0499 - Die Hexe von Stonehenge
Arbeit geleistet - zumindest bei Kunstlicht war nicht zu unterscheiden, wo die Erneuerungen stattgefunden hatten und wo noch die alte Substanz vorhanden war. Das versöhnte Nicole aber nur teilweise mit dem Vorgefundenen Dreck.
Sie warf die beim Aufräumen zwangsläufig verschmutzte Kleidung in die Waschmaschine, duschte und sah sich im Kleiderschrank um. Am Inhalt mußte auch eine ganze Menge getan werden. Vorerst schlüpfte sie in verblichene Jeans, stellte fest, daß die immer noch wie angegossen saßen und ergänzte ihr Escheinungsbild mit einem karierten Baumwollhemd, das sich lässig über dem Nabel verknoten ließ und deshalb noch nie Knöpfe gebraucht hatte.
Kaum war sie fertig, stellte sie fest, nicht mehr allein im Haus zu sein. »Na, das ist ja ein timing«, freute sie sich.
Erleichtert atmete sie auf. Zamorra war wieder zurück - aber dann entdeckte Nicole die Risse in seinem staubigen Anzug. »Was ist passiert?« wollte sie wissen.
»Nach dem Begrüßungskuß verrate ich es dir.«
»Eine reale Gefahr bestand zu keiner Zeit«, versicherte ihr Sid Amos und bediente sich an der Hausbar. »He!« protestierte Nicole prompt. »Wenn du dich im Pub vollaufen läßt wie eine Badewanne, kostet das dein Geld, aber warum mußt du unbedingt uns den Whisky wegsaufen, der bei dir ja doch keine Wirkung zeigt? Wie wär’s mit Tee? Der ist nicht so teuer.«
»Auf den Geschmack kommt’s mir an«, erwiderte Amos gelassen. »Seit wann schaust du überhaupt aufs Geld?«
»Seit Zamorra einen neuen Anzug braucht«, erwiderte Nicole. »Mit welchem Raubtier habt ihr euch geprügelt?«
Zamorra und Amos berichtete abwechselnd. »Da wir keine weiteren Informationen mehr erhalten konnten, haben wir die Basis über die Para-Spur schließlich wieder verlassen«, beendete Zamorra den Bericht.
»Eine seltsame Sache«, sagte Nicole. »Eine unsichtbare Frau, die keine Spuren hinterläßt, aber in schattenlosen Räumen einen Schatten wirft, und eine Katze, die die Spuren einer Frau hinterläßt… wenn ein anderer mir das erzählen würde, würde ich es bei aller Phantasie für ausgemachten Blödsinn halten! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese Bilder zusammenpassen.«
»Hinzu kommt, daß es in der ganzen künstlichen Welt unter Stonehenge kein Leben gibt«, sagte Sid Amos.
Zamorra und Nicole starrten ihn entgeistert an und waren plötzlich beide der Ansicht, daß die Unmengen an Alkohol, die Amos heute in sich hineingeschüttet hatte, doch noch Wirkung zeigten! »Sid, was hat mir dann den Anzug zerfetzt? Was hat die Spuren hinterlassen? Es wimmelt da geradezu von gefährlichen Kreaturen, und jetzt behauptest du plötzlich, daß es dort kein Leben gibt?«
»Projektionen!« behauptete Amos. »Projektionen, die einer künstlichen Belebung unterliegen! Ich habe sie bei meinem ersten Besuch auch für Lebensformen gehalten, zumal ich sie flüstern hörte. Sie reagierten auf meine Anwesenheit, wichen vor mir zurück. Sie sind nur schwer von echtem Leben zu unterscheiden, und trotzdem sind sie Projektionen! Aber ich falle jetzt nicht länger darauf herein.«
»Das mußt du uns näher erklären«, verlangte Zamorra, dem es schwerfiel zu glauben, daß eine Projektion, ein gar nicht real existierendes Wesen, ihn angegriffen und ihm den Anzug zerfetzt hatte. Die Risse im Stoff waren keine Einbildung, sondern wirklich vorhanden!
»Der Verdacht kam mir, als wir das Tohuwabohu der Kreaturen sahen, zwischen denen die Katze scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Zamorra, ist dir nicht aufgefallen, daß es Sekunden nach dem Erscheinen der Katze diese Wesen nicht mehr gab? So schnell wie sie verschwanden, konnten sie den Raum überhaupt nicht verlassen haben!«
»Warum hast du mich nicht vor Ort darauf aufmerksam gemacht?« rügte Zamorra den Ex-Teufel. Der zuckte nur mit den Schultern. »In dem Moment war es mir selbst noch nicht klar«, gestand er. »Erst als ich hinterher die Erinnerung an die Bilder noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeimarschieren ließ, kam mir der Verdacht. Und da habe ich den Integrationsversuch durchgeführt.«
Damit konnte Zamorra nichts anfangen. »Was willst du getan haben?«
»Ich habe versucht, meinen Geist eine Verbindung eingehen zu lassen mit allem Lebendigen in der unterirdischen Welt. Nur war das nichts, mit dem ich mich verbinden konnte. Es gibt kein Leben in der Goldenen Burg und ihrer Umgebung.«
»Aber Projektionen sind doch instabil! Sie können nicht massiv körperlich
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