hatte die Stelle abgesperrt. Polizisten sah ich. Ihre Lederjacken schimmerten matt. Einer sprach in ein Walkie-talkie.
»Sollen wir hingehen?«
»Sicher.« Ich machte den Anfang. Man hatte vier Beamte aufgeboten. Ihr Streifenwagen stand ein Stück entfernt. Der Scheinwerfer leuchtete einen dicken Klumpen schwarz verbranntes Blech an.
Meiner Ansicht nach mußte es sich dabei um ein Auto handeln, das aus irgendeinem Grund in Flammen aufgegangen war.
Ich wurde von einem der Beamten gestoppt. Er war kräftig und besaß eine dunkle Haut. »Hier geht es für euch nicht weiter. Verschwindet.«
»Wir sind aber deswegen gekommen.«
»Wieso?«
»Es geht uns um das Denkmal.«
»Welches Denkmal?« Er deutete nach hinten, ohne sich dabei umzudrehen. »Sehen Sie was, Mister?«
Seine drei Kollegen folgten unserer Unterhaltung mit gespannten Gesichtern.
»Nein, ich sehe nichts.«
»Das gibt es auch nicht mehr zu sehen.«
»Hat man es abtransportiert?« fragte Suko.
Jetzt war der Cop es leid. »Okay, wer viel fragt, muß sich auch etwas gefallen lassen. Die Ausweise!«
Wir gaben sie ihm. Ein Kollege des farbigen Polizisten schlenderte näher. Auch er schaute sich unsere Ausweise an und nickte.
»Verstehst du das, Bob?«
»Klar. Das sind Kollegen.«
»Wieso?«
»Aus London kommen wir«, erklärte ich. »Scotland Yard, sind Sie nun zufrieden?«
»Nicht ganz.« Der Cop hob die Schultern. »Ich würde gern wissen, was Sie hier suchen.«
»Das Denkmal mit den vier Gestalten.«
»Es ist weg, verdammt.«
»Und wer hat es verschwinden lassen?«
»Fragen Sie uns etwas Leichteres, Mister. Hier ist eine Riesenschweinerei abgelaufen.«
»Die mit dem ausgebrannten Wrack zusammenhängt?«
»Sicher. Ein Jeep ging in Flammen auf. Ebenso wie ein Mann, der darin lag. Er ist verbrannt, aber ich konnte trotzdem noch die Einschußlöcher am Metall des Wagens erkennen. Das heißt, jemand hat auf das Fahrzeug geschossen.«
»Und wer?«
»Wenn wir das wüßten, wären wir schlauer.«
»Gibt es Zeugen?«
Der Cop mit dem Namen Bob mußte laut lachen. »Zeugen hier im Park? Und dann noch in der Nacht.« Er rollte mit den Augen. »Vielleicht in London, aber nicht hier. Das ist New York, das ist Action und Angst. Sicher wurden die Schüsse gehört. Wir fragen uns nur, wer sie abgegeben hat.«
»Was ist denn Ihr Verdacht?« erkundigte sich Suko.
»Vielleicht ein kleiner Bandenkrieg. Das kommt oft vor. Die schießen wie die Killer. Für diese Sorte ist immer Krieg, da müssen Sie achtgeben, nicht zwischen die Mühlsteine zu geraten. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Ja, das weiß ich«, erwiderte ich und ging auf das Wrack zu. Es war noch nicht völlig erkaltet. Der scharfe Rauch biß in meiner Kehle. Ich schaute
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